Coronavirus

Stabile Zahlen: "Wiegen uns in trügerischer Sicherheit"

Würden sich noch rund 860.000 Österreicher impfen lassen, könne es laut Simulationsforscher Popper wohl kaum mehr zu größeren Ausbrüchen kommen.

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Würden sich noch rund 860.000 Österreicher impfen lassen, könne es laut Simulationsforscher Popper wohl kaum mehr zu größeren Ausbrüchen kommen.
Würden sich noch rund 860.000 Österreicher impfen lassen, könne es laut Simulationsforscher Popper wohl kaum mehr zu größeren Ausbrüchen kommen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

In den vergangene Tagen hat sich der Anstieg der täglich neu verzeichneten Corona-Fälle etwas eingebremst und scheint derzeit stabil zu sein. Die stabilisiert erscheinenden Neuinfektionszahlen dürften aber lediglich ein erstes Zwischenplateau in der Covid-19-Infektionslage darstellen, so Simulationsforscher Niki Popper.

 Das bedeute aber nicht, dass die Pandemie nun quasi von selbst abebben würde, sagte der Simulationsforscher.

Auch beständig hohe Neuinfektionen ohne große Anstiege "können großen Schaden" auf stark belasteten Intensivstationen anrichte, warnt der Experte. Das sei bitter, weil zum echten Eindämmen nicht mehr viel fehle.

Keine größeren Ausbrüche, wenn...

Der Blick auf die Impfrate und die Anzahl der Genesenen, die weitestgehend von einer Neuinfektion geschützt sind, zeige, "dass wir nicht weit davon entfernt wären, sozusagen durch zu sein. Wir müssen da nicht mehr Unglaubliches leisten", sagte Popper auf Basis von Modellrechnungen.

Gegenüber der APA heißt es, dass es, sofern sich in Österreich noch 800.000 bis 900.000 Menschen zusätzlich impfen lassen würden, voraussichtlich kaum mehr zu größeren Ausbrüchen kommen könnte, die die Kapazitäten der Intensivstationen ernstlich gefährden.

Prognose

Bleiben die Impfraten aber wie zuletzt niedrig, könnte es mit täglich identifizierten Neuinfektionszahlen um die 2.000 oder mehr noch länger weitergehen.

 Die aktuelle Prognose geht von 300 bis 350 Covid-19-Intensivpatienten aus.

Derzeit landen immer Junge im Krankenhaus, weshalb sich auch die Belegungszeiten verändert hätten, schreibt die APA. Zeitweise hatte sich die durchschnittliche Verbleibedauer im Krankenhaus im Sommer bereits auf bis zu drei bis vier Wochen verdoppelt. Obwohl jüngere Menschen zwar eine bessere Chance, eine schwere Corona-Erkrankung zu überstehen, benötigen sie dazu aber oft lange Intensivbetreuung.

Einfach Geimpfte schlechter geschützt

Laut neuen Modellrechnungen schätzt Popper den Anteil jener Menschen, die in Österreich tatsächlich vollständig geschützt sind mit Ende August, erst auf knapp 55 Prozent. Zwar liegt die Quote der vollständig geimpften Personen bei knapp 60 Prozent, je nach Impfstoff ist aber ein kleinerer Prozentsatz davon trotzdem nicht ausreichend geschützt.

Zudem hätten neue Berechnungen gezeigt, dass nur einfach Geimpfte einen sehr geringen Schutz vor einer Ansteckung mit der dominanten Delta-Variante des Coronavirus haben.

Genesene doch länger geschützt

Positive Nachrichten gibt es indes im Falle Genesener. Bisher ging man davon aus, dass Genesene für rund 180 Tage vor Neuinfektionen geschützt sind. Stimmt das, müssten sich aber momentan mehr Genesene anstecken. 

 Die Simulationen auf Basis neuer Daten von Poppers Team legen daher nahe, dass viele Menschen aus dieser Gruppe eher ein Jahr lang geschützt sind.

Diskutiere man nun über 2G- oder 3G-Maßnahmen, sollten diese Befunde berücksichtigt werden, auch wenn Genesenen zumindest eine Impfung empfohlen ist, die den Schutz stark weiter erhöht, betonte Popper. Von den aktuell Genesenen ist momentan immerhin mehr als die Hälfte auch zumindest einfach geimpft.

Lockdown darf nicht mehr kommen

Wann es so weit ist, dass es in der Gesamtbevölkerung eigentlich nur noch zu kleineren Ausbrüchen kommen kann, lasse sich nicht ganz genau prognostizieren, so Popper laut APA. Anfang September rechnete der Experte noch mit rund einer Million zusätzlich geimpften Personen, die hierzulande notwendig wären, um ziemlich klar auf der sicheren Seite zu sein.

Es müsse alles dafür getan werden, damit nicht abermals eine Situation in Österreich eintritt, in der es wieder einen Lockdown braucht – dies "darf uns jedenfalls gar nicht mehr passieren – das ist einfach keine Option", so Popper: "Jede Impfung zählt daher."

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com