Klimawandel dreht Spieß um

Tödliche Rückkopplung – Unsere Wälder stoßen CO2 aus

Die CO2-Speicherfunktion des Waldsystems gerät an ihre Grenzen. Dürren und Brände machen die Wälder vielerorts sogar zu Kohlenstoff-Ausstoßer.

Bernd Watzka
Tödliche Rückkopplung – Unsere Wälder stoßen CO2 aus
Klimawandel total: Der Wald gerät zunehmend unter Druck.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Wälder und Böden dämpfen die Klimaerwärmung, indem 30 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen binden. Diese Speicherfunktion gerät jedoch zunehmend unter Druck: Dürren, Stürme und Brände vernichten Wälder – diese werden vielerorts sogar zu Kohlenstoffquellen.

Je wärmer es wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass uns solche Rückkopplungen auf einen ganz anderen Klimapfad schicken.
Almut Arneth
Karlsruher Institut für Technologie

Kaputter Wald gibt Kohlenstoff ab

Normalerweise sind Wälder Kohlenstoffsenken. Bäume binden durch Photosynthese CO2 und lagern dieses in ihrem Holz ein. "Doch ein toter Wald ist nicht nur keine Kohlenstoffsenke mehr – das CO2 im Holz kommt über Abbauprozesse wieder in die Atmosphäre zurück", so die deutsche Ökosystemforscherin Almut Arneth zum ORF.

Sturmschäden größer als Biomasse-Zuwachs

Der Umkehrprozess kann so weit gehen, dass der Wald sogar zu einer Kohlenstoffquelle wird. In unserem Nachbarland Deutschland war das 2017 bis 2022 der Fall: Schäden durch Stürme, Dürre und Käferbefall waren damals größer als der Zuwachs an Biomasse. Für Österreich sind ähnliche Entwicklungen zu befürchten.

Klimakrise verstärkt Brände und Dürre

Neben Trockenheit setzen auch Brände den Wäldern auf der ganzen Welt zu. Beide Phänomene werden durch die globale Klimaerwärmung seit Jahren verstärkt.

Globale CO2-Aufnahme war früher stabil

Noch vor 20 Jahren war die globale Kohlenstoffaufnahme der Wälder stabil, auch wenn es regionale Unterschiede gab. In den gemäßigten Breiten wuchsen Wälder, gleichzeitig kam es zu Verlusten in den borealen Wäldern Alaskas, Kanadas und Russlands.

Wälder binden nur noch ein Fünftel CO2

Aktuelle Zahlen zeigen fürs Vorjahr, dass die CO2-Speicherfunktion der Wälder zurückgeht.  Böden und Wälder speicherten nur noch ein Fünftel dessen, was sie früher binden konnten. Grund dafür waren Extremwetterereignisse wie Waldbrände in Kanada und Dürreperioden im Amazonasgebiet.

Die Wetterverhältnisse der vergangenen Jahre würden insgesamt "andeuten, dass sich die Senkenfunktion der Wälder abschwächen könnte" – und zwar langfristig.

Tödliche "Rückkopplung" im CO2-Kreislauf

Nehmen die Wälder weniger CO2 auf, dann verbleibt mehr CO2 in der Erdatmosphäre, und es wird wärmer. Das stresst wiederum die Wälder, weshalb sie als Folge noch weniger CO2 aufnehmen können. Ein Rückkopplungsmechanismus entsteht.

"Je wärmer es wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass solche Rückkopplungen uns auf einen ganz anderen Klimapfad schicken", sagt Arneth. Das sei auch der Grund, warum die Wissenschaft so eindringlich dafür plädiere, die Erderwärmung zu begrenzen.

Aufforstung und klimafitter Umbau

Dass Wälder von Kohlenstoffsenken zu Kohlenstoffquellen werden, ist keine unumkehrbare Dynamik, betont Arneth. Werden neue Bäume gepflanzt, dann können diese nach wenigen Jahrzehnten bereits relevante Mengen an CO2 binden.

Wald ist wichtiger Lebensraum

Zudem liegen die großen CO2-Speicherpotenziale nicht nur in den Tropen, auch ein gesunder mitteleuropäischer Mischwald sei in seiner Speicherfähigkeit nicht zu verachten. Der Wald bietet nicht nur wichtige Lebensräume für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen, diese Vielfalt schützt den Wald auch vor Schädlingen und Dürre.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Speicherfunktion der globalen Wälder gerät durch Dürren, Stürme und Brände zunehmend unter Druck, wodurch Wälder vielerorts zu Kohlenstoffquellen werden.
    • Forscher betonen die Notwendigkeit von Aufforstung und klimafreundlichem Waldumbau, um die CO2-Bindungskapazität der Wälder zu erhalten und die Erderwärmung zu begrenzen.
    bw
    Akt.
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