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So trauert Nordkorea um seinen "Geliebten Führer"

Heute Redaktion
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Der Tod des norkoreanischen Machthabers Kim Jong-il stürzt ein ganzes Land in Trauer: Die Staatsmedien berichteten von Szenen "unbeschreiblicher Trauer", das Fernsehen in Pjöngjang zeigte Mitglieder der regierenden kommunistischen Partei, die schluchzten, schrien und auf Tische schlugen.

stürzt ein ganzes Land in Trauer: Die Staatsmedien berichteten von Szenen "unbeschreiblicher Trauer", das Fernsehen in Pjöngjang zeigte Mitglieder der regierenden kommunistischen Partei, die schluchzten, schrien und auf Tische schlugen. 

Bis zum 29. Dezember wurde Staatstrauer angeordnet. Während der Trauerzeit ist Singen und Tanzen verboten.

Bei der Bekanntgabe des Todes vom Kim Jong-ils Ableben hatte die Nachrichtensprecherin Tränen in den Augen. Anschließend zeigte das Fernsehen stundenlang . "Ich kann es nicht fassen! Wie konnte er so gehen? Was sollen wir jetzt machen?", fragte Parteimitglied Kang Tae-ho. "Er versuchte so sehr, unser Leben besser zu machen, und ist einfach gegangen", sagte Hong Sun-ok.

Personenkult

Kim Jong-il war offiziell Generalsekretär der Partei der Arbeit Nordkoreas und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates (und damit Oberbefehlshabers der Streitkräfte). Einzig das Amt des Präsidenten war auch 17 nach seinem Tod seinem Vater Vater Kim Il-sung ("Ewiger Präsident") vorbehalten.

Das Volk kennt Kim Jong-il jedoch unter einer Vielzahl von Titeln:
Respektierter, geliebter, weiser, brillanter, einzigartiger Führer
Vater des Volkes/ der Nation
Sonne der kommunistischen Zukunft/ der Nation
Führender Sonnenstrahl
Schicksal der Nation
Geliebter Vater
Weltführer/ Große Sonne/ Führender Stern des 21. Jahrhunderts
Helle Sonne der Juche
Großer Verteidiger
Erlöser


Bizarre Fakten:


Playboy: Der Diktator soll 20.000 Blondinen-Pornos gehortet haben.
Verschwender: Während das Volk Hunger leidet zahlte Kim für "Hennessy"-Cognac 1,9 Millionen .
Stubenrein: In Nordkoreas Schulen wird gelehrt, dass der Diktator weder Urin noch Exkremente ausscheidet.
Styling: Der 1,60 kleine Kim trug 12 Zentimeter Plateauschuhe, toupierte sich die Haare.
Unsichtbar: Auf nächtlichen Satelliten- Aufnahmen ist Nordkorea als einziges Land der Welt dunkel,weil es keinen Strom für Beleuchtung gibt.
"Säuberung": Während eines Festes ließ der Diktator alle Behinderten wegsperren.
: Laut Propagandaministerium gelangen Kim bei seinem ersten Golf-Versuch auf dem einzigen Platz des Landes nahe dem Taicheng-See spektakuläre elf Hole-in-Ones.


Kein Kurswechsel zu erwarten

Auch mit Kim Jong-ils Nachfolger, Sohn Kim Jong-un, ist kein Wandel in Nordkorea in Sicht. Der Wechsel ist nach Erkenntnissen südkoreanischer Experten "perfekt organisiert" worden. Das Staatsmedien rief die Bevölkerung auf, dem Sohn des Verstorbenen die Treue zu halten.

Kim Jong-un werde in absehbarer Zeit sicher keine drastische Kursänderung vornehmen und eine strategische Allianz mit der Armee suchen, analysiert der südkoreanische Experte Baek Seung-joo vom Seouler Institut für militärische Analysen. Das schließe aber nicht langfristig aus, dass es zu Machtkämpfen kommen könnte.

"Alle Verantwortlichen, die unter Kim Jong-il mitzureden hatten, haben sich offenkundig in den vergangenen 48 Stunden darauf verständigt, Kim Jong-un als neuen Führer zu unterstützen", meint Paik Hak-soon vom Sejong-Institut, einem renommierten "Think Tank" in Seoul. "Die Ära Kim Jong-un hat bereits begonnen", die Stabilität des Regimes sei gesichert.

Raketentest

Die Streitkräfte Nordkoreas haben am Montag nach Medienberichten eine Rakete mit kurzer Reichweite zu Testzwecken an der Ostküste des Landes abgefeuert, berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Man gehe jedoch nicht davon aus, dass der Test im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Tod des Herrschers stehe und Südkorea provoziert werden sollte.

Die Rakete habe vermutlich eine Reichweite von 120 Kilometern gehabt, hieß es. Nordkorea wolle durch den Test die Kapazität und die Reichweite der Raketen verbessern. Das Land habe seit dem vergangenen Jahr eine Reihe von Tests der Rakete vom Typ KN-06 durchgeführt.

Gespräche angekündet

Angekündigte Gespräche mit den USA würden möglicherweise zu einer Entspannung führen, weil Nordkorea dringend ausländische Hilfe benötige, sagt Kim Tae-hyun, Professor an der Seouler Chung-Ang-Universität.

Südkoreanische Geheimdienstexperten hatten befürchtet, dass Seoul im Fall einer Implosion des nordkoreanischen Regimes außerstande wäre, die Probleme einer Wiedervereinigung zu bewältigen. Diese wären wesentlich schwerwiegender als in Deutschland 1990.

Laut WikiLeaks-Enthüllungen sollen US-Diplomaten zu der Auffassung gelangt sein, China könnte letztlich ein wiedervereinigtes Korea akzeptieren, das den USA freundschaftlich verbunden wäre. Seit dem Untergang der Sowjetunion ist die Volksrepublik China der einzige Verbündete Pjöngjangs.