Österreich-Urlaub
Teuflischer Schadstoff lauert in unseren Badeseen
Österreichs Badegewässer werden jährlich von der EU untersucht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Bakterien – doch es gibt ein weiteres Umweltgift.
Die Europäische Kommission veröffentlicht jedes Jahr Jubelmeldungen über die Qualität der heimischen Badegewässer. Im aktuellen Bericht wurden 252 (96,9 %) der 260 österreichischen Badestellen mit "ausgezeichnet" bewertet, sieben Badestellen (2,7 %) mit „gut" und eine Badestelle (0,4 %) mit "ausreichend". Doch bei all diesen Messungen wird auf einem gefährlichen Schadstoff "vergessen": Mikroplastik.
Globales Plastikabkommen wäre wünschenswert
"Unter Mikroplastik leiden Pflanzen und Tiere, die in Gewässern wohnen. Über die Nahrungskette gelangt schadstoffreiches Plastik schließlich auch auf unseren Teller. Es ist höchste Zeit für ein rechtlich verbindliches, globales Plastikabkommen", so Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner zu "Heute".
„Über die Nahrungskette gelangt schadstoffreiches Plastik auf unsere Teller“
Welche Stoffe werden überwacht?
"Der Schwerpunkt liegt auf der Überwachung von E. coli und intestinalen Enterokokken, Bakterien, die bei Menschen schwere Erkrankungen verursachen können", erklärt Constant Brand von der Europäische Umweltagentur auf Anfrage von "Heute".
Wassergüte-Messung ohne Mikroplastik
Das Problem ist also: "Mikroplastik-Belastung in Badeseen wird schlichtweg nicht getestet. Es ist kein Teil der Wassergüte-Messungen und damit auch kein Parameter", so Stefan Stadler von der Umweltschutzorganisation Greenpeace im Gespräch mit "Heute".
Wolfgangsee bis Neusiedler See untersucht
Bei den Greenpeace-Untersuchungen wurden Wasserproben aus dem Attersee, Wolfgangsee, Lunzer See, Wörthersee, der Alten Donau sowie dem Neufelder See und Neusiedler See entnommen. Das Ergebnis ist alarmierend: In allen Gewässern wurden Mikroplastik-Partikel gefunden. Die größte Belastung mit 4,8 Mikroplastikpartikel pro Liter hat Greenpeace in der Probe aus der Alten Donau gemessen.
Analyse von Mikroplastik nicht geregelt
Was die Sache nicht einfacher macht: "Die Beprobung von Mikroplastik, deren Analytik und die Bewertung der Ergebnisse sind derzeit kaum geregelt bzw. es sind keine Norm-Methoden dafür etabliert", so Martina Podeprel vom Umweltbundesamt. "Das Umweltbundesamt ist seit Beginn dieser Diskussion in Österreich und der EU am Thema dran und hat bereits wertvolle Beiträge geleistet", versichert Podeprel.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Mikroplastik
Zwar sind die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit noch nicht vollständig erforscht, allerdings weisen einige Untersuchungen darauf hin, dass die Aufnahme von Mikroplastikpartikel gesundheitsschädigend sein können. Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen gehören Schäden am Herz-Kreislauf- und Reproduktionssystem, Nervenerkrankungen sowie Entwicklungsstörungen
Badegewässer-Messwerte für Ihren Österreich-Urlaub
Aktuelle Messwerte zu Wasserqualität, Sichttiefe und Temperatur von allen österreichischen Badestellen sind auf der Website der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) abrufbar. Dort finden sich auch ausführliche Informationen zu den einzelnen Badegewässern, ihren Einzugsgebieten und ihrer Nutzung in Form von Badegewässerprofilen.
Auf den Punkt gebracht
- Die EU-Bewertungen der Badegewässer in Österreich konzentrieren sich auf Bakterien, vernachlässigen jedoch Mikroplastik
- Greenpeace hat in mehreren österreichischen Seen Mikroplastik-Partikel gefunden
- Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind noch nicht vollständig erforscht, aber Studien deuten auf mögliche Gesundheitsschäden hin