Politik
Turnschuhe, Impfpflicht – das war das Mückstein-Jahr
Elf Monate war Wolfgang Mückstein in der Politik - bis zum Donnerstag, 3.3.2022. Da verkündete er seinen Rücktritt - in einer emotionalen Rede.
Bereits in den ersten Tagen als Gesundheitsminister schlug Wolfgang Mückstein ein rauer Gegenwind ins Gesicht. Der Quereinsteiger musste sich nach seinem Auftritt bei der Angelobung Kritik gefallen lassen, der Grund damals: Seine Schuh-Auswahl. Mit den Turnschuhen zur Angelobung blieb aber letztlich nicht Mücksteins einziger Fauxpas in seiner Zeit im Ministerium – die Kritik am Quereinsteiger verstummte nur selten.
Vom Umgangston überrascht
Groß hatte Mückstein angekündigt, im Falle des Falles einen Lockdown zu verhängen, eine Impfpflicht schloss aber auch der studierte Allgemeinmediziner öfter als nur einmal aus. Am Ende kam alles anders. Zunächst musste sich Mückstein am neuen politischen Parkett zurecht finden, Alt-Kanzler Sebastian Kurz machte deutlich, dass er einen neuerlichen Lockdown ausschließen würde, über Mückstein wurde sich schlicht hinweg gesetzt.
Auch bei der Einführung der Impfpflicht, die letztlich mit einem weiteren Lockdown im Spät-Herbst 2021 beschlossen wurde, war Mückstein mehr Zaungast als harter Verhandler. Die Landeshauptleute setzten ihren Willen durch und nahmen das Steuer in die Hand, Kurz war damals zumindest auf Abwegen schon Geschichte.
Nie in der Politik daheim
Auch in der Folge konnte sich Mückstein auf der politischen Bühne aber nicht so recht einfinden. Interviews über strengere Corona-Maßnahmen und Pläne des Ministeriums wirkten oft hölzern und unsouverän. Nachfragen von Journalistinnen und Journalisten offenbarten Abstimmungsprobleme innerhalb der Regierung, die Mückstein oft ausbaden musste.
Letztlich hat sich der Arzt nie so recht im Politikgeschäft eingelebt. Als er vor elf Monaten von Rudi Anschober die Agenden übernommen hatte, hätte sich ein kurzes Zeitfenster der Entspannung geöffnet. Innerkoalitionäre Verstimmungen und fehlendes politisches Geschick sind jedoch dafür verantwortlich, dass Mückstein die Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden, nicht erfüllen konnte.
Als Gesundheitsminister agierte Mückstein teils unbeholfen, als Sozialminister hingegen nahezu unsichtbar. Das riesige Ministerium, das seit Beginn der Pandemie unter Dauerstrom steht, kam nie zur Ruhe, so auch dessen Hausherren nicht. Pflegereform und andere sozial-politischen Projekte blieben im Schatten von Corona auf der Strecke, auch unter Mücksteins Amtszeit.