Gesundheit

So viel Mikroplastik geben Kontaktlinsen ins Auge ab

Linsenträger aufgepasst: Eine neue Studie deckt auf, wie viel Mikroplastik Kontaktlinsen über das Auge an den menschlichen Körper abgeben könnten.

Sabine Primes
Die Forscher schätzen, dass einige Linsen mehr als 90.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr abgeben könnten, wenn sie 10 Stunden am Tag getragen werden.
Die Forscher schätzen, dass einige Linsen mehr als 90.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr abgeben könnten, wenn sie 10 Stunden am Tag getragen werden.
Getty Images/iStockphoto

Die weit verbreitete Verwendung von Kunststoffprodukten führt zur Allgegenwart von Mikroplastik im täglichen Leben. Über die Freisetzung von Mikroplastik aus lang benutzten Kontaktlinsen ist bis dato jedoch wenig bis nichts bekannt. Doch die Sehhilfen könnten eine Quelle der schädlichen Plastikverschmutzung sein. Weltweit sind bis zu 140 Millionen Menschen auf Kontaktlinsen angewiesen. Eine neue Studie der American Chemical Society schätzen Forscher, dass Kontaktlinsen, die 10 Stunden am Tag getragen werden, mehr als 90.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr abgeben könnten.

Die Forscher sammelten sechs Arten von Kontaktlinsen verschiedener Marken und mit unterschiedlicher Lebensdauer. Um das normale Tragen und die Pflege zu simulieren, wurden die Linsen in Wasser gelagert, unter einer Lampe aufbewahrt, die das Sonnenlicht imitierte, und dreimal alle 10 Stunden mit Wasser abgespült. Nachdem die Linsen 30 oder 90 Tage lang dem Sonnenlicht ausgesetzt waren, wurde das Wasser, in dem die Linsen aufbewahrt wurden, analysiert. 

In Abwesenheit von simuliertem Sonnenlicht wurde kein Mikroplastik entdeckt. Waren die Kontaktlinsen jedoch dem Äquivalent von 90 Tagen Sonnenlicht ausgesetzt, wurde zunehmende Mengen festgestellt. Kontaktlinsen mit kürzerer Lebensdauer wiesen nach dieser Exposition die größte Menge an abgelagertem Mikroplastik auf.

Auf der Grundlage ihrer Daten aus dieser kleinen Studie schätzen die Forscher, dass einige Linsen mehr als 90.000 Mikroplastikpartikel pro Jahr abgeben könnten, wenn sie 10 Stunden am Tag getragen werden. Sie gelangen über das Auge direkt in den Körper. Die Auswirkungen der direkten Exposition der Augen gegenüber Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit sind derzeit nicht bekannt, aber die Forscher sagen, dass ihre Ergebnisse darauf hinweisen, dass weitere Studien in diesem Bereich dringend erforderlich sind.

Mikroplastik und Nanoplastik – die unsichtbare Gefahr
Mikroplastik ist mit 0,001 bis 5 Millimeter teilweise noch mit freiem Auge sichtbar. In die Nahrungskette gelangt Mikroplastik etwa aus Verpackungsabfall. Dem Österreichischen Umweltbundesamt zufolge trägt Reifenabrieb am meisten zur Freisetzung von Mikroplastik in die Umwelt bei, gefolgt von Abfallentsorgung und Textilwäsche.
Im Zuge einiger Untersuchungen wurde bereits nachgewiesen, dass Mikroplastik von Meerestieren wie Fischen, Muscheln und Garnelen mit Plankton verwechselt und dieses als Nahrung aufgenommen wird. Außerdem konnte bereits gezeigt werden, dass dieses Mikroplastik auch in den Magen-Darm-Trakten dieser Tiere wiederzufinden ist. Durch den Verzehr von Meerestieren landet das Plastik im menschlichen Körper und wird ins Abwasser ausgeschieden. In Kläranlagen wird zwar das Abwasser von Mikroplastik befreit, allerdings gelangt es bei der Verwendung von Klärschlamm als Dünger in die Böden.
Alles was kleiner als 0,001 Millimeter ist, wird als Nanoplastik definiert und ist für das menschliche Auge unsichtbar.

Auswirkungen von Mikroplastik auf die Gesundheit

Mikroplastik ist überall. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 nehmen Menschen jede Woche versehentlich bis zu fünf Gramm Mikro- und Nanoplastik zu sich. Dies entspricht in etwa einer Kreditkarte. Die winzigen Partikel verbleiben im menschlichen Blut, bleiben in den Organen hängen und verunreinigen den Fötus. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sie möglicherweise die Karzinogenese in Zellen auslösen können – den Prozess, der Krebsmutationen auslöst.

Mikroplastik ist nur ein Teil eines umfassenderen Problems der Plastikverschmutzung. Auf der Mülldeponie kann es bis zu 500 Jahre dauern, bis sie sich zersetzen und Schadstoffe in den Boden und das Wasser gelangen.

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