Niederösterreich
Todes-Schuss in Kaserne – Soldat (20) drückte ab
Tragödie in der Flugfeldkaserne in Neustadt: Ein Niederösterreicher (20) soll herumgeschossen haben, ein Offizier (54) drückte ab, wurde festgenommen.
Schusswechsel mit einem Toten und einem Verletzten in der Kaserne des Jagdkommandos in Wiener Neustadt am Morgen des Dreikönigs-Tages 2023: Ein 20-jähriger Wachesoldat des Militärkommandos NÖ (hat mit Jagdkommando also nichts zu tun, Anm.) soll am Morgen des 6. Jänner massiv randaliert und Schüsse abgegeben haben.
Um 6.52 Uhr erwiderte der Offizier vom Tag (Anm.: kein Offizier im eigentlichen Sinn, lediglich eine Begrifflichkeit, ist ein Unteroffizier) das Feuer und traf den 20-Jährigen tödlich. Der Offizier vom Tag, ein 54-jähriger Burgenländer, erlitt dabei selbst schwere Verletzungen. Der 54-Jährige wurde noch im Krankenhaus festgenommen.
Offizier festgenommen
Laut Erstmeldung der Polizei sollen die Verletzungen des Unteroffiziers lebensgefährlich sein, Heeressprecher Michael Bauer gab am Freitag um 9.30 Uhr vorsichtige Entwarnung: "Das kann ich so nicht bestätigen. Der Mann wurde zwar verletzt, dürfte aber nicht in Lebensgefahr schweben." Zur Festnahme meinte Bauer am Freitagvormittag: "Das ist die übliches Vorgangsweise bei so schweren Vorfällen. Bis zum Abschluss der Erhebungen gilt der Unteroffizier als festgenommen."
Der getötete Schütze, der zuerst das Feuer eröffnet haben soll, ist 20 Jahre alt und aus Niederösterreich. Er war erst im Oktober 2022 eingerückt, unterstand dem Militärkommando Niederösterreich und schob am Dreikönigstag in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt Wache. Im Zuge der Wachablöse soll es zwischen dem 20-Jährigen und seinem Vorgesetzten zum Streit gekommen sein, dabei sollen Schüsse gefallen sein, der 54-Jährige dürfte den Wachesoldat in Notwehr erschossen haben.
Tragische Todesserie beim Bundesheer
Der tödliche Schusswechsel in der Flugfeldkaserne ist nicht das einzige Drama bzw. der einzige mutmaßliche Vorfall beim niederösterreichischen Bundesheer in den letzten Jahren: 2017 hatte der "Hitzemarsch von Rekrut Toni" in Horn für Aussehen gesorgt. Ebenfalls 2017 hatte ein Soldat einen Rekrut in einer Wiener Kaserne mit einem Kopfschuss getötet - mehr dazu hier.
Im Herbst 2019 war ein 31-jähriger Unteroffizier und Hundeführer des Jagdkommandos im Zwinger der Flugfeldkaserne Wr. Neustadt von zwei Hunden angefallen und getötet worden - alles dazu hier.
Notwehr wahrscheinlich
Und am Dreikönigstag kam es jetzt in der Flugfeldkaserne zum nächsten, tragischen Todesfall. Übrigens abseits der Todesdramen hatte ein Fall eines mutmaßlichen Übergriffes eines ranghohen Offiziers (es gilt die Unschuldsvermutung) des Militärkommandos NÖ im November 2022 für Berichterstattung gesorgt - mehr dazu hier.
Die Ermittlungen im aktuellen Fall in der Flugfeldkaserne Wiener Neustadt laufen auf Hochtouren, das Landeskriminalamt NÖ übernahm die Erhebungen, der verletzte Unteroffizier wurde ins Krankenhaus gebracht. Laut jetzigem Ermittlungsstand wird von Notwehr ausgegangen, dem Schusswechsel dürfte ein Streit vorausgegangen sein. Die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt wartet noch die Tatortarbeit ab.