Klimaschutz

Sorge um Thwaites – Antarktis droht Gletscherkollaps

Bange blicken Wissenschafter auf den Thwaites-Gletscher. Ein gewaltiger Eisberg hat sich gelöst, der bislang wie ein Stöpsel für die Eismassen diente.

Lydia Matzka-Saboi
Der antarktische Thwaites-Gletscher wird auch "Weltuntergangsgletscher" genannt. Sein Zerfall könnte die Eismassen der Westantarktis in Bewegung bringen und den Meeresspiegel rapide ansteigen lassen.
Der antarktische Thwaites-Gletscher wird auch "Weltuntergangsgletscher" genannt. Sein Zerfall könnte die Eismassen der Westantarktis in Bewegung bringen und den Meeresspiegel rapide ansteigen lassen.
NASA / Zuma / picturedesk.com

Früher, schneller, intensiver - das sind die Attribute der Klimakrise. Auch das Abschmelzen des antarktischen Thwaites-Gletschers wurde bisher unterschätzt. Beim sogenannten "Weltuntergangsgletscher" (doomsday glacier) hat sich jetzt ein gewaltiger Eisberg gelöst, der bisher wie ein Stöpsel für die Eismassen diente.

Aktuelle Satellitenbilder und Studien zeigen, dass mit dem Zerfall des Thwaites-Gletschers jetzt vermehrt relativ warmes Meerwasser in Spalten des westantarktischen Eisschilds dringt. In einer Art Kettenreaktion zerfällt das "ewige Eis" gleich an mehreren Stellen.

Glaziologen gehen davon aus, dass das Schelfeis schon in den nächsten Jahren zerfallen könnte.

Thwaites-Gletscher schmilzt rascher

Im März 2002 brach der Eisberg B-22A von der Spitze des Thwaites-Gletschers in der Westantarktis ab: mit einer ursprünglichen Länge von 85 Kilometern und einer Breite von bis zu 64 Kilometern der größte in der Amundsensee. Weit kam der Gigant anschließend nicht, denn er blieb rund 100 Kilometer vor der Eiszunge des Thwaites-Gletschers am Untergrund hängen und wirkte damit wie eine stabilisierende Barriere auf das dahinter liegende Meer- und Schelfeis. Doch das änderte sich offensichtlich in den letzten Monaten, wie aktuelle Satellitenbilder zeigen.

Das könnte nun Folgen für die gesamte Region haben: B-22A schützte das zwischen sich und dem Schelfeis liegende dünnere Meereis, das sich hier jeden Winter bildet. Und dieses wiederum half das Schelfeis zu stabilisieren, welches letzten Endes den Thwaites-Gletscher bremst und somit dessen Zustand bewahrt.

Ohne den Eisberg wird das Meereis wahrscheinlich instabiler, weil es verstärkt Stürmen und dem Meer ausgesetzt ist. In einer Art Kettenreaktion droht damit die Front des Schelfeises ebenfalls brüchiger zu werden. Sollte es schließlich zerfallen, dürfte der Thwaites-Gletscher schneller in den Antarktischen Ozean strömen, was zu einem stärkeren Meeresspiegelanstieg beitragen wird.

Meeresspiegel steigt

Glaziologen befürchten, dass das Schelfeis schon in den nächsten Jahren zerfallen könnte und gehen von einem sich selbst verstärkenden Mechanismus aus, der letztlich zu einem großflächigen Kollaps des Gletschers führen könnte.

Das Abschmelzen des Thwaites hätte einen Anstieg des Meeresspiegels von 65 Zentimeter zur Folge, der des westantarktischen Eisschilds sogar um mehr als drei Meter.

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