Niederösterreich

Tollwut, HIV & Co! Hier werden Viren im Labor gezüchtet

Am IST Austria in Klosterneuburg werden jetzt Viren mit HIV oder Tollwut-Bestandteilen gezüchtet. Ziel ist die genaue Erforschung von Zellen.

Isabella Nittner
Das ISTA in Maria Gugging, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg.
Das ISTA in Maria Gugging, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg.
Reiner Riedler/IST Austria / OTS

Die Geschichte des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Maria Gugging, einer Katastralgemeinde von Klosterneuburg, ist beeindruckend: Bis ins Jahr 2007 fand sich in den Örtlichkeiten des IST Austria die "Niederösterreichische Landesnervenklinik Gugging", aus ganz Niederösterreich kamen Menschen mit psychischen Problemen in die Ortschaft, um sich helfen zu lassen.

Aus "Irrenanstalt" wurde Elite-Uni

Die 1885 eröffnete "Irrenanstaltsfiliale Gugging-Kierling" (so wurde die Nervenklinik zu Beginn betitelt, Anm.) wich also einer postgradualen Elite-Universität, im Jahr 2022 befindet sich im beschaulichen Ort Maria Gugging eine eigene Uni-Stadt mit Wohnungen für Mitarbeiter, eigenem Hackschnitzellager, zahlreichen Labor-Gebäuden, einem eigenen Betriebskindergarten sowie einem kürzlich angeschlossenen Tech-Park, der Wissenschaft und Wirtschaft näher zusammenbringen soll.

Auszeichnungen mannigfaltig

Die Auszeichnungen, die die Forscher und Forscherinnen des ISTA über die Jahre einheimsen konnten, sind zahlreich, sogar ein Film-Oscar steht in den Gebäuden, die Tradition (die alten Gemäuer der Nervenklinik wurden saniert) und Moderne vereinen.

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    Immunzellen, die mit einem Typ von Adeno-assoziiertem Virus (AAV9) infiziert sind. Das Virus trägt genetisches Material, das die infizierten Mikroglia-Immunzellen im Gehirn dazu bringt, ein grün fluoreszierendes Protein zu produzieren. Der rote Farbstoff zeigt Mikrotubuli an, die Teil des Zellskeletts sind.
    Immunzellen, die mit einem Typ von Adeno-assoziiertem Virus (AAV9) infiziert sind. Das Virus trägt genetisches Material, das die infizierten Mikroglia-Immunzellen im Gehirn dazu bringt, ein grün fluoreszierendes Protein zu produzieren. Der rote Farbstoff zeigt Mikrotubuli an, die Teil des Zellskeletts sind.
    ISTA/Yvonne Vallis

    Ein neuer Coup der Forschungsinstitution: eine eigene Viren-Küche!

    "Vereinfacht gesagt besteht ein Viruspartikel aus einer äußeren Proteinhülle, die manchmal von einer zusätzlichen Hülle aus Fetten umhüllt ist, und dem viralen Genom, das beschreibt, wie man mehr davon herstellen kann", erklärt Flávia Leite, Virenexpertin am ISTA. „Im Labor der Virus Services verwenden wir modifizierte Viren, die nicht mehr gefährlich sind. Anstelle ihres ursprünglichen genetischen Materials tragen sie ein gewünschtes Gen in die Zellen, die sie infizieren. Dort kann es dann auch in den genetischen Code einer infizierten Zelle eingebaut werden", so die Forscherin.

    Grundstein für medizinische Revolution?

    Auch Viren, die das Immunschwäche-Virus HIV enthalten, werden am ISTA produziert, ebenso wie eine ungefährliche Version des Tollwut-Virus.

    Ziel des 2019 gegründeten "Virus Services Team" ist es, Bewegung, Wachstum und Aktivität der infizierten Zellen zu verfolgen.

    Erst kürzlich entdeckte man am ISTA etwa, dass ein bestimmtes Protein das Wachstum von Krebs-Metastasen maßgeblich hemmt. Die Forschung könnte also schlussendlich zu einer medizinischen Revolution führen.

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