Niederösterreich
Teure Kiga-Reform – Gemeinden schließen sich zusammen
Die Kinderbetreuungs-Offensive in Niederösterreich kostet auch den Gemeinden jede Menge Geld. Geld, das sie oft nicht hat. Jetzt wird umdisponiert.
750 Millionen Euro investiert das Land Niederösterreich in eine groß angelegte Kinderbetreuungs-Offensive: Ab Herbst 2024 ist jedes Kind ab zwei Jahren berechtigt, einen Landeskindergarten zu besuchen. Das Eintrittsalter wird also um ein halbes Jahr – von zweieinhalb auf zwei – gesenkt.
BetreuerInnen sind Gemeindebedienstete
Zudem sollen die sommerlichen Schließzeiten schon 2023 auf maximal eine Woche verkürzt werden und jedes Kind unter sechs Jahren soll grundsätzlich Anspruch auf eine Gratis-Vormittagsbetreuung haben. Alle Details dazu findest du hier.
Durchschnaufen also bei Eltern, die bisher von Pontius zu Pilatus laufen mussten, um Familie und Beruf unter einen Hut bringen zu können. In den Köpfen der Bürgermeister jedoch, fing es sofort zu rattern an.
Die Gemeinden sind für die Infrastruktur, sprich die Räumlichkeiten, zuständig. Zudem wird in jeder Gruppe eine Pädagogin oder ein Pädagoge und eine BetreuerIn gebraucht. Während die KindergartenpädagogIn vom Land angestellt wird, sind die BetreuerInnen meist Gemeindebedienstete.
Unverhofft
Rund 850 neue Gruppen werden durch die Reform, die auch kleinere Gruppengrößen vorsieht, um die Betreuung qualitativ zu verbessern, gebraucht. Und die müssen großteils erst gebaut werden. Mit Geld, das die Gemeinde eigentlich nicht eingeplant hatte.
Hinzu kommt, dass die wirtschaftliche Situation das Bauen derzeit – gelinde gesagt – etwas "schwierig" macht. Baustoffe sind so teuer wie nie, die Kreditvergaberichtlinien strenger und die Zinsen höher.
Der erste, der sich traute, das unverblümt auszusprechen, war Ober-Grafendorfs Bürgermeister Rainer Handlfinger (SPÖ)– mehr dazu hier.
Mit einer Riesenherausforderung rechnet auch Klosterneuburgs ÖVP-Stadtchef Stefan Schmuckenschlager. Wie er gegenüber den "Niederösterreichischen Nachrichten" betonte, werde nicht nur der Ausbau, sondern auch der Arbeitskräftemangel ein Problem werden.
20.300 Menschen in Kleinregion
Im Bezirk Amstetten versucht man die Thematik anders anzugehen: Nämlich durch "Kosten- und Kapazitätenteilung". Die "NÖ Kleinregion Herz des Mostviertels", zu der sieben Gemeinden (Aschbach-Markt, Biberbach, Ertl, Seitenstetten, St. Peter in der Au, Weistrach und Wolfsbach) gehören, schließt sich für die Bewältigung der Kleinkinderbetreuung zusammen.
"Unser gemeinsames Ziel ist es, ein abgestimmtes regionales Angebot in der Kinderbetreuung sicherzustellen. Nur zusammen können wir diese Herausforderung stemmen und eine sinnvolle Lösung für die Familien in der Kleinregion anbieten“, bekräftigt der Obmann der NÖ Kleinregion Herz des Mostviertels, ÖVP-Bürgermeister Johannes Heuras.