Wien

Trotz Notquartieren übernachten Obdachlose auf Mahü

Trotz Notquartieren wollen sich viele wohnungslose Menschen nicht helfen lassen – und übernachten im Freien. Laut Anrainern waren es früher weniger.

Thomas Peterthalner
Obdachlose Menschen übernachten auch im Winter auf der Mahü
Obdachlose Menschen übernachten auch im Winter auf der Mahü
Privat

Kaum ist es dunkel, verändert sich das Straßenbild auf der Mariahilfer Straße in Wien-Mariahilf – im Abschnitt zwischen Barnabitengasse und Stumpergasse ist fast jeder Hauseingang mit Schlafsäcken besetzt. Vor den Geschäften übernachten Menschen selbst bei Minusgraden im Freien.

"Schande für Wien"

Laut Anrainern seien es früher weniger gewesen, offizielle Zahlen gibt es nicht. "Eine Schande für Wien", meint Baumeister Richard Lugner dazu – er fordert beheizte Zelte mit Verpflegung für Obdachlose. Doch diese wären gar nicht notwendig – denn Plätze gibt es genug. "Es stehen im ganzjährigen Regelangebot 6.800 Wohn- und Betreuungsplätze zur Verfügung", so ein Sprecher des Fonds Soziales Wien zu "Heute". Dazu kommen im Winter zusätzlich tausend Plätze in Notquartieren.

Niemand muss frieren

"Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen sorgen wir dafür, dass niemand die kalte Jahreszeit auf der Straße verbringen muss. Es stehen ausreichend Kapazitäten zur Verfügung." Neben den ganzjährigen Tageszentren gibt es im Winter auch noch das Angebot der Wärmestuben in Wien. 

Schlafplatz auf der Mariahilfer Straße.
Schlafplatz auf der Mariahilfer Straße.
Privat

Angebot nicht angenommen

"Es gibt aber obdachlose Menschen die sich, trotz der umfangreichen Angebote und freien Kapazitäten, im öffentlichen Raum aufhalten. Manche Menschen wollen Angebote nicht annehmen." Sozialarbeiter kümmern sich um die Betroffenen auf der Straße und bieten Unterstützung an.

Im Jahr 2019 nutzten insgesamt 12.590 Personen die unterschiedlichen Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe, 2020 waren es 12.550 Personen, die im Jahresverlauf unterschiedliche Leistungen in Anspruch nahmen. Das reicht vom Besuch eines Tageszentrums, über den Aufenthalt in einem Notquartier bis zur mobilen Begleitung in der eigenen Wohnung. Die Zahl an Klienten im Jahr 2021 bewege sich mit 12.460 ebenfalls in diesem Bereich. "Bisher zeigt sich kein merkbarer Anstieg an Kund:innen in der Wiener Wohnungslosenhilfe aufgrund der Pandemie."

Die Caritas Wien bittet um Hilfe – Sachspenden und Schlafsäcke werden dringend gebraucht. Schlafplätze von Obdachlosen in Not können online via KälteApp oder Kältetelefon unter der Wiener Nummer 01 480 45 53 gemeldet werden. Ein Anruf kann Leben retten!

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