Politik
Streit um Skiurlaub: Wann dürfen die Pisten öffnen?
Italien sorgte mit dem Vorschlag, alle Skipisten in Europa zu schließen, für Wirbel. In Österreich zeigte man sich darüber wenig erfreut.
Können wir heuer zu Weihnachten Skifahren gehen? In den beliebten Skigebieten, wie etwa in Schladming, wird bereits kräftig beschneit. Wenn es nach dem italienischen Regierungschef Giuseppe Conte geht, soll es heuer zu Weihnachten aber keinen Spaß auf der Piste geben.
Konkret möchte Italien die Skigebiete in ganz Europa schließen und mit Abstimmung der Nachbarländer einen gemeinsamen Fahrplan zur Öffnung erarbeiten. In Österreich stößt das auf wenig Zustimmung.
Conte: "Können uns das nicht leisten"
"Es ist nicht möglich, einen Winterurlaub zuzulassen, wir können uns das nicht leisten", erklärte Conte im Interview mit dem Fernsehsender "La7" im Hinblick auf die Corona-Pandemie. Laut dem italienischen Regierungschef sollen Skigebiete frühestens ab 10. Jänner schrittweise öffnen. Es gehe darum, eine weitere Coronavirus-Welle zu verhindern.
Auf der Suche nach einer gemeinsamen Lösung habe Conte bereits mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und auch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz telefoniert, berichtet die Zeitung "La Repubblica".
Zustimmung aus Bayern
Zustimmung kommt von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Bereits vergangene Woche sprach er sich gegen einen Skiurlaub in Österreich aus. "Wenn wir Grenzen offen halten wollen, brauchen wir auch eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft. Ansonsten wird es eine schwierige Entwicklung", sagte er am Dienstag in München. Wer in Risikogebieten Ski fahren gehe, müsse zehn Tage in Quarantäne.
Köstinger: "Winterurlaub wird sicher sein"
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger kann der italienischen Idee nicht viel abgewinnen: "Winterurlaub in Österreich wird sicher sein. Unsere Betriebe haben bereits umfassende Sicherheitskonzepte für den Skiurlaub, Apres-Ski wird es beispielsweise heuer nicht geben", so die ÖVP-Politikerin.
Sollte es tatsächlich zu einem Skiverbot über Weihnachten kommen, fordern Finanzminister Gernot Blümel und Köstinger umgehend Geld aus Brüssel.
"Wenn die EU tatsächlich vorgibt, dass die Skigebiete geschlossen bleiben müssen, dann bedeutet das Kosten von bis zu zwei Milliarden Euro. Wenn die EU das wirklich will, dann muss sie dafür auch bezahlen", stellt Blümel klar.
Tourismus verunsichert
Die Debatte sorgt auch im heimischen Wintertourismus für große Verunsicherung. "Wir wissen nicht, wann es losgehen kann, müssen aber vorbereitet sein", erklärt Gerhard Pilz vom Tourismusverband Schladming gegenüber dem "Standard". Die Pistenpräparierung erfolge deshalb so kosteneffizient wie möglich.
Sollte der strenge Lockdown am 6. Dezember beendet werden, öffnen Handel und Schulen zuerst. Hotels und Liftanlagen müssen also noch warten. Das früheste mögliche Öffnungsdatum wäre laut Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, der 18. Dezember.
Sicherheitskonzepte für die Gondel
Bereits im Sommer hat man sich mit Sicherheitskonzepten für den Wintertourismus auseinandergesetzt. "Wir wurden zuletzt sehr oft von Betreibern von Skigebieten und Seilbahnen angefragt und haben auch für mehrere Skigebiete Präventionskonzepte erarbeitet", sagt Epidemiologe Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien gegenüber dem "Kurier".
Um die Ansteckungsgefahr in Gondeln zu verringern, wird eine Maskenpflicht, sowie eine limitierte Personenzahl und eine gute Belüftung empfohlen. Diese hilft dabei, die Verbreitung von Aerosolen zu minimieren. "Man muss sich das bei jedem Gebiet, bei jedem Gondeltyp im Detail anschauen. Es gibt Gondeln mit einem Fassungsvermögen von vier bis 40 Personen. Je mehr Menschen herumstehen, desto größer ist die Gefahr."