Sportmix
Tischtennis-Brüder bei Deaflympics: "Kein Störgeräusch"
Christopher und Lukas Krämer auf Medaillen-Jagd! Bei den "Deaflympics" greifen die Brüder im Tischtennis-Bewerb an. Vorher sprachen sie mit "Heute".
Bei den „Deaflympics“ in Caxias do Sul (Br) kämpfen mehr als 3.000 Sportler aus 117 Nationen um Edelmetall. Österreich ist beim "Gehörlosen-Olympia" – das es bereits seit 1924 gibt – mit sechs Athleten vertreten. Heiße Eisen an der Tischtennis-Platte: Christopher und Lukas Krämer.
"Eine Medaille wird schwierig, aber wir kämpfen um die Chance", erklären die Brüder aus Niederösterreich "Heute". Wieso ohne Gebärdensprache? "Mein Resthörvermögen beträgt 30 Prozent, mit Hörgerät 50 Prozent", erklärt Christopher. Lukas meint: "Ich kam taub zur Welt, kann mit einem Implantat hören. Es leitet elektrische Impulse per Kabel in die Hörschnecke." Das Hörvermögen des 20-Jährigen bildet sich dennoch langsam zurück, in 20 bis 30 Jahren herrscht trotz Implantat Stille. "Wir können aber auch Lippenlesen und die Gebärdensprache", so die Athleten vom ATUS Gumpoldskirchen, die seit ihrer Jugend auch schon einige Nationalteam-Einsätze verbuchen konnten und von Johann Weitlaner (auch mental) trainiert werden.
Wie wirkt sich das fehlende Hörvermögen am Tischtennis-Tisch aus? "Der Gleichgewichtssinn ist reduziert, der sitzt ja auch im Ohr. Daher machen wir spezielle Übungen", erklärt Lukas. "Wir hören auch den Schnitt nicht, im Gegensatz zu Athleten mit einem normal ausgeprägten Hörvermögen. Daher arbeiten wir mehr mit den Augen. Man kann durch den Winkel sehen, welchen Schnitt der Gegner spielt. Es gibt auch einen Vorteil, wenn man nichts hört: Man hat keine Störgeräusche."
Auch im Alltag läuft bei dem Krämer-Brüdern natürlich einiges anders: "Unser Wecker funktioniert mit Vibration. Die Türglocke blitzt, unsere Augen sind so lichtempfindlich, dass wir es gut merken, wenn jemand anläutet. Autofahren funktioniert zum Glück ganz normal, vielleicht fahren wir sogar etwas entspannter, weil wir es nicht hören, wenn man uns anhupt."
Auch auf die Berufswahl hat die Gehörlosigkeit Auswirkungen: "Man kann nicht Pilot oder Polizist werden." Aber für die beiden ist das ohnehin kein Thema, sie haben sich dem Sport verschrieben. "Ich mache gerade die Lehramt für die Gebärdensprache", erklärt der 27-jährige Christopher. "Ich will Kinder unterrichten und damit auch für den Gehörlosen-Sportverband tätig sein." Sein Bruder Lukas drückt selbst noch die Schulbank. "Nach der Matura will ich Heeressportler werden und dadurch ganz als Tischtennis-Profi leben."
Wie bei vielen Sportlern in "Randsportarten" ist auch bei den Krämer-Brüdern der finanzielle Aspekt ein großes Thema. "Mehr Förderungen wären absolut wünschenswert", stellen sie klar. "Wir hätten gerne ein Budget von 50.000 Euro. Derzeit müssen wir 80 Prozent unserer Kosten selbst abdecken. Besonders Trainingspartner und Material sind ein großer Kostenfaktor, dafür greifen wir viel in die eigene Tasche. Mit mehr Förderungen können wir auch bei Trainern und Physio-Betreuung viel verbessern."