Österreich
Alleinerziehend wird nun Grund für Gemeindebau
Die Stadt erleichtert Alleinerziehenden den Zugang zu leistbaren Wohnungen. Und unter dem Motto "Raus aus dem Asphalt" soll Wien hitze-fit werden.
"Der soziale Wohnbau ist eine wichtige Absicherung nach unten und ein Sprungbrett nach oben", erklärte Frauen- und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal.
Besonders Alleinerziehende, deren Zahl in Wien kontinuierlich steige, seien auch leistbare Wohnungen angewiesen. Um darauf bestmöglich zu reagieren und um auf die Wohnbedürfnisse dieser wachsenden Gruppe noch besser eingehen zu können, führt die Stadt daher die Kategorie "Alleinerziehend" als Kriterium für die Vergabe von geförderten Wohnungen ein.
Alleinerziehende, die in keinem eigenen Mietverhältnis stehen, sollen dadurch deutlich leichter Zutritt in den Gemeindebau und ins günstige Segment der geförderten Wohnungen erhalten.
Wien soll CO2-neutral und Klimaschutzmusterstadt werden
"Seit letztem Sommer wissen wir, der Klimawandel ist auch in Wien angekommen", erklärt Umweltstadträtin Ulli Sima zu Beginn ihrer Rede im Rahmen der Klubtagung der SPÖ Wien im Burgenland. Im Gegensatz zum Bund, der bei Klimaschutzmaßnahmen den Konjunktiven "hätte, wäre, könnte" verhaftet sei, habe Wien 50 konkrete Projekte im Ärmel.
Wichtig sei es dabei, dass der Kampf gegen den Klimawandel sozial gerecht sei, "es darf nicht sein, dass er auf Kosten von kleinen Haushalten geht, während die Industrie ungeschoren davon kommt", so Sima.
Wien habe schon heute die geringsten CO2-Emissionen pro Kopf, die Stadt werde diesen erfolgreichen Weg weitergehen und will so rasch als möglich CO2-neutral werden. "Zugleich braucht es adäquate Anpassungsmaßnahmen und Reaktionen auf die durch den Klimawandel bedingten städtischen Hitzeinseln, die vor allem im dichtverbauten Gebiet den Menschen zu schaffen machen", betont Sima.
Raus aus dem Asphalt
Gelingen soll das mit einer Umwandlung asphaltierter Flächen in Grünräume. Da wo es möglich ist, soll in Absprache mit den Bezirken und dort wo Baumpflanzungen unmöglich oder schlichtweg zu teuer wären, Asphaltflächen aufgebrochen und begrünt werden.
Angeboten werden drei Module - "Sonne", "Halbschatten" und "Schatten", das soll individuelle Lösungen für verschiedene Grätzl ermöglichen. Die Stadt unterstützt diese Begrünungsmaßnahmen, mit 2,3 Millionen. Euro. Je nach Beschaffenheit der Flächen gibt es unterschiedliche Bepflanzungsmöglichkeiten, die ohne viel Aufwand dazu beitragen, die Grätzl bunter zu machen. "Das geht dann relativ schnell, weil keine Leitungen verlegt werden müssen", so Sima.
Heuer entstehen 16 Hektar neue Parkflächen
Daneben würde die Förderung neuer Bäume, im Vorjahr stellte die Stadt dafür acht Millionen Euro bereit, fortgeführt. Gestärkt soll die grüne Lunge Wiens auch mit neuen Parks. Alleine heuer werden diese um 16 Hektar wachsen, etwa durch den Elinor-Ostrom-Park in der Seestadt (Donaustadt) oder die "Freie Mitte" am Nordbahnhofareal (Leopoldstadt).
Mehr Grün soll es auch auf Straßenbahngleisen, Häuserfassaden oder Dächern geben. Insgesamt sind 150 "grüne" Häuser geplant, die mit bepflanzten Trögen versehen werden, pro Jahr will Wien mit zehn Gebäuden aus ihrem eigenen Bereich beispielhaft voran gehen. Bereits geplant sind die Umbauten des Umspannwerks Kendlerstraße (Penzing) oder das Stationsgebäude Spittelau (Alsergrund).
Neue Wasserspiele und App, die zur Erfrischung führt
Als schnelle Maßnahmen gegen Hitzeinseln in der Stadt kündigt Sima den Ausbau an Wasserstellen an. Nach Pilotversuchen im Vorjahr gebe es heuer eine groß angelegte Cooling-Offensive, mit 100 Nebelduschen, 100 "Sommerspritzern", die auf Hydranten montiert werden, mit Spritzschläuchen, Wasservorhängen und weiteren Trinkbrunnen.
