Österreich
Sohn klagt an: "Mama starb, weil Ärzte versagten"
Ulrike P. (66) wurde mit Covid19 im Krankenhaus aufgenommen, starb wenig später an den Folgen einer Sepsis. Ihr Sohn erhebt nun schwere Vorwürfe.
Seit Jänner 2021 war Ulrike P. (66) für die Corona-Impfung vorgemerkt, doch aufgrund von Lieferschwierigkeiten verzögerte sich der Termin. Rund zwei Wochen bevor sie den rettenden Stich erhalten hätte, starb die Vorarlbergerin am 24. April im Landeskrankenhaus Bregenz.
Nun erhebt ihr Sohn, Patrick H. (34), schwere Vorwürfe gegen das Krankenhaus: "Meine Mutter wurde trotz der Empfehlung einer Anästhesistin nicht an die Uniklinik Innsbruck überwiesen. Dort hätte eine Herz-Lungen-Maschine ihre Überlebenschance erhöht", ist sich der zweifache Vater sicher. Wie "Heute" erfuhr, soll die 66-Jährige allerdings in so schlechtem Zustand gewesen sein, dass ein Transport in die Uniklinik nicht möglich gewesen sein soll.
Ulrike P. war mit zwei Corona-Varianten infiziert
Die 66-Jährige war laut Patrick H. sportlich aktiv und ging gerne wandern: "Sie hat sich auch immer an alle Corona-Maßnahmen gehalten. Meine Söhne hat sie während der Pandemie kaum gesehen", so der 34-Jährige. Doch Ende März infizierte sich die Vorarlbergerin dann doch mit Corona – laut Spital sogar mit zwei verschiedenen Varianten, darunter die britische.
Ulrike P. wurde im Landeskrankenhaus Bregenz aufgenommen, lag zwei Wochen auf der normalen Station: "Die Ärzte meinten immer: 'Sie ist auf dem Weg der Besserung, die Werte sind gut.' Auch ihre Lunge war nicht stark angegriffen, etwa so wie bei einem grippalen Infekt. Aber nach den zwei Wochen ging es plötzlich abwärts", erinnert sich Patrick H.
„"Es hieß, alles ist im grünen Bereich, sogar eine Reha wurde angedacht" - Patrick H.“
Die 66-Jährige kam auf die Intensivstation und musste intubiert werden (Einführen eines Schlauches in die Luftröhre, Anm.): "Danach ging es ihr gut. Sie konnte noch essen und selbst duschen. Es hieß, alles ist im grünen Bereich, sogar eine Reha wurde angedacht", meint Patrick H. Doch am dritten Tag kam es zu Komplikationen, die Vorarlbergerin musste erneut intubiert werden.
Am 24. April um 5.17 Uhr verstarb Ulrike P. schließlich "im Rahmen einer Sepsis und des ARDS (akutes Atemnotsyndrom)", heißt es im ärztlichen Bericht des Spitals: "Meine Mutter wurde dann trotz Anwesenheit eines Arztes nicht reanimiert, angeblich aus Angst, ihr die Rippen zu brechen. Ein Arzt darf doch nicht entscheiden, ob er reanimiert oder nicht!", ist Patrick H. verzweifelt.
Mutter hatte Krankenhauskeime im Blut
Ein weiteres, interessantes Detail: Bei Ulrike P. wurden Klebsiella pneumoniae nachgewiesen, gefürchtete, multiresistente Krankenhauskeime, die bei geschwächten Personen eine Sepsis auslösen können. Für Patrick H. ist klar, dass die Ärzte im Fall seiner Mutter nicht richtig reagiert haben: "Keiner will für diese Fehler verantwortlich sein. Ich will einfach nur Gerechtigkeit", meint der 34-Jährige.
Er hat sich mit Rudolf Hartmann nun anwaltlichen Beistand geholt: "Wir prüfen derzeit alle Unterlagen und führen Gespräche mit Ärzten. Es muss noch geklärt werden, ob ein strafrechtlicher Tatbestand vorliegt. Ist dies der Fall, wird es eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geben. Es könnte aber auch auf einen Zivilprozess hinauslaufen, das muss alles noch geklärt werden", so Hartmann zu "Heute".
„"Wir betrachten diese Beschwerdesache als laufendes Verfahren" - Landeskrankenhaus Bregenz“
"Heute" fragte zudem beim Landeskrankenhaus Bregenz nach: "Wir bitten um Verständnis, dass wir unter Berücksichtigung der ärztlichen Verschwiegenheit und der europäischen Datenschutzgrundverordnung keine Auskünfte über personenbezogene Daten und Gesundheitsdaten von Patienten an Dritte weitergeben können. Herr H. ist anwaltlich vertreten und hat über seinen Anwalt bereits die gesamte Krankenakte seiner Mutter erhalten. Wir betrachten diese Beschwerdesache als laufendes Verfahren", heißt es in einer Stellungnahme.