Wildtiere
Süßwasserkrebs lebt in der heißesten Wüste der Erde
Nanu, wie geht denn das? Ein neu entdeckter Krebs lebt ausgerechnet am heißesten Ort der Erde.
Wer kommt auf die Idee, am heißesten Ort der Welt, in der Wüste Lut im Iran nach einem Süßwasser-Krebs zu suchen? Zwei Insektenforscher! Hossein Rajaei vom Naturkundemuseum in Stuttgart und sein Kollege Alexander V. Rudov von der Uni Teheran machten sich im Jahr 2017 auf - und fanden etwas, das sie noch nicht kannten.
Ein Kollege vom Wiener Naturhistorischen Museum, Martin Schwentner, half bei der Einordnung der Funde. Gemeinsam geben sie nun bekannt: Sie haben tatsächlich eine sensationelle Entdeckung gemacht.
Neue Krebsart
Ausgerechnet in der Wüste fanden sie eine neue Krebsart, die noch dazu im Süßwasser lebt. Sie nennt sich Phallocryptus fahimii und wird nun im Fachmagazin "Zoology in the Middle East" erstmals beschrieben. Verwandt ist sie mit vier anderen Phallocryptus-Arten, sie unterscheidet sich aber wesentlich in Genetik und Aussehen von den anderen.
Aber wo lebt ein Süßwasserkrebs in der Wüste? Abgesehen vom sehr salzigen Fluss Rud-e Shur gibt es in der Wüste Lut keine permanente Wasserquelle. Nach stärkerem Regen entstehen höchstens temporäre Süßwasserdepots. Und in genau diesen fanden die Forscher - erstaunlicherweise - Leben. Man fand mehrere sogenannte Feenkrebse - auch "Urzeitkrebse" genannt.
"Sensation"
Sie vermehren sich durch "Dauereier" - diese werden abgelegt und überleben im trockenen Boden. Erst wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen, schlüpfen die Larven. Ein Wasserlebewesen, perfekt an die wasserlose Wüste angepasst. Hossein Rajaei, der eigentlich Schmetterlingsforscher ist, freut sich über die Entdeckung und sagt:
„„Bei einer Expedition in einen so extremen Lebensraum wie die Wüste Lut sind die Antennen überall – besonders, wenn man auf Wasser trifft. Die Entdeckung der Krebstiere in der sonst sehr heißen und trockenen Umgebung war für uns Wissenschaftler wirklich eine Sensation."“
Die Wüste Lut ist die zweitgrößte Wüste des Irans und mit ihren 51.800 Quadratkilometern größer als die Schweiz. Sie liegt im Südwesten des Landes und gilt deshalb als heißester Ort der Welt, weil dort die höchste jemals gemessene Oberflächentemperatur gemessen wurde - 80,8 Grad Celsius. Die täglichen Temperaturen schwanken durchschnittlich zwischen -2,6 Grad und 50,4 Grad. Es regnet nur 30 mm pro Jahr.