SP-Herr lässt aufhorchen – "Nicht mit so einer Partei"

Andreas Babler ist der neue Kopf der österreichischen Sozialdemokratie. Als solcher hat er sich sogleich in die aktuell wichtigste parlamentarische Position innerhalb der Partei manövriert – er ist jetzt Klubchef. Seine, ebenso neue, Vize-Klubchefin, Julia Herr, blickt in einem Interview mit der "Presse am Sonntag" bereits in Richtung der nächsten Nationalratswahl, die planmäßig im Herbst nächsten Jahres stattfinden wird. 

Babler meldete in der "ORF-Pressestunde" am Sonntag bereits den Anspruch an, die SPÖ wieder zur Nummer eins im Land machen zu wollen. Absolute Mehrheiten gibt es auf Bundesebene schon lange keine mehr – mit wem könnte die Partei im Falle eines tatsächlichen Wahlsieges dann koalieren? Geht es nach Julia Herr, auf jeden Fall nicht mit der Volkspartei. Einer etwaigen Großen Koalition kann die Jungpolitikerin und ehemalige Vorsitzende der Sozialistischen Jugend nichts abgewinnen. 

"Mit so einer Partei kann man natürlich nicht koalieren"

"Monatelang" sei sie im ÖVP-Untersuchungsausschuss gesessen, die dortigen Vorgänge hätten sie schockiert. In den Chats habe sie die "Korruption der ÖVP" in ihrer Gänze nachvollziehen können, meint Herr im Interview. Sie zieht daraus einen unmissverständlichen Schluss: "Mit so einer Partei kann man natürlich nicht koalieren."

Auch nach dem Ende des U-Ausschusses, der vonseiten der ÖVP abgewürgt wurde, habe die Korruption laut Herr kein Ende genommen: "Das Korruptionskarussell dreht sich ja weiter." Da die ÖVP den Staat als Selbstbedienungsladen sehe, will auch Herr die von Neo-Chef Babler bevorzugte Ampelkoalition forcieren. Neos schließen eine Beteiligung an einer etwaigen, SPÖ-geführten Koalition aktuell jedoch wegen Bablers Vorsitz aus. Die Vize-Klubchefin beunruhigt dies nicht: "Wir werden das verhandeln, wenn das Wahlergebnis da ist."