Die Ganztagsvolksschule Rittingergasse in Wien-Floridsdorf liegt in einem verkehrsberuhigten Bereich und einer Tempo-30 Zone. Verhältnismäßig ruhig sollten die Anrainer in der Umgebung also wohnen. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Jeden Morgen und jeden Nachmittag bietet sich hier dasselbe Bild: Staus, hupende Autos, zugeparkte Straßen – das berichten die Anrainer.
Zuliefer-, Zubringer- und Abholverkehr der Ganztagsvolksschule sowie der angrenzenden Gemeinde- und Genossenschaftsbauten bringen die Floridsdorfer an ihre Belastungsgrenzen. Seit Monaten kämpfen sie für eine Verkehrsberuhigung der Rittingergasse.
"An Spitzentagen gibt es bis zu 90 Bewegungen an Autos in der Gasse", schildert Wilhelm Wech, Anwohner und Sprecher der Bürgerinitiative, die sich gegründet hat. "Wenn ich in der Früh ins Büro muss, komme ich kaum aus meiner Garage. Ich habe mehrfach erlebt, dass ich meine Einfahrt zugeparkt vorfinde", ergänzt eine weitere Anwohnerin. Ein anderer Nachbar erzählt: "Wenn ich schnell ins Krankenhaus müsste, bräuchte ich die Feuerwehr. Von 7 bis 8 Uhr ist die Rittingergasse komplett zugeparkt."
Die Schule wurde im vergangenen Herbst mit neun Containerklassen erweitert. Seitdem hat sich das Verkehrsaufkommen noch einmal erhöht. In Zukunft könnte es durch eine Flächenumwidmung des Schulgeländes noch eine Erweiterung – und damit Erhöhung der Schülerzahl – geben. "Dann ist das Chaos perfekt", meint Wech.
Die betroffenen Anrainer wünschen sich ein neues Verkehrskonzept. Temporäre Fahrverbote mit Ausnahmen für Schule und Anrainer, eine Umkehrmöglichkeit im Bereich der Anton-Schall-Gasse, Halte- und Parkverbote oder Fahrbahnverengungen, damit Tempo 30 eingehalten wird, sind einige der Vorschläge. "Man könnte den Verkehr beruhigen, indem man den Eltern ca. 200 Meter entfernt von der Schule Plätze anbietet, wo sie parken können und ihr Kind zu Fuß in die Schule bringen", schlägt Wech vor.
Eine Petition zu dem Anliegen erreichte bereits rund 800 Unterschriften und wurde im Gemeinderat behandelt. Als Maßnahme wurden unter anderem sieben Kiss&Ride-Zonen umgesetzt. Doch diese würden noch mehr Verkehr bringen. "Wegen der Einbahnregelung wenden die Autos in diesen Zonen am Gehsteig. Die Eltern bleiben oft zehn Minuten oder länger auf den Plätzen stehen", erzählt Wech.
In der Bezirksvorstehung Floridsdorf beobachtet man die Situation mit Sorge. Der Konflikt zwischen den Anrainern und den Eltern der Schulkinder scheint sich zuzuspitzen. Elternbeschwerden erreichen die Bezirksvorstehung, weil Anrainer vermehrt auf den Straßen stehen und Fotos machen würden. "Die Rittingergasse ist keine Durchzugsstraße. Ein Durchzugsverkehr ist also nicht möglich. Der Vorschlag eines allgemeinen Fahrverbotes mit Aufnahme für Anrainer ist rechtlich nicht umsetzbar", erklärt der Pressesprecher von Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ).
Die Beschwerden der Anrainer nehme man trotzdem ernst. Kürzlich gab es vor Ort in der Früh eine Begehung mit dem Vorsitzenden der Verkehrskommission und Vertretern anderer Fraktionen. "Dabei wurde festgestellt, dass das Verkehrsaufkommen nicht die Dimension hat, wie die Anrainer schildern", wird erklärt. Ergänzend soll es in den kommenden Tagen aber noch eine Begehung am Nachmittag nach Schulschluss geben, um die Situation umfassend einschätzen und gegebenenfalls passende Maßnahmen ergreifen zu können.