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So viele Menschen starben 2022 auf Österreichs Straßen

Besonders bedenklich ist, dass rund ein Viertel der getöteten Fahrzeug-Insassen in Österreich den Sicherheitsgurt nicht verwendet hatten. Die Bilanz.

Jeder zweite Getötete war im Pkw unterwegs.
Jeder zweite Getötete war im Pkw unterwegs.
DOKU-Niederösterreich

Im Jahr 2022 kamen in Österreich (bis zum 29. Dezember) laut vorläufigen Zahlen insgesamt 362 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben (Quelle: BMI; eigene Aufzeichnungen). Jeder zweite Verkehrstote (173) saß in einem Pkw. In der Vergangenheit ging die Anzahl der getöteten Pkw-Insassen deutlich zurück: Waren es im Jahr 2001 noch 570, verringerte sich diese Zahl bis 2022 trotz erheblich mehr zugelassener Autos und gestiegener Fahrleistungen um 70 Prozent.

"Auffällig sind heuer die höhere Anzahl an tödlichen Verkehrsunfällen im ersten Halbjahr und die – im Vergleich zu den Vorjahren – deutlichen Rückgänge in der zweiten Jahreshälfte, insbesondere ab September. Ein Grund könnte das schlechte Wetter sein, das von Anfang September bis Mitte Oktober für deutlich weniger Ausflugsverkehr sorgte", analysiert ÖAMTC-Verkehrstechniker David Nosé.

Ein Viertel aller getöteten Insassen ohne Gurt

Besonders bedenklich ist, dass etwa ein Viertel der getöteten Pkw-Insassen den Sicherheitsgurt nicht verwendet hatten. "Unbegreiflich, dass auch nach mehr als 40 Jahren Gurtpflicht in Österreich so viele Lenker und Mitfahrer mit ihrem Leben spielen", so der ÖAMTC-Experte. "Zwar bedeutet auch der Gurt keinen hundertprozentigen Schutz, kann aber im Zusammenspiel mit weiteren Sicherheitssystemen die Unfallfolgen deutlich mildern. Eine Vielzahl an Getöteten wäre dadurch vermeidbar gewesen."

Drei von vier getöteten Pkw-Insassen kamen heuer bei Alleinunfällen oder Frontalkollisionen ums Leben. Unachtsamkeit, riskante Überholmanöver oder nicht angepasste Geschwindigkeit waren dabei die häufigsten Unfallursachen.

Viele Bike-Unfälle nicht selbst verschuldet

"55 Menschen kamen heuer mit dem Motorrad auf Österreichs Straßen ums Leben. Das ist der niedrigste Stand seit 30 Jahren – auch hier trotz steigender Zulassungszahlen", hält Nosé fest. Der Großteil der tödlich verunglückten Motorradfahrenden kam aufgrund von eigenen Fehlern zu Schaden – dazu zählen nicht angepasste Geschwindigkeit, missglückte Überholmanöver oder Vorrangverletzungen. Hauptunfallverursacher waren in fast zwei Drittel der Fälle die Motorradfahrer selbst. Mehr als die Hälfte der tödlichen Unfälle waren Alleinunfälle.

Doch nicht alle Motorradunfälle waren selbst verschuldet: Speziell in Kreuzungssituationen kommt es immer wieder vor, dass Biker von ein- und abbiegenden Kfz übersehen werden. Auffällig: In den vergangenen 15 Jahren kamen vor allem Biker zwischen 40 und 54 Jahren zu Tode. Betrachtet man nur die vergangenen fünf Jahre, sind es überwiegend Lenker der Altersgruppe von 55 bis 59 Jahren, die tödlich verunglückten.

erkehrstote der vergangenen 10 Jahre nach Art der Verkehrsbeteiligung
erkehrstote der vergangenen 10 Jahre nach Art der Verkehrsbeteiligung
Quelle: Statistik Austria, BMI; vorläufige Daten (Stand: 29.12.2022); inkl. E-Bike und E-Tretroller

Heuer kamen bislang 45 Fußgänger sowie 42 Radfahrende ums Leben. Um die Sicherheit für Radfahrende sowie E-Biker zu erhöhen, benötigt es weitere Maßnahmen: Eine bessere Trennung von den übrigen Verkehrsteilnehmer, sichere Querungsmöglichkeiten an Kreuzungen, aber auch eine verstärkte Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Ablenkungen, z. B. durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr.

Zielwert für 2030

Laut aktueller Verkehrssicherheitsstrategie des BMK wurde für 2030 abermals eine Halbierung der Anzahl der Verkehrstoten auf Basis der Jahre 2017 bis 2019 festgelegt. Das wären 2030 maximal 207 Verkehrstote. Für das heurige Jahr liegt die Vorgabe bei 372 Verkehrstoten – ein Wert, der unterboten wird. Es bedarf dennoch großer Anstrengungen, um die Verkehrssicherheit weiter zu verbessern. Das betrifft unter anderem die verkehrstechnische Ausstattung sowie Maßnahmen beim Erhaltungszustand der Straßen und eine rasche Marktdurchdringung von neuesten Assistenzsystemen.

Notbremssysteme, Abstandsregler, Spurhalteassistenten und Toter-Winkel-Warner können beispielsweise menschliches Fehlverhalten und Unachtsamkeit kompensieren – darin sieht der ÖAMTC großes Potenzial, schwere Unfälle zu verhindern. "Generell ist festzuhalten: Menschen machen Fehler. Deshalb sollten der Straßenraum und die Fahrzeugtechnik diese – wie in der Verkehrssicherheitsstrategie vorgegeben – verzeihen und kompensieren können", sagt der ÖAMTC-Experte abschließend.

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