Hochzeit und Scheidungen
So tricksen Ukrainer, um nicht an die Front zu müssen
Ukrainische Männer greifen in die Trickkiste, um nicht an die Front gerufen zu werden. Das kostet sie aber viel Geld.
Ukrainische Männer haben nach Angaben eines Berichts von NGL Media ein Schlupfloch entdeckt, um sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Unter anderem sollen Ukrainer arrangierte Ehen mit Frauen eingehen, die eine Behinderung haben – als Familienoberhaupt, das eine hilfsbedürftige Person betreuen muss, wird der Ehemann von seiner patriotischen Pflicht befreit.
Das ist nicht der einzige "Trick". Auch sollen Männer sich von ihren Ehefrauen scheiden lassen und das alleinige Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder beantragen. Ein Mann, der als einziger gesetzlicher Vormund eines Kindes eingetragen ist, ist von der Mobilmachung ausgenommen und kann das Land verlassen, was ukrainischen Männern im Wehrpflichtalter im Kriegsrecht nicht gestattet ist.
Mit Schmiergeldern der Wehrpflicht entgehen
Diese "Privilegien" sind nicht gratis: Laut NGL Media zahlt ein Ukrainer umgerechnet etwa 3.200 Euro, wenn es vor Gericht eine positive Entscheidung in Sorgerechtsstreitigkeiten gibt – ein Teil geht an den Anwalt, der Großteil des Betrags geben die Anwälte allerdings dann als Schmiergeld an die Richter weiter. Eine Scheinehe mit einer Frau mit Behinderung kostet umgerechnet zwischen rund 2.000 Euro und knapp 6.000 Euro. Und wer nicht zahlen will, versteckt sich einfach zu Hause.
Die Recherche von NGL Media zeigte zudem, dass Hunderte von Nichtregierungsorganisationen und gemeinnützigen Stiftungen an der Flucht von etwa 2.250 Männern im Wehrpflichtalter beteiligt seien.
Pflichteifer hat markant nachgelassen
Bereits vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass der ukrainischen Armee Soldaten im Kampf gegen Russland fehlen. Strömten zu Beginn des russischen Angriffskriegs vor zwei Jahren Ukrainer in Scharen zu Rekrutierungszentren im ganzen Land, um freiwillig zur Verteidigung ihres Landes in den Kampf zu ziehen, hat heute dieser Pflichteifer nachgelassen.
Das ukrainische Parlament prüft derzeit ein Gesetz, das den potenziellen Pool an Rekruten um etwa 400.000 vergrößern würde, unter anderem durch die Absenkung des Einberufungsalters von 27 auf 25. Zudem soll das Rekrutierungssystem digitalisiert und der Militärdienst in Kriegszeiten auf 36 Monate begrenzt werden. Diese Änderungen beunruhigen viele, die darin eine Verschärfung der Wehrpflicht sehen. Im Internet kursieren Berichte über angebliche Einberufungen auf offener Straße. Selbst Präsident Wolodimir Selenski hat noch nicht öffentlich seine Unterstützung dafür ausgesprochen.
Auf den Punkt gebracht
- Ukrainische Männer meiden den Kriegsdienst, indem sie arrangierte Ehen mit behinderten Frauen eingehen oder das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder beantragen, um als einziger gesetzlicher Vormund vom Einsatz befreit zu werden
- Diese Taktiken erfordern jedoch beträchtliche finanzielle Opfer, darunter hohe Anwaltskosten und Schmiergelder
- Die ukrainische Armee leidet unter einem Mangel an Soldaten, was zu Gesetzesänderungen führt, die die Wehrpflicht ausweiten und digitalisieren sollen, was bei der Bevölkerung Besorgnis hervorruft