Österreich
So wollen jetzt Rad-Fans Corona-Virus ausbremsen
Mit einem zusätzlichen 130 Kilometer langen Radwegenetz will die Initiative "Platz für Wien" ein Drittel der Öffinutzer zum Umstieg aufs Rad motivieren.
Seit der Lockerung der Corona-Ausgangsbeschränkungen sind wieder deutlich mehr Menschen auf den Wiener Straße unterwegs. Das zeigt sich vor allem auch deutlich in den Wiener Öffis. Auch wenn die Wiener sich diszipliniert an das Tragegebot von Nasen-Mundschutzmasken halten, der notwendige Sicherheitsabstand wird bei weitem nicht immer eingehalten. Das zeigen auch Fotos, die "Heute"-Leser an die Redaktion senden.
Verkehrsstadträtin "überrollt" Initiative
Um hier Abhilfe zu schaffen, fordert die Initiative "Platz für Wien" nun von der Stadt die Einrichtung von nicht weniger als 44 Radwegen auf Hauptstraßen und 19 temporäre Radstraßen. Und wurde dabei von einem Adressaten der Forderung "überrollt", denn heute erfüllte Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein mit Wiens 1. "Pop Up Bikelane" in der Praterstraße (Leopoldstadt) den ersten Wunsch.
Stadt muss sichere Infrastruktur sicherstellen
Doch auch wenn die Praterstraße bereits im Sinne der Initiative "erledigt ist", bleiben viele weitere (gesamte Liste siehe unten) offen. Um ihre Forderung zu unterstreichen sperrte die Initiative am Mittwochvormittag mit Verkehrshüten an der Kreuzung Gablenzgasse/Possingergasse (Ottakring) eine Fahrspur ab und schuf so einen temporären Radweg.
Um die Durchgängigkeit des Radwegenetzes herzustellen, müssten Fahr- oder Parkspuren umgewidmet werden. "Um eine angenehme und sichere Infrastruktur herzustellen, müssen die Radwege mit baulichen Maßnahmen, also etwa Betonleitwänden, oder da wo das nicht geht, zumindest farblich klar als Radweg markiert werden", fordert Ulrich Leth von "Platz für Wien".
"Druck in Inneren Bezirken am größten"
Die Praterstraße sei ein schönes Beispiel wie das aussehen kann, aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. "Denn von den geforderten 130 Kilometern sind weiter 129 offen", so Leth. Am höchsten sei der Umsetzungsdruck in den Inneren Bezirken. So gebe es etwa im ganzen Alsergrund nicht eine sichere Radialverbindung. "Als am dringlichsten würde ich also die Alser- und Währinger Straße, aber auch den Rennweg (Landstraße) oder die Wiedner Hauptstraße (Wieden) ansehen", erklärt Leth. Generell sei es gut, wenn die Stadt von innen nach außen arbeite.
Unterstützt wird die Forderung von Unternehmer, Blogger und Mitbegründer des Radportals "Bikemap" Helge Fahrnberger. "Das Angebot soll jene ansprechen, die zwar ein Fahrrad haben, es aber bisher aus Angst vor dem Straßenverkehr nicht nützen", erklärt Fahrnberger gegenüber "Heute". Er ist sich sicher, damit ein Drittel der Fahrgäste zu einem Umstieg aufs Fahrrad motivieren zu können. "Dadurch wird das Einhalten der Sicherheitsabstände deutlich einfacher und die Gefahr einer Ansteckung mit dem Corona-Virus sinkt", erklärt Fahrnberger.
"U-Bahnen tragen maßgeblich zu Corona-Verbreitung bei"
"Studien aus New York zeigen, dass die U-Bahnen maßgeblich zur Weiterverbreitung des Corona-Virus beitragen, weil Menschen hier sehr dicht aneinander gedrängt stehen", erklärt Leth. Daher brauche es nun "möglichst schnell" eine Alternative, damit Menschen aufs Rad umsteigen können. "Aus Befragungen wissen wir aber, dass sich viele wegen dem zu vielen und zu schnellen Autoverkehr nicht trauen. Dass das Wiener Radwegenetz ein Fleckerlteppich und unzusammenhängendes Stückwerk ist, hilft da auch nicht", so Leth.
Für die neuen temporären Radwege spreche auch der Umstand, dass die Mehrheit aller in Wien zurückgelegten Wege zwischen zwei und fünf Kilometer lang seien. "Das ist durch das Rad leicht zurücklegbar", so Leth.
"Viele der von uns geforderten neuen Radwege sind ohnehin schon im Masterplan Fahrradstraßen erfasst. Die temporären Radwege sollen jedenfalls so rasch wie möglich kommen und für die Dauer der Pandemie gültig bleiben", fordert Leth.
Dass "Platz für Wien" bei Hebein mit der Idee offene Türen einläuft, ist keine Überraschung. Auf "Heute"-Anfrage heißt es am Mittwoch aber nur kurz: "Wir werden uns die Vorschläge der Initiative ansehen und prüfen."
Liste "Pop Up Bikelanes" auf Hauptstraßen:
1. Aspernbrücke - Aspernbrückenstraße - Praterstraße (Aspernbrückenstraße bis Praterstern) - Lassallestraße (Praterstern bis Reichsbrücke) - Reichsbrücke - Wagramer Straße (Reichsbrücke bis Kagraner Platz) (teilweise zusätzlich zu bestehendem Radweg)
2. Julius-Ficker-Straße
3. Siemensstraße (Richard-Neutra-Gasse bis Leopoldauer Platz) - Eipeldauer Straße (Leopoldauer Platz bis Wagramer Straße)
4. Erzherzog-Karl-Straße - Haberlandtgasse
5. Stadlauer Straße (Hans-Mayr-Platz bis Anton-Klein-Gasse)
6. Langobardenstraße (Stadlauer Straße bis Hardeggasse)
7. Breitenleer Straße (Kagraner Platz bis Süßenbrunner Straße)
8. Rennweg - Simmeringer Hauptstraße (Rennweg bis Kaiser-Ebersdorfer Straße) (Engstellen am Rennweg, ev. überfahrbare HS-Kaps)
9. Schlachthausgasse
10. Wiedner Hauptstraße (Kärntner Ring bis Ziegelofengasse) (MIV auf Gleise, abschnittsweise eh schon so)
11. Margaretengürtel - Wiedner Gürtel (Argentinierstraße bis Eichenstraße)
12. Laxenburger Straße
13. Triester Straße (Margaretengürtel bis Hertha-Firnberg-Straße) (tlw. zusätzlich zu bestehendem Radweg)
14. Gudrunstraße (Margaretengürtel bis Sonnwendgasse) - Geiselbergstraße (Gudrunstraße bis Drischützgasse)
15. Herndlgasse (Gudrunstraße bis Favoritenstraße)
16. Wienerbergstraße - Raxstraße - Grenzackerstraße
17. Eichenstraße (südseitiger Zweirichtungsradweg) - Edelsinnstraße - Graf-SeilernGasse - Fasangartenstraße
18. Stranzenbergstraße - Stranzenbergbrücke - Atzgersdorfer Straße (Wundtgasse bis Endemanngasse)
19. Linke Wienzeile (Sechshauser Gürtel bis Schloßallee) - Hadikgasse (Schloßallee bis Kennedybrücke) (linksseitiger Zweirichtungsradweg) (tlw. zusätzlich zu bestehendem
Radweg)
20. Grünbergstraße
21. Innerer Neubaugürtel (Mariahilfer Straße bis Stollgasse)
22. Felberstraße (südseitiger Zweirichtungsradweg)
23. Karlingergasse - Cumberlandstraße (Onno-Klopp-Gasse bis Astgasse)
24. Burggasse (statt Busspur, Bus im Mischverkehr, temporäres überfahrbares Haltestellenkap) - Gablenzgasse (statt Busspur, Busspur 1 nach links verlegen) - Flötzersteig
25. Johnstraße - Auf der Schmelz - Possingergasse - Wattgasse
26. Maroltingergasse - Sandleitengasse
27. Türkenstraße - Hörlgasse - Straße des Achten Mai
28. Alser Straße (ev. Einbahnführung in Gegenrichtung Währinger Straße) - Jörger Straße
29. Währinger Straße (Schottenring bis Währinger Gürtel) (ev. Einbahnführung in Gegenrichtung Alser Straße)
30. Lazarettgasse - Spitalgasse - Nußdorfer Straße
31. Fuchsthallergasse - Alserbachstraße - Wallensteinstraße
32. Martinstraße - Gymnasiumstraße
33. Kreuzgasse (Gersthofer Straße bis Händelgasse)
34. Gentzgasse (Währinger Gürtel bis Aumannplatz) - Währinger Straße (Aumannplatz bis Gersthofer Straße)
35. Gersthofer Straße (Kreuzgasse bis Türkenschanzplatz)
36. Glatzgasse - Billrothstraße (Döblinger Hauptstraße bis Hofzeile)
37. Krottenbachstraße (Zweirichtungsradweg südseitig)
38. Peter-Jordan-Straße (Max-Emanuel-Straße bis Hans-Richter-Gasse) - Hans-RichterGasse - Hartäckerstraße - Cottagegasse (Hartäckerstraße bis Krottenbachstraße)
39. Heiligenstädter Straße (Liechtenwerder Platz bis Gallmeyergase)
40. Silbergasse (tlw. "nur" 3 Fahr-/Parkstreifen, d.h. enge Einrichtungsradwege) - Ruthgasse - Barawitzkagasse - Gunoldstraße - Lorenz-Müller-Gasse (NO-seitiger
Zweirichtungsradweg)
41. Adalbert-Stifter-Straße
42. Dresdner Straße
43. Prager Straße (Am Spitz bis Mühlweg)
44. Brünner Straße (Am Spitz bis Hahnreitergasse)
Liste temporärer Fahrradstraßen
1. Praterstraße - Zirkusgasse - Fugbachgasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
2. Landstraßer Hauptstraße (eventuell Errichtung einer temporären Begegnungszone mit Bus)
3. Zaunergasse - Neulinggasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
4. Reinprechtsdorfer Straße - Grabnergasse - Webgasse - Schottenfeldgasse - Albertgasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
5. Fleschgasse - Stösslgasse - Mühlbachergasse - Suppégasse - Hummelgasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
6. Veitingergasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
7. Goldschlagstraße (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
8. Hasnerstraße (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
9. Florianigasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
10. Geblergasse - Seeböckgasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
11. Rötzergasse - Gschwandtnergasse - Pezzlgasse - Roggendorfgasse - Richthausenstraße (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
12. Antonigasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
13. Schulgasse (bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)
14. Tannengasse - Markgraf-Rüdiger-Straße - Fröbelstraße
15. Kirchstetterngasse - Hubergasse - Steinergasse
16. Bergsteiggasse
17. Haberlgasse - Kalvarienberggasse - Teschnergasse
18. Liechtensteinstraße (mit Bus)
19. An der oberen Alten Donau (teilweise mit Bus, bereits im Masterplan Fahrradstraße der Stadt Wien erfasst)