Österreich
"Wir dürfen nicht in Burggarten, Pferde schon"
Der Ärger über die Schließung der Bundesgärten wächst bei den Wienern. Auch weil Lipizzaner dort hindürfen, wo Kinder ausgesperrt sind.
Der Streit um die Öffnung der Wiener Bundesgärten geht weiter: Seit Tagen fordert die Stadt Wien die Wieder-Öffnung der so wichtigen Grünflächen wie Augarten (Leopoldstadt) oder den Schloßpark Schönbrunn (Hietzing). Verärgert über die anhaltende Schließung ist aber nicht nur die Stadt, auch immer mehr Wiener schließen sich der Forderung nach einer Öffnung an. Bei einer Online-Petition Online-Petition unterschrieben bisher fast 4.000 Menschen.
"Neues K.u.K. - Kurz und Kogler - bringen Maria-Theresia zurück"
Umso unverständlicher war für den Wiener Stefan F. (Name von der Redaktion geändert, Anm.) als er am vergangenen Freitag sah, wie Mitarbeiter der Spanischen Hofreitschule im Burggarten auf ihren Lipizzanern ritten. "Kinder und Erwachsene dürfen nicht in den Burggarten, die Lipizzaner in kaiserlicher Tracht aber sehr wohl. Inklusive Diener mit Schubkarren, der die Ausscheidungen der edlen Pferde zusammenkehrt", ärgert er sich. Das sei ja wie zu Zeiten von Maria Theresia.
"Kurz und Kogler - K.u.K. - haben offenbar das Rad der Zeit zurückgedreht: Das Volk darf die Gärten des Bundes, wie ich am Freitag mit meinen beiden kleinen Kindern den Burggarten, nicht betreten, die kaiserlich-königlichen Pferde sehr wohl", kritisiert Herr F.
Für den Wiener "unfassbar und eine Provokation" in Zeiten einer quasi Ausgangssperre in einer Zwei-Millionen-Stadt. Er hofft nun, dass sich die Stadt dies nicht länger gefallen lässt.
Die will sich das auch nicht gefallen lassen und zeigt sich weiter kämpferisch. So bot Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), der für die Sperre zuständigen Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) nun Unterstützung bei der Kontrolle der Gärten an, "Heute" hat berichtet.
Spanische Hofreitschule "glücklich" über Möglichkeit
Bei der Spanischen Hofreitschule ist man hingegen "überglücklich" über die Möglichkeit, den Burggarten nutzen zu dürfen. "Uns geht es vor allem um den Tierschutz", erklärt Geschäftsführerin Sonja Klima auf "Heute"-Anfrage.
Die Pferde seien - ähnlich wie Spitzensportler - ein hohes Maß an Training gewohnt, wegen der Corona-Krise und allen abgesagten Vorführungen falle das aber jetzt weg. "Die Bundesgärten und die Burghauptmannschaft geben uns im Burggarten dennoch die Möglichkeit, die Pferde jeden Tag rund eine Stunde lang zu bewegen", so Klima. Dass dies in Uniform geschieht, ist für Klima nicht ungewöhnlich: "Die gehört zu den Lipizzanern einfach dazu, so wie die Polizeiuniform zu einem Polizisten".