Österreich
Sprengsatz sollte den WKR-Ball verhindern
Hunderte Teilnehmer demonstrierten am Freitag Abend gegen den umstrittenen Ball des Wiener Korporationsringes in der Wiener Hofburg. Viele nicht friedlich - 21 Personen wurden festgenommen, fünf Polizisten und drei Ballgäste wurden verletzt. Die Beamten musste auch einen Sprengsatz sicherstellen.
Die Festnahmen seien wegen versuchter Brandstiftung sowie Sachbeschädigung erfolgt, erklärt Polizeisprecher Roman Hahslinger. Besonders gefährlich: "Im 1. Bezirk wurde ein deutscher Tatverdächtiger mit einem Sprengsatz in Dosenform festgenommen. Der Sprengsatz wird derzeit untersucht", so Hahslinger gegenüber Heute.at. In Wien-Josefstadt versuchte eine Gruppe außerdem mittels Brandstiftung, Ballgäste vom Veranstaltungsort fernzuhalten.
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"Einige Gruppe versuchten, durch die Blockade von Straßenzügen im Bereich der Inneren Stadt Ballbesucher am Zutritt und an der Zufahrt zur Hofburg zu hindern", erklärt der Polizeisprecher weiter. Außerhalb der Polizeisperren sei es zu tätlichen Angriffen auf die Ballgäste mit Reizgas und Farbbeutelwurfe gekommen. Bei einer Blockade in der Herrengasse wurde ein zufahrender Bus mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein Demonstrant musste ins Krankenhaus gebracht werden.
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Laut Polizei versammelten sich bei der Demonstration gegen den Ball am 67. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau rund 2500 Demonstranten. Die Demo löste sich am späteren Abend auf. Die Teilnehmerzahl divergierte zwischen Veranstalterangaben - sie sprachen in Aussendungen von 8000 bis 10.000 - und Polizei - demnach 2500 - recht stark.
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Der Ehrenschutz für den umstrittenen Ball durch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (V) wurde offenbar ausdrücklich genehmigt, wie am Samstag bekannt wurde. Man sei im Besitz einer dementsprechenden schriftlichen Erlaubnis, betonten die Ballorganisatoren. Töchterle führte im Programmheft die Riege des "Akademischen Ehrenkomitees" an, war aber selbst nicht anwesend. Nach Bekanntwerden der Tatsache hatte Töchterle angekündigt, die Sache aufklären lassen zu wollen.
Auch Burschenschafter attackierte Personen
Dem Verein SOS Mitmensch liegen Berichte vor, dass Aktivisten und Journalisten von einem Besucher des WKR-Balls mit Pfefferspray attackiert wurden. Eine Gruppe von etwa 15 WKR-Ballgästen soll von der Polizei gegen 21.30 am Ballhausplatz eskortiert worden sein, als Demonstranten den Weg blockierten. Einer der Burschenschafter soll dabei das Pfefferspray gezückt und in die Menge gesprüht haben. SOS Mitmensch zeigte sich über "das Nichteinschreiten" der Polizei "befremdet".
Kritik an den Einsatzkräften übten am Samstag nicht nur die Demonstranten, sondern auch der Ballorganisator. Laut Österreichischer Hochschülerschaft (ÖH) etwa sei das Konzept, die Aktionen an verschiedenen Standorten durchzuführen, ein "voller Erfolg" gewesen, hieß es in einer Aussendung. Das ÖH-Vorsitzteam kritisierte aber den Umgang mit den Demonstranten generell: "Die Polizei schlägt sich eindeutig auf die Seite der Burschenschafter. Dass ein erleichterter Zugang zur Hofburg wichtiger gewertet wird als ein legitimer Protest, ist empörend."
Buschenschafter berichten über Brandanschlag
Vertreter der Burschenschaft Bruna Sudetia berichteten unterdessen von einem nächtlichen "Brandanschlag" auf ihr Vereinslokal in der Wiener Strozzigasse. Mitglieder des "linken Blocks" hätten versucht, die Türe einzubrechen und diese dann in Brand gesteckt. Ballorganisator Udo Guggenbichler kritisierte die Einsatzkräfte und sprach von einem "demokratiepolitschen Skandal", denn die Polizei habe eine gesicherte Zufahrt der Ballgäste zur Hofburg nicht gewährleisten können.
Die von der Exekutive vorgeschlagenen Routen seien nicht genügend abgesichert gewesen, Taxis seien "eingekesselt" worden. "Das ist ein vollkommenes Versagen der Polizeiführung, die anscheinend das Aggressionspotenzial unterschätzt hat", so Guggenbichler. Dessen ungeachtet sei der Ball selbst "ein wunderbares Fest für Freiheit und Demokratie" gewesen. Einschreiten musste die Polizei auch auf dem Ball aufgrund des Uniform-Verbots für Bundesheer-Angehörige. Zumindest von einem Gast wurden die persönlichen Daten aufgenommen, er muss nun mit Konsequenzen wie etwa einer Geldstrafe rechnen.