Mieten steigen, Angebot sinkt

Studentin verzweifelt – halbes Jahr auf Wohnungssuche

Lange Zeit musste Miriam S. (21) bei einer Freundin auf engem Raum leben, weil sie keine leistbare Wohnung in Wien fand.
Hannah  Maier
12.03.2025, 07:30

Steigende Mieten und hohe Lebenserhaltungskosten machen vielen Wienerinnen und Wienern das Leben schwer. Studierende sind besonders stark betroffen. Laut IFES-Studie vom Jänner 2024 geben Studenten 43 Prozent ihres Monatsbudgets allein nur fürs Wohnen aus.

Doch das Problem besteht oft schon darin, überhaupt eine Wohnung in Wien zu finden. Wie schwer das tatsächlich sein kann, weiß Miriam S. nur zu gut. 2023 kam die gebürtige Deutsche fürs Wirtschaftsstudium nach Wien. Lange Zeit hat sie keine Wohnung gefunden und musste dann knapp ein halbes Jahr bei einer Freundin unterkommen.

Hart umkämpfter Wohnungsmarkt

Bei der ersten Wohnung hatte Miriam großes Glück. "Über eine Bekannte habe ich erfahren, dass sie aus einer WG im 20. Bezirk auszieht. Dann habe ich mich dort beworben und habe tatsächlich eine Zusage bekommen", erzählt die 21-Jährige. Später erfuhr sie, dass die Anzeige für das WG-Zimmer bloß 24 Stunden online war und schon 100 Anfragen gestellt wurden.

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Mit drei Mitbewohnern lebte die Studentin rund ein Jahr in der WG. Doch im Frühjahr 2024 erhielten sie die Information, dass die Eigentümerin die Wohnung verkaufen möchte. Ab diesem Zeitpunkt begann für Miriam eine lange und mühsame Suche nach einer leistbaren Wohnung in der Stadt. "Ich kann gar nicht zählen, auf wie vielen Wohnungsbesichtigungen ich im letzten halben Jahr war", erzählt sie.

Fast ein halbes Jahr ohne Wohnung

Fünf Monate lang musste die Studentin bei einer Freundin unterkommen. In der 1-Zimmer-Wohnung auf 30 Quadratmeter teilten sich die beiden sogar ein Bett. "Wohnungsanzeigen werden extrem schnell wieder gelöscht. Man muss sofort beim Makler anrufen, um überhaupt nur eine Chance zu haben. Und nicht einmal dann ist ein Besichtigungstermin garantiert, denn der Wohnungsmarkt ist so stark umkämpft, dass immer mehr Personen eine Wohnung nehmen, ohne sie anzuschauen", schildert die Studentin.

Im Jänner – nach fünf Monaten langer Suche – fand sie dann endlich eine Wohnung im 9. Bezirk. Dort wohnt sie nun mit ihrer Freundin und Studienkollegin auf 90 Quadratmeter. "So eine große Wohnung für uns beide wollten wir eigentlich nicht. Wir zahlen jeweils 700 Euro warm pro Monat, was eigentlich zu teuer für uns ist. Aber es war die erste Wohnung, die sich ergeben hat, und da mussten wir zusagen", so Miriam. Auch in Studentenwohnheimen sind die Preise mittlerweile ähnlich hoch.

Studentin fordert Politik zum Handeln auf

Um sich die Wohnung leisten zu können, arbeitet Miriam geringfügig neben dem Studium. Dass sie sich dennoch in einer privilegierten Situation befindet, ist der Studentin bewusst. "Ich kann auf familiäre Unterstützung zählen, aber viele Studierende können das nicht. In meinem Umfeld ist leistbares Wohnen ein Dauerthema", erzählt sie.

Zwei Drittel der österreichischen Studierenden leben unter der Armutsgefährdungsgrenze (SOLA 2023). Miriam ist Mitglied bei GRAS Wien (GRAS - die Grünen und Alternativen Student_innen) und stellt klare Forderungen an die Politik: "Wir brauchen eine Verschärfung des Mietendeckels und eine wirksame Leerstandsabgabe. So viele Wohnungen stehen leer und gleichzeitig gibt es eine große Wohnungsnot." Auch Wohnungsbefristungen sollten ihrer Meinung nach eingeschränkt werden. "Unser aktueller Mietvertrag ist auf drei Jahre befristet und mir graut es schon vor der Zeit danach, wenn ich wieder nach einer neuen Wohnung suchen muss", sagt sie.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } Akt. 12.03.2025, 07:35, 12.03.2025, 07:30
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