Politik

Anschober in Tränen: "Hat sich wie 15 Jahre angefühlt"

Zum Auftakt stockende Worte, zum Ende dann Tränen: Emotional ging der Rücktritt von Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) am Dienstag vonstatten.

Rene Findenig
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Rudolf Anschober gab hochemotional aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt.
Rudolf Anschober gab hochemotional aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt.
Joe Klamar / AFP / picturedesk.com

Zum Start seiner "persönlichen Erklärung" stockte Gesundheitsminister Rudi Anschober erst die Stimme, dann bebte sie. "Es hat mit großer Freude begonnen", sagte Anschober am Dienstag zu seiner damaligen Übernahme des Gesundheitsministeriums und seiner "sehr schönen, herausfordernden" Tätigkeit vor rund 15 Monaten. Und dann: "Die letzten 15 Monate haben sich eher wie 15 Jahre angefühlt."

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    Rudolf Anschober gab am Dienstag seinen Rücktritt bekannt.
    Rudolf Anschober gab am Dienstag seinen Rücktritt bekannt.
    ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

    Vor 14 Monaten habe die Pandemie alles über den Haufen geworfen und das Gesundheitsministerium sei zur zentralen Steuereinheit des Landes geworden. "Unvorstellbar, was das für dieses Haus, für jeden einzelnen Mitarbeiter bedeutet hat. Verantwortung, Belastung, auch Überlastung", so Anschober. Und ja, das gestand Anschober ganz offen, es seien auch Fehler passiert: "Es ist Neuland, das wir beschritten haben und das wir täglich beschreiten."

    "Es wurden auch mir nahestehende Personen bedroht"

    Während es in der ersten Corona-Welle einen immensen Zusammenhalt der Bevölkerung gegeben habe, habe Anschober dann in der zweiten Welle eine Spaltung der Gesellschaft, Wut und Aggression gespürt – auch privat, berichtete er. "Es sind Morddrohungen gekommen, ich bin seit November unter Polizeischutz gewesen." Und: "Es wurden auch mir nahestehende Personen bedroht", verriet Anschober. Seine "Quelle der Energie" sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dagewesen.

    "Ich habe in diesen 14 Monaten versucht, alles zu geben, mit aller Kraft", so Anschober. "Ich habe seit 14 Monaten praktisch durchgearbeitet. Ich habe mich ganz offensichtlich überarbeitet", so Anschober. Er fühle sich "nicht mehr fit, mir ist zunehmend die Kraft ausgegangen." Ganz offen berichtete Anschober über seine gesundheitlichen Probleme: Beginnender Tinnitus, steigende Zucker- und Blutdruckwerte, Kreislaufschwäche und Kollaps mit anschließendem Spitalsaufenthalt.

    "Ganz klar formuliert: Ich will mich auch nicht kaputtmachen"

    "Da hat man keine Kraft mehr, das ist, wie wenn ein Stecker herausgezogen wird", so Anschober. "Mir ist die Kraft ausgegangen". Er habe schnell gemerkt: "Ich muss für mich eine Notbremse ziehen." Das sei allerdings aktuell nicht möglich gewesen: "Diese Pandemie macht keine Pause, da kann auch der Gesundheitsminister keine Pause machen. Die Republik braucht einen Gesundheitsminister, der zu 100 Prozent fit ist." 

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      Rudolf "Rudi" Anschober, Jahrgang 1960 und aus Wels, arbeitete sieben Jahre lang bis 1990 als Volksschullehrer. 1990 zog er für die Grünen als Verkehrs-, Sicherheits- und Atomsprecher in den Nationalrat ein.
      Rudolf "Rudi" Anschober, Jahrgang 1960 und aus Wels, arbeitete sieben Jahre lang bis 1990 als Volksschullehrer. 1990 zog er für die Grünen als Verkehrs-, Sicherheits- und Atomsprecher in den Nationalrat ein.
      picturedesk.com

      "Ganz klar formuliert: Ich will mich auch nicht kaputtmachen", so Anschober, kurz darauf kamen ihm die Tränen. Er habe mit seinen Ärzten gesprochen und entschieden, seine Funktion als Gesundheitsminister niederzulegen. Hochemotional verabschiedete sich Anschober schließlich: "Irgendwann möchte ich meinen Traum verwirklichen und meinen ersten politischen Roman schreiben. Es bleibt mir zum Schluss nur mehr, mich zu bedanken." Sein Dank gelte seiner Partnerin, der Kabinetts-Chefin und seinem Team sowie Vizekanzler Werner Kogler, "Und Ihnen sag ich 'Auf Wiedersehen'", so Anschober, bevor er die politische Bühne verließ.