Wirtschaft
TUI büßt wegen Boeing-Flugverbot 200 Mio ein
Wegen der gegroundeten Boeing 737 Max 8 muss der Reisekonzern TUI einen Gewinnrückgang in Kauf nehmen. Er ist nicht der einzige.
Der Reisekonzern TUI rechnet wegen der Belastung durch seine mit Startverbot belegten Boeing-Flugzeuge in diesem Jahr mit einem Gewinnrückgang. Es werde ein Einmaleffekt von ungefähr 200 Millionen Euro erwartet, teilte TUI am Freitag mit.
TUI hat in seiner 150 Flugzeuge großen Flotte 15 Maschinen des Modells 737 MAX 8 im Einsatz, das nach zwei Flugzeugabstürzen weltweit am Boden bleiben muss. Bis Ende Mai wollte der Reiseanbieter weitere acht in Betrieb nehmen.
TUI hofft, dass gegroundete Flieger ab Juli wieder abheben
Jetzt fallen Kosten an für verlängerte und neue Leasingverträge, um die ausfallenden Maschinen zu ersetzen und die Urlauber ans Ziel zu bringen. TUI geht außerdem von negativen Effekten der Krise um das Unglücksflugzeug auf das Buchungsgeschäft aus und von höheren Treibstoffkosten.
Das operative Ergebnis für das Gesamtjahr (EBITA) werde gegenüber dem Gewinn 2018 von 1,18 Milliarden Euro um 17 Prozent sinken – vorausgesetzt, die Boeing-Flieger können ab Mitte Juli wieder abheben. Bisher hatte TUI mit einem Betriebsergebnis auf Vorjahresniveau gerechnet.
Weitere Fluggesellschaften mit Einbussen
Sollte das Modell noch länger gesperrt bleiben, erwartet der in London und Frankfurt börsennotierte Konzern weitere 100 Millionen Euro Kostenerhöhung bis Ende September und einen Gewinnrückgang um 26 Prozent. An der Börse verloren TUI-Aktien zum Handelsstart mehr als zehn Prozent und fielen auf ein Sechs-Jahrestief von 8,01 Euro.
Auch die US-Fluggesellschaft Southwest Airlines musste wegen der Boeing-Krise bereits die Gewinnprognose kappen. Am 10. März war zum zweiten Mal eine noch neue 737 MAX von Ethiopian Airlines wenige Minuten nach dem Start in Äthiopien abgestürzt. Dabei kamen 157 Menschen ums Leben.
Das Unglück ähnelte dem Absturz einer 737 von Lion Air in Indonesien, dem alle 189 Menschen an Bord zum Opfer fielen. Die Unglücksursachen stehen nicht fest, doch es wird ein Defekt des Kontrollsystems MCAS als Auslöser vermutet. Dieses sei auch bei dem verunglückten Ethiopian-Flugzeug aktiviert gewesen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider am Freitag. Ein vorläufiger Unfallbericht werde in der kommenden Woche veröffentlicht, erklärten US-Vertreter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Bestellungen bei Boeing storniert
Boeing hat ein Software-Update für das MCAS-System angekündigt, das bei drohendem Strömungsabriss automatisch die Flugzeugnase senkt, sowie bisher ausgebliebene Trainings für die Piloten. Der Flugzeugbauer hofft, damit eine Freigabe für das geschäftlich wichtige Modell zu bekommen.
Für den Verkaufsschlager hat Boeing Aufträge von mehr als einer halben Billion Dollar ausstehen. Doch die ersten Airlines widerrufen mittlerweile ihre Aufträge. Die indonesische Sriwijaya Air hat den Leasingvertrag für zwei 737 MAX gekündigt, wie ein Sprecher erklärte.
Zuvor hatte deren Muttergesellschaft Garuda aus Indonesien als erste einen Auftrag über 49 Flugzeuge des Typs storniert mit der Begründung, die Passagiere hätten das Vertrauen in dieses Modell verloren. TUI gehört zu den größeren Bestellern aus Europa, wollte sich am Freitag aber nicht dazu äußern, ob die Order bestehen bleibt oder womöglich Schadenersatz von Boeing gefordert wird. (vro/sda)