Österreich
Staatsmeisterin boxt Schüler durch das Leben
Die zweifache österreichische Staatsmeisterin Michaela Kotásková (28) trainiert Schüler in Ottakring, stärkt ihr Selbstbewusstsein und sucht zugleich nach Talenten.
Jeden Donnerstag besucht die österreichische Box-Staatsmeisterin Michaela Kotásková (2017, 2018) eine Brennpunktschule in Ottakring. In der "Neuen Mittelschule" in der Koppstraße 110 trainiert sie 14-Jährige aus vier Klassen, die „Boxen im Turnsaal" freiwillig und in ihrer Freizeit besuchen. „Ich zeige den Kindern, wie der Sport technisch funktioniert, lerne ihnen das richtige Verhalten und versuche ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen", erklärt die Trainerin des Ottakringer Boxcenters Bounce.
Michaela Kotásková ist Frauen- und Jugendtrainerin im Boxcenter Bounce (16., Enenkelstraße 26) und trainiert jetzt auch in der Schule in Ottakring. Es gehe darum, Kinder und Jugendliche für den Sport zu begeistern: "Boxen hat auch den schlechten Ruf eine aggressive Sportart zu sein." Die derzeitige Staatsmeisterin im Mittelgewicht, die von 1.-3.November 2020, als einzige Boxerin für Österreich in den Ring steigen wird, erklärt: "Wir wollen zeigen, dass es ein normaler Sport ist, wo es nicht nur um die Bewegung geht, sondern auch um Disziplin und Selbstbeherrschung."
Boxtraining: Schüler werden durch den Sport gefördert
"Wir gehen in die Schule, um den Schülern mental Input zu geben, nicht nur körperlich. Sie sollen disziplinierter werden und auch besser zuhören", so die gebürtige Tschechin, die selbst erst seit vier Jahren professionell boxt. Die Schüler würden davon doppelt profitieren, ihre Entwicklungsschritte seien enorm. "Ich fühle mich durch das Training selbstbewusster", erklärt Schülerin Lidia (14). Auch für Schülerin Bassant (14) ist es eine wertvolle Erfahrung: "Andere sehen Zuhause fern, während wir uns bewegen."
Michaela Kotásková: "Viele sind zu faul!"
"Es ist eine vernünftigere Freizeitbeschäftigung: Besser als Netflix schauen, oder etwas schlimmeres zu machen. Sie bewegen sich und lernen sich anzustrengen, ihre eigenen Grenzen zu überwinden. Viele sind faul, das sage ich ehrlich", so die ambitionierte Boxerin. Lehrerin Adele de la Puente (29), die als Uni-Absolventin dank des Programms "Teach for Austria" unterrichtet, sieht den Fortschritt: "Viele hier lernen erst im dritten Jahr Deutsch. Die Schule ist für sie nicht immer einfach", erklärt sie. Durch den Sport lernen sie, dass sie auch andere Talente haben können und erfolgreich sein können.
Weitere Kooperationen zwischen Boxcenter und Schulen geplant
Das Pilotprojekt wurde von dem Boxcenter in Ottakring "Bounce" ins Leben gerufen. Die Idee dafür stammte ursprünglich von Nationaltrainer Daniel Nader und Vize-Präsident des österreichischen Boxverbands Oliver Ulrich. In den nächsten Jahren sollen weitere Boxcenter österreichweit Kooperationen mit Schulen eingehen. Es gehe darum das Image des Sports zu verbessern, den Kindern neue Perspektiven aufzuzeigen und auch um eine besondere Nachwuchsförderung im Boxsport.