Steiermark

Staublawine verschluckt Autos und Bundesstraße

Kaum aus dem Tunnel raus, rasten Autofahrer in der Steiermark mitten in eine Staublawine. Die Ampel, die sie hätte ausbremsen müssen, war inaktiv.

Roman Palman
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Eine Webcam des Betreibers filmte den Lawinenabgang ebenfalls.
Eine Webcam des Betreibers filmte den Lawinenabgang ebenfalls.
Youtube/IBTP Koschuch e.U.

Der Schnee liegt mittlerweile wieder ruhig auf der Flanke des Grimming, doch die Lawine vom Mittwoch wirbelt im steirischen Ennstal weiterhin mächtig Staub auf. Autofahrer waren auf der Salzkammergut-Bundesstraße (B145) direkt nach dem Tunnelportal von einer weißen Schneewolke verschluckt worden. Die Fahrzeuge rasten ungebremst in die blendend weiße Wand aus Staub. Ein Video zeigt die dramatischen Szenen:

Das hochmoderne Lawinenwarnsystem vor Ort, das genau solche Situationen verhindern sollte, hatte auf die Naturgewalt nicht reagiert. Keine einzige Ampel sprang auf Rot, um die Fahrzeuge noch im sicheren Tunnel zu stoppen.

Warnsystem nicht aktiv

Passiert ist zum Glück nichts. Doch der Vorfall sorgt nun in der Gegend für besorgte Fragen, wieso das Lawinenwarnsystem nicht reagierte. Recherchen der "Kleinen Zeitung" brachten nun zu Tage: das Warnsystem war trotz Lawinenwarnstufe 4 nicht gar eingeschaltet!

Die Schneebewegungen am Grimming werden demnach mit einem hochsensiblen Radar überwacht. Lösen sich Lawinen, sollen die Ampeln auf Rot schalten. "Das Lawinenradar hat auch funktioniert", erklärt Daniel Stock von der zuständigen Firma IBTP Koschuch zur "Kronen Zeitung". Die Lawine sei detektiert und etwa 40 Sekunden vor ihrem Auftreffen auf die Straße auch die Ampel ausgelöst worden. Aber: "Die Durchschaltung zur Ampel war aber nicht aktiv."

Kompliziertes Prozedere

Zuständig dafür ist wiederum der Straßenerhaltungsdienst des Landes, erklärt Fachabteilungsleiter Franz Zenz der "Kleinen". Allerdings sind ihm die Hände gebunden. Erst nach schriftlicher Verständigung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) sowie der örtlichen Lawinenwarnkommission dürften seine Mitarbeiter das Warnsystem "scharf stellen". 

Er wolle sich nicht darauf herausreden, doch das Go sei einfach nicht gekommen. "Als ich das Video gesehen habe, habe ich mich selbst gefragt, wie das passieren konnte", so Zenz. Hinter dem komplizierten Prozedere stehe das Problem, dass die Anlage so sensibel sei, dass sie etwa auch bei Sturm im Sommer auslöse. Also werde sie nun nur noch bei akuter Lawinengefahr eingeschalten.

Experten: Keine Gefahr

Und die sah man bei ZAMG und Lawinenwarnkommission nicht gegeben. Deren Chef Alexander Podesser erklärt, dass die Neuschneemenge am fraglichen Tag nicht hoch genug gewesen sei, "dass ein Abgang bis zur Straße erfolgt".

Diese Einschätzung bestätigte sich auch, denn der Hauptteil der Lawine blieb oberhalb liegen, nur der feine Staub wurde bis hinunter auf die Fahrbahn getragen. "Es sieht extrem bedrohlich aus, nicht zuletzt, weil man das jetzt auf Video hat, aber die Situation war deutlich weniger kritisch als angenommen."

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