Coronavirus
So schnell steigen die Corona-Infektionen in Europa
Die WHO schlägt Alarm: Europa verzeichnet derzeit mehr Corona-Fälle als zum ersten Höhepunkt der Pandemie Anfang April.
Die Infektionszahlen steigen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Diese Woche warnte der Europa-Direktor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Hans Kluge: "Die Zahlen vom September sollten ein Alarmsignal für uns alle sein."
Mehr Corona-Fälle denn je
Gemäß dem neuesten Lagebericht der WHO verzeichnet Europa jetzt mehr Corona-Fälle als zum ersten Höhepunkt der Pandemie Anfang April. Das ist laut Kluge zwar auch ein Resultat der verstärkten Tests, dennoch seien die Übertragungsraten in Europa alarmierend.
Zu den europäischen Ländern mit den meisten Neuinfektionen gehören auch Nachbarländer Österreichs: Rasant breitet sich das Virus im Moment etwa in Spanien, Frankreich, aber auch England und Italien aus. Immer mehr europäische Länder erlassen deshalb wieder einschneidende Maßnahmen bis hin zu Lockdowns.
Spanien
In keinem europäischen Land wütet Corona im Moment so stark wie in Spanien. Bislang zählt das Land mehr als 640’000 Infektