Wien

"Todtraurig" – Wienerin rechnet im ORF mit Politik ab

Zweifellos hätten die Einmalzahlungen den Menschen geholfen – aber eben nur kurz, so eine teuerungsgeplagte Wienerin im ORF-Interview.

Leo Stempfl
Eigentlich verdient sie ganz gut, doch die extremen Teuerungen machen selbst Natascha schwer zu schaffen.
Eigentlich verdient sie ganz gut, doch die extremen Teuerungen machen selbst Natascha schwer zu schaffen.
ORF2

Bei einem Thema ist sich ein Großteil der Österreicher einig: Die Regierung tut zu wenig gegen die Teuerungen. Sogar Gabriel Felbermayr, Chef des in der Tradition des turboliberalen Friedrich August von Hayek stehenden WIFO-Instituts, denkt mittlerweile an Eingriffe in Miet- und Lebensmittelpreise. Doch Kanzler Karl Nehammer bleibt hart. Österreich habe immerhin ein eng-maschiges Sozialnetz, und: "Arbeit der beste Schutz vor Armut."

Natascha R. arbeitet 40 Stunden im absoluten Mangelberuf der Intensivkrankenpflege. Trotzdem muss sie ums finanzielle Überleben kämpfen. In "Wien heute" sagte sie im Interview bei ORF-Moderator Patrick Budgen, was sie von solchen Aussagen der Spitzenpolitik hält.

Lebensmittel nur in Aktion

"Wir verdienen wirklich nicht schlecht, wir sind ja im Vergleich zu vielen anderen in Österreich privilegiert mit unserem Einkommen", gesteht sie gleich eingangs. Ihr Mann ist ebenfalls erwerbstätig und Orthopädietechniker, trotzdem bleibt am Ende des Monat nicht mehr viel Geld übrig.

Hat man sich früher einen Wocheneinkauf um 100 Euro leisten können , ist das jetzt eindeutig nicht mehr der Fall. Produkte einfach nach Belieben zu kaufen gehe nicht mehr, sondern so weit es geht nur noch in Aktion. Auch beim Heizen gibt es Abstriche, Stromkosten werden so weit wie möglich heruntergeschraubt. Für viele Leute wird es immer schwieriger werden, vermutet Natascha.

"Todtraurig"

"Man merkt einfach: Der Herr Nehammer ist offensichtlich ein sehr privilegierter Mensch, der seine Privilegien nicht wahrnimmt und überhaupt keine Ahnung hat, wie es den Leuten an der Basis geht. Das ist eigentlich todtraurig", lautet ihr Fazit zu den Aussagen des Bundeskanzlers. Ihr Appell: Nachhaltige Lösungen schaffen. Finanzspritzen "haben uns allen geholfen, überhaupt keine Frage." Aber das eben nur in dem Moment. Und die Preise bleiben weiterhin hoch. "Im nächsten Monat steh ich dann wieder da."

In Österreich spricht man grundsätzlich ungern über Geld, ihr sei es aber trotzdem wichtig gewesen, ihre Situation offenzulegen, weil es beinahe allen Menschen derzeit so geht. Deswegen sollte man sich auch nicht dafür schämen.

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