Coronavirus
Triage! Intensiv nicht mehr für alle Patienten offen
Die Salzburger Spitäler stehen vor einer Triage-Situation. Doch schon jetzt werden Patienten nach Überlebenschance priorisiert.
Deshalb wurde nun ein eigenes Team zusammengestellt, das entscheidet, welche Patienten noch behandelt werden können und welche nicht – eine Entscheidung über Leben und Tod. Die Chefs der Salzburger Landeskliniken richten deshalb einen dramatischen Hilferuf an die Regierung und VP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
In der ORF ZIB2 waren deshalb Dienstagnacht der Leiter der Salzburger Landeskliniken, Paul Sungler, und Barbara Friesenecker, Intensivmedizinerin der MedUni Innsbruck, per Videoschaltung zu Gast, um aus erster Hand über die erschütternde Lage zu berichten.
Sungler machte den Anfang: er musste zum allerersten Mal eine Überlastungsanzeige an das Land stellen. "Wir wollten die Warnung aussprechen, dass das System langsam eskaliert". Maximal könnten 51 Covid-Patienten betreut werden, dennoch müssten auch weitere Betten für andere Erkrankten oder Verunfallte auf den Intensivstationen zur Verfügung stehen.
Corona-Welle auf ICUs steht bevor
Noch denke man nicht an Einschränkungen, doch kommt es zu einem weiteren Anstieg der Bettenauslastung, könne sich das schnell ändern: "Nach dieser Phase wird es Notstandsversorgung sein", mahnt der Spitalsleiter. Danach könne eine Versorgung nicht mehr garantiert werden. Und: aufgrund der zeitlichen Verzögerung zwischen Neuinfektionen und Spitalsaufnahme steht eine weitere Welle erst noch bevor!
"Wie schnell wären Sie denn am Anschlag?", hat Moderator Martin Thür nach. "Das ist schwer vorherzusehen. Wir haben vor 14 Tagen 70 Patienten auf den Normalstationen gehabt, jetzt sind es 170. Auf den Intensivstationen waren es vor 14 Tagen noch 12 und jetzt 31. Das zeigt, dass es schnell und exponentiell wächst."
Sungler hofft, dass Salzburg bei einer Überlastung andere Bundesländer, allen voran Wien, und vielleicht sogar andere Staaten Salzburger Corona-Patienten mit schweren Verläufen aufnehmen würden.
"Triage Light"
"Wir stehen sehr knapp vor einer Triage und führen bereits eine Triage Light durch, weil wir nicht mehr alle mit allen Mitteln behandeln können", verdeutlicht Intensivmedizinerin Friesenecker direkt im Anschluss. Schön jetzt würden Patienten mit "fraglicher Überlebenschance" nicht mehr auf Intensivstationen weitergeleitet.
"Im Endeffekt geht es darum, wer die höchste Überlebenschance hat". Dabei sei es egal, ob es sich um einen Corona- oder Nicht-Corona-Patienten handle. Doch: "Triage heißt immer, eine schlechtere medizinische Versorgung für alle Patienten", so die Expertin.
Die Regierungskommunikation der letzten Tage sei ihr unverständlich gewesen, kommentiert die Medizinerin auf diesbezügliche Nachfrage Thürs. Ob es einen allgemeinen Lockdown brauche? Friesenecker: "Ich bin keine Politikerin. Im Endeffekt ist es so, dass die Ungeimpften auf unseren Intensivstationen liegen. Die Ungeimpften sind schon diejenigen, die unsere Intensivstationen massiv belasten."
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