Österreich

"Tickt ihr nicht richtig?": Wirte wegen Trinkgeld sauer

Eine Trinkgeld-Kampagne der Wirtschaftskammer sorgt für Unmut. Ein Kärntner Wirte-Paar machte seinem Ärger nun auf Facebook Luft. 

Christine Ziechert
Karl und Irmgard Liebetegger stößt die Trinkgeld-Kampagne der Wirtschaftskammer sauer auf. 
Karl und Irmgard Liebetegger stößt die Trinkgeld-Kampagne der Wirtschaftskammer sauer auf. 
zVg

Die Trinkgeld-Aktion der Kärntner Wirtschaftskammer liegt einigen Wirten derzeit schwer im Magen: Die Kammer hat Gastronomen Werbemittel wie Tischständer und Plakate mit dem Slogan "Was ich von meinen Gästen am liebsten höre? Danke, stimmt so!" zugeschickt. Hintergrund der Kampagne ist, dass viele Gäste aufgrund der Teuerungen angeblich nicht mehr so oft Trinkgeld geben. Manche Lokalbesitzer greifen auch zu etwas fragwürdigen Methoden und heben ein "Zwangs-Trinkgeld" ein, wie etwa ein Wiener Betrieb.

Die Sujets "Ober", "Weinglas" und "Kassa" sollen laut Wirtschaftskammer die Konsumenten nun "unaufdringlich sensibilisieren" und die Themen Wertschätzung und Trinkgeld wieder ins Bewusstsein rufen, berichtet die "Kleine Zeitung". Mit zehn Prozent Trinkgeld sei man gut unterwegs, so die Kammer. 

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    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock

    Trinkgeld-Kampagne stößt Wirte sauer auf

    Doch nicht alle Gastronomen sind begeistert von der Aktion – wie etwa Irmgard und Karl Liebetegger, die in St. Urban den "Reidnwirt" betreiben. "Da kann die Kammer sagen, was sie will: Da geht es offenbar um verpflichtendes Trinkgeld", erklärt Karl Liebetegger der "Kleinen Zeitung".

    "Es ist eine bodenlose Frechheit, den Gast dazu aufzufordern. Wenn das Service und die Qualität passen, geben die Leute eh Trinkgeld. Manchmal legen sie auch ein, zwei Euro auf den Tisch", meint Irmgard Liebetegger im "Heute"-Gespräch. Die Plakate und die Tischständer würden Gäste als Verpflichtung zum Trinkgeld-Geben sehen, ist sich das Wirte-Paar einig.

    "Tickt ihr in der Kammer nicht mehr richtig?"

    Das Ehepaar wird die Werbemittel nicht nur nicht einsetzen, sondern hat das gesamte Paket gleich wieder an die Wirtschaftskammer mit den Aufschriften "Tickt ihr in der Kammer nicht mehr richtig?" und "Porto bezahlt der Empfänger" retour geschickt. Der Sticker "Achtung! Inhalt ist bares Trinkgeld wert!" wurde durchgestrichen. Irmgard Liebetegger hat zudem ein Foto des Pakets auf Facebook gepostet.

    "Wir haben im Zuge der Kampagne mehrfach deponiert, dass es nicht um verpflichtendes Trinkgeld geht, sondern um Freiwilligkeit" - Wolfgang Kuttnig, Wirtschaftskammer Kärnten

    Auch Christoph Schaschl vom Restaurant "Karawankenblick" am Pyramidenkogel beim Wörthersee findet die Kampagne übergriffig. "Ich habe das Paket mit den Aufstellern geöffnet und gleich wieder weggeworfen. Jetzt haben wir in der Gastronomie eh schon so viele Schwierigkeiten, eine der größten ist die Teuerung. Wie sieht das denn aus, wenn die Gäste, die trotz Preiserhöhungen zum Essen kommen, auch noch mit Sprüchen konfrontiert werden, die ihnen das Gefühl vermitteln: Da will mir einer noch mehr Geld rausziehen?", meint er zur "Kleinen Zeitung".

    Auf die Kritik angesprochen, erklärt Wolfgang Kuttnig, Tourismus-Spartenobmann in der Kärntner Wirtschaftskammer der "Kleinen Zeitung": "Wir haben im Zuge der Kampagne mehrfach deponiert, dass es nicht um verpflichtendes Trinkgeld geht, sondern um Freiwilligkeit. Und um Wertschätzung der Mitarbeiter, die wir brauchen wie ein Stück Brot."