Oberösterreich

Teuerung trifft Mama von behindertem Kind doppelt hart

Arbeitslos, drei Kinder, eines behindert: Die massiv gestiegenen Stromkosten treffen eine Alleinerzieherin doppelt hart. Sie weiß nicht mehr weiter.

Tobias Prietzel
Mutter und Tochter sind belastet wie nie.
Mutter und Tochter sind belastet wie nie.
Getty Images/iStock

Die 20-jährige Tochter von Tamara F. (Name von der Redaktion geändert) kam mit einem Gendefekt zur Welt. Wegen der Beeinträchtigung braucht sie intensive Betreuung und Pflege. Ihre schwere Verhaltensauffälligkeit fordert die Mutter so sehr, dass die Beziehung zum Vater eines ihrer Kinder zerbrach.

Damit nicht genug: Die Tochter leidet daneben zusätzlich an einer massiven Inkontinenz. Matratzen und Möbel sind verschmutzt, Unmengen an Kleidung müssen gereinigt werden. Die Waschmaschine läuft auf Hochtouren, die Energieteuerung ist für die Frau eine besondere Belastung.

Aktuell ist Tamara F. nur geringfügig beschäftigt, weil ihre Tochter in keiner Einrichtung betreut wird. Für Strom muss sie monatlich 155 Euro berappen, für die Heizung 200 Euro. Die Miete macht 858 Euro aus.

Zur Finanzierung einer behindertengerechten Matratze für ihre Tochter musste die Frau extra einen Kredit aufnehmen. Die sogenannte mobile Begleitung ihres Kindes schlägt pro Monat mit bis zu 61 Euro zu Buche. Wegen der hohen Ausgaben ist das Konto im Minus.

Wegen der Ungewissheit bei den Fixausgaben und der immer teureren Lebensmittel ist "das Leben derzeit Luxus". Am Ende des Monats fragt sich Tamara F. mittlerweile: "Essen oder Heizen?"

Für die behinderte Tochter wurde eine erhöhte Familienbeihilfe beantragt, das Verfahren läuft noch. Derzeit setzt sich das Einkommen von Tamara F. aus dem Bezug von Pflegegeld in Höhe von 891 Euro und Arbeitslosengeld von 1.090 Euro zusammen. Dazu kommt Unterhalt für die Kinder.

Was der Frau zusätzlich auf den Magen schlägt, ist ihre aktuelle Wohnung: Wegen der unzureichenden Dämmung samt explodierenden Stromkosten hat sie sich um eine Genossenschaftswohnung beworben. Die Krux: Die Kaution von rund 3.500 Euro ist kaum zu stemmen.

Wegen der Ungewissheit bei der weiteren Entwicklung der Fixausgaben und der immer teureren Lebensmittel ist für die Alleinerzieherin "das Leben derzeit Luxus". Am Ende des Monats fragt sie sich mittlerweile: "Essen oder Heizen?"

Rot-grüne Kritik, schwarz-blaue Verteidigung

Die Teuerung ist auch in der oberösterreichischen Politik ein beherrschendes Thema: SPÖ und Grüne kritisierten wiederholt, dass im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern kein landeseigenes Entlastungspaket beschlossen worden sei.

ÖVP und FPÖ wiederum verwiesen darauf, dass man den Heizkostenzuschuss gesteigert, die Wohnbeihilfe angepasst habe und Baukostensteigerungen für neue Sozialwohnungen abfedere. Zudem seien die Gebühren für Wasser und Kanal nicht erhöht worden.

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