Auch neuartige Cooling Parks wie im Esterhazypark (Mariahilf) oder Cooling Spots wie am Floridsdorfermarkt (Floridsdorf) sowie neue attraktive Flächen am Wasser wie die schwimmenden Gärten am Donaukanal sollen für kostenlose Abkühlung sorgen. Eine neue App "Cooles Wien" wird ab Sommer zu den nächstgelegenen coolen Spots in der Stadt führen.
Neue Frauenförderung und das digitale Klassenzimmer
Mit dem Themendreieck "Arbeit – Wirtschaft – Modernisierung" stellte Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke seine Zukunftsprojekte für Wien vor. Für die SPÖ sei das Nulldefizit kein Dogma, dennoch zeigt er sich stolz, dass dieses schon früher als angenommen erreicht wurde.
Nun gelte es aber gezielt zu investieren, um Wien als Wirtschaftsstandort, Messe- und Kongressstadt und Digitalisierungshauptstadt abzusichern. Im Zuge der Wirtschaftsstrategie 2030 wurde in sechs Themenbereiche 80 Projekte definiert, einige sollen noch heuer starten:
- Jobs plus Ausbildung
In Kooperation mit zehn IT-Unternehmen bietet der Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds waff WienerInnen eine rasche Qualifikation im Job an. Nach sechs Monaten Ausbildung im Job, wird das Gelernte weitere sechs Monate angewandet. Nach einem Jahr erfolgt dann eine fixe Zusage und die Möglichkeit den Abschluss nachzuholen.
1.500 Plätze stehen bereit, der Schwerpunkt liegt auf Digitalberufe. "Das ist der am stärksten wachsende Bereich, in den nächsten Jahren werden hier rund 11.000 Stellen zu besetzen sein", so Hanke.
- Lehrlingsausbildungsverbünde Neu
Durch die gemeinschaftliche Nutzung von baulicher und technischer Infrastruktur sowie inhaltlichem Wissensaustausch mehrerer Unternehmen sollen in Zusammenarbeit mit der Stadt noch mehr Lehrlinge in noch mehr Branchen ausgebildet werden,
- Wienerinnen im Beruf
Der waff startet auf Social Media-Plattformen eine neue Initiative, die sich speziell an Frauen richtet, die ihre berufliche Zukunft selbstbestimmt in die Hand nehmen, sich austauschen und bestärken wollen. Zusätzlich gibt es speziell für Frauen vom waff acht Millionen Euro für Arbeitsmarktprogramme. Über die Wirtschaftsagentur fördert Wien darüber hinaus Gründerinnen mit Beratung, Vernetzung und Zuschüssen.
- CultTech
Erstmals trifft die Kultur- und Kreativmetropole Wien auf technologische Innovation und Start-ups. "Mit der Wirtschaftsagentur Wien fördern wir ab sofort ihre Zusammenarbeit und finanzieren den Aufbau eines innovativen Ökosystems sowie erste Umsetzungsprojekte mit 500.000 Euro im Jahr 2020", so Hanke.
- Erste Wien-Botschafter noch heuer
Um auch international für Wien zu werben, ernennt die Stadt angesehene Persönlichkeiten zu Wien-Botschaftern. Nach ihrer Präsentation, die noch heuer über die Bühne gehen soll, sollen diese in Schlüsselregionen ehrenamtlich Werbung für den Standort Wien machen. Bis zum Sommer eröffnet die Stadt auch ihr Berlin-Büro als "mobile Außenstelle".
- 1.000 Pioniere für Wien
Eine ähnliche Rolle sollen die neuen Wien-Pioniere erfüllen. "Wir wollen Exzellenz, das kann bei einfach Arbeitern oder bei Wissenschaftern sein", erklärte Hanke.
In den nächsten Wochen werden Menschen gesucht, die mit ihren Ideen und Ansätzen dem Wirtschaftsstandort Wien neue Impulse geben können. In sogenannten "Zukunfts-Labs" wird mit diesen innovativsten Köpfen an den Konzepten und Visionen für unsere Stadt gearbeitet. Die Ergebnisse werden dann beim "Wiener Zukunftskongress 2021" diskutiert und so die Agenda in Richtung WIEN 2030 gesetzt werden.
- Digitale Bildungsoffensive
Beim Thema Digitalisierung will die Stadt möglichst früh anfangen. Derzeit sei der Ausbau von flächendeckendem WLAN in den Wiener Pflichtschulen voll im Gange. Davon investiert die Stadt 40 Millionen Euro in die Ausstattung mit Hardware und Software sowie in pädagogische Konzepte.