Gesundheit

"Supergau" – das meint Mediziner zum Burger-Sager

Armen Familien rät Kanzler Nehammer in einem Video zum täglichen billigen Burger. Über die Gesundheitsfolgen spricht ein Experte mit "Heute".

Heute Life
Kanzler Karl Nehammer sorgt mit einem Videomitschnitt für Aufregung.
Kanzler Karl Nehammer sorgt mit einem Videomitschnitt für Aufregung.
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Ein virales Video von Bundeskanzler Karl Nehammer sorgt derzeit für großes Aufsehen. Der ÖVP-Kanzler wettert in einer Ansprache vor ÖVP-Sympathisanten gegen Arbeitslose und empfiehlt Familien, die von Armut betroffen sind, ihren Kindern Hamburger und Pommes zu servieren, denn "das ist das billigste Essen". Zwar weist er darauf hin, dass diese Art der Kost ungesund sei, aber vor der Tatsache, dass Österreichs Kinder immer dicker werden, ist die vom Bundeskanzler ausgesprochene "Empfehlung" fast als gefährlich anzusehen.

"Ernährungstechnischer Supergau"

"Das spricht gegen alles, wogegen Mediziner seit Jahren aufklären", hält Ernährungswissenschaftler Christoph Binder von der MedUni Wien im "Heute"-Interview fest. "Die gesundheitlichen Folgen einer solchen Ernährung wären katastrophal. Angefangen von Adipositas (krankhafter Fettsucht), Diabetes, Knorpelschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zur genetischen Vererbung an die Nachkommen." Zu Fast Food zu raten, wäre ein "ernährungstechnischer Supergau."

Binder ist Ernährungsmediziner an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am Wiener AKH. Adipöse Kinder und Jugendliche sind die große Mehrheit seiner Patienten in der Ambulanz, die per Überweisung zu ihm kommen, weil das Übergewicht ihnen bereits Probleme in der Schule macht. Aus Eigeninitiative kommen die wenigsten Eltern. "Aufgrund ihres Gewichts werden diese Kinder vom Turnen befreit, weil sie sich nicht bewegen können. Dabei ist es besonders wichtig, dass gerade diese Kinder Bewegung machen." Beim Durchchecken zeigen sich dann auch die versteckten Anzeichen der ungesunden Ernährung: Erhöhtes Cholesterin, erhöhter Blutdruck, Gelenkprobleme. 

Eltern können nicht kochen

Die ambulante Therapie fußt auf verschiedenen Säulen: Ernährungserziehung, Sport und psychologische Begleitung. "Da kleine Kinder abhängig davon sind, was sie von ihren Eltern zu essen bekommen, ist es wichtig, die Eltern in puncto Ernährung aufzuklären. Denn viele sind sich der Langzeitfolgen von Übergewicht nicht bewusst", so Binder. Durch die Aufklärung könne schon viel erreicht werden. Auch mit kleinem Budget kann man gesund kochen, sagt Binder. Deshalb werden die Eltern auch von einer Diätologin betreut, die beibringt, wie man richtig kocht – weil manche Eltern es nicht können.

Ideale Mahlzeit

Fast Food hat wenig Nährwert, aber viele Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen lassen, aber nicht sättigen. Deshalb kommt nach kurzer Zeit das Hungergefühl zurück. "Wenn ein Kind nicht adäquat ernährt wird mit Vitaminen und Proteinen, geht das auf Kosten der Langzeitentwicklung des Gehirns." Deshalb ist eine ausgewogene Ernährung wichtig. 

"Jedes Kind braucht zumindest eine warme Mahlzeit am Tag", hält der Mediziner fest. Die besteht aus Kohlenhydraten, Proteinen, Ballaststoffen und Vitaminen. "Es können ruhig die Spaghetti Bolognese sein, wenn man sie mit einem Salat oder Gemüsesticks kombiniert oder mal Bohnen statt Fleisch als Proteinquelle verwendet. Als Nachtisch sind ein paar Apfelspalten besser als ein Schokoriegel." Binder betont außerdem die Vorbildwirkung der Eltern. "Wenn die Eltern nie Obst oder Gemüse essen, wird das Kind es auch nicht wollen. Die Eltern sind das Ernährungsvorbild für das Kind."

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    Fotos: iStock; Sabine Hertel

    Zu wenig Prävention

    Fast Food zu verbieten sei nicht der richtige Weg, meint Binder. "Aber es muss die Ausnahme bleiben." Einmal im Monat reiche, sowohl für Teenager als auch für Erwachsene. In der Ernährung kleiner Kinder sollte es idealerweise gar nicht vorkommen. In puncto Prävention müsse man schon in Kindergärten und Schulen aktiv werden und die Eltern ins Boot holen. Binder plädiert sogar für ein Schulfach "Gesunde Ernährung". "In dieser Hinsicht tut sich in Österreich leider noch zu wenig."

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