Österreich
Spieler sollen sich Sucht online abgewöhnen
Eine neue Plattform soll Spielsüchtigen dabei helfen, ihr problematisches Verhalten selbst in den Griff zu bekommen.
Es beginnt harmlos, kann aber schnell zu Suchtverhalten führen: Vor allem Männer zwischen 18 und 35 Jahren sind anfällig für Glücksspiel und Sportwetten. Sie spielen eher weiter, auch wenn sie hohe Verluste und Schulden haben und vernachlässigen andere Aufgaben. Entzugserscheinungen wie Nervosität und Reizbarkeit sind oft die Folge. Nur wenige suchen Behandlung auf, weil Schamgefühle, finanzielle oder psychische Probleme sie daran hindern. Experten fordern deshalb schon lange niederschwellige Angebote zur Selbsthilfe.
Mit dem neuen Online-Selbsthilfe-Programm genuggespielt.at gibt es nun erstmals so ein kostenloses und anonymes Angebot für alle ab 16 Jahren, die ihren Glücksspiel-Konsum oder ihr Sportwett-Verhalten reduzieren möchten. Betroffene können in einem achtwöchigen Online-Programm ihre Ziele selbst festlegen. Sie werden dabei von virtuellen Coaches begleitet. Entwickelt wurde das Angebot vom ISGF, dem Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung der Universität Zürich. Das Institut für Suchtprävention der Sucht- und Drogenkoordination Wien hat es für die Nutzung in Österreich angepasst.
Online-Tool reduziert Depression und Spieltage
Laut Dr. Doris Malischnig vom Institut für Verhaltenssüchte der Sigmund-Freud-Universität Wien zeigten Tests, dass die neue Online-Plattform wirksam ist. Getestet wurden 360 Teilnehmer über sechs Monate lang. Davon waren 31,6 Prozent Frauen, die Testpersonen hatten einen Altersdurchschnitt von 33,4 Jahren und 51,6 Prozent von ihnen hatten keine Matura. Sie konnten nachweislich sowohl die Anzahl der Spieltage reduzieren, als auch die Spielsucht-Symptome und den Schweregrad des problematischen Verhaltens, des Tabakkonsums und der Depressivität.
In Österreich sind etwa 1,1 Prozent pathologische Glücksspieler und Sportwetter. Ihre Suchtverhalten bringt häufig auch psychische Begleiterkrankungen mit sich, wie depressive Störungen und substanzbezogenen Süchte. Geschätzt sind nur etwa 10 Prozent der Betroffenen in Behandlung.