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Syrischer Pfleger macht sich für Senioren zum "Clown"

Majed Kabbani flüchtete 2015 nach Österreich. Als Pflegeassistent erobert der Syrer die Herzen der Heim-Bewohner im Sturm. Sein Rezept: "Der Schmäh!"

Yvonne Mresch
Majed Kabbani (29) hat in der Pflege seinen Traumberuf gefunden. Mit seinem "Schmäh" begeistert er die Bewohner.
Majed Kabbani (29) hat in der Pflege seinen Traumberuf gefunden. Mit seinem "Schmäh" begeistert er die Bewohner.
Severin Wurnig/Identum

"Ich wollte schon als Kind Clown werden", lacht Majed Kabbani. "Ich habe kleine Tricks aufgeführt und die Leute unterhalten." Eine Karriere als Komiker war ihm in der Heimat jedoch nicht vergönnt. Seit 2011 herrscht Bürgerkrieg in Syrien, Männer im wehrfähigen Alter müssen in den Kampf ziehen. "Um nicht eingezogen zu werden habe ich ein Wirtschaftsstudium begonnen. Interessiert hat es mich nie", erzählt Majed. Nebenbei arbeitete er ehrenamtlich bei SOS Kinderdorf.

Vom Flüchtling zum Altenpfleger

Dem Einberufungsbefehl konnte er sich aber schlussendlich nicht entziehen. Der letzte Ausweg: Eine Flucht in eine bessere Zukunft. "Ich kam 2015 mit meinen Eltern und meinem Bruder nach Österreich, war zuerst in Traiskirchen und kam dann ins Burgenland." In der Anfangsphase unterstützte Kabbani die Diakonie vor Ort als Übersetzer. "So kam ich erstmals mit der Einrichtung in Kontakt, lernte die dortige Pfarrerin kennen", erinnert er sich.

"Ich wusste damals noch nicht, was ich beruflich machen will. Irgendwann fragte sie mich, ob ich nicht in einem Altenheim schnuppern möchte. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Aber aus einem ersten Tag ist schließlich ein Jahr geworden." Majed Kabbani war angekommen. Er absolvierte die Ausbildung als Pflegeassistenz, wenn auch mit einigen Hürden ("Bei der Bewerbung wurde ich ständig gefragt, warum ich nicht einfach den Stapler-Schein mache") und arbeitet seit fünf Jahren im Altenheim der Diakonie in Oberwart.

Unterhaltung für die Bewohner

Das Wichtigste für ihn: "Der Respekt gegenüber den älteren Menschen. Diese Leute haben Österreich nach dem Krieg aufgebaut. Und Österreich hat mich aufgenommen." Die Bewohner schlossen den Syrer rasch in ihr Herz. "Ich habe es erobert. Mit meinem Schmäh", lacht er. "Alles ist einfacher, wenn man lachen kann. Und wir haben viel Spaß gemeinsam." Auch Kabbanis "berühmte" Clown-Einlagen dürfen hier natürlich nicht fehlen. "Einmal gingen in der Küche Gläser zu Bruch. Meine Kollegin kam panisch angerannt und hat gefragt, was passiert ist. Ich habe erklärt, ich wollte die Bewohner nur mit Jonglieren unterhalten." Auch für sein fröhliches Pfeifen ist Kabbani mittlerweile im ganzen Haus bekannt. "Man hört am Gang sofort, wer im Anmarsch ist", schmunzelt er.

Lachen ist die beste Medizin, heißt es bekanntlich. Pflegeassistent Majed Kabbani kann das nur unterschreiben.
Lachen ist die beste Medizin, heißt es bekanntlich. Pflegeassistent Majed Kabbani kann das nur unterschreiben.
Diakonie

Der Beruf war für den Syrer, der heute beinahe akzentfreies Deutsch spricht, ein wichtiger Integrationsfaktor. "Durch das Reden mit den Leuten habe ich viel und schnell gelernt. Vor allem den Dialekt und natürlich lustige Ausdrücke", lacht er. "Jetzt weiß ich auch was 'Schas mit Quasteln' ist."

Der größte Wunsch: Rückkehr in die Heimat

Doch der Alltag als Pfleger ist nicht immer leicht, das weiß auch Majed Kabbani. Im Demenzzentrum stößt auch der sonst so starke Kerl des Öfteren an seine Grenzen. "Die Menschen sind arm. Sie können nichts dafür, leiden an einer Krankheit, aber das Umfeld nimmt das oft nicht wahr. Ich habe schon gehört, dass sie als 'Deppen' bezeichnet werden oder sich Kinder nicht um die Eltern kümmern. Das tut weh und diese Themen spreche ich auch in der Supervision an."

Er wünscht sich mehr Anerkennung und Wertschätzung für den Beruf – und für Menschen mit Migrationshintergrund in der Pflege. "Von den Bewohnern höre ich manchmal 'Wo sollen wir die ganzen Menschen unterbringen'. Dann antworte ich: 'Mich haben Sie untergebracht und wir verstehen uns doch gut, oder?' Dann kommt meistens die Antwort: 'Sie sind ja eine Ausnahme'. Ich hoffe, dass noch ganz viele dieser 'Ausnahmen' in Österreich Fuß fassen."

Doch trotz seiner Liebe zu Österreich, eines steht für Majed Kabbani fest: "Wenn in Syrien wieder Frieden herrscht, gehe ich zurück. Ich will das Land aufbauen. Ich habe 22 Jahre lang dort gelebt. Aleppo ist meine Heimat." Doch sollte es dazu kommen, wird er Besuch mitbringen: "Ein paar Bewohnerinnen habe ich schon versprochen, dass ich ihnen das Land zeige. Das halte ich auch ein", lacht er.

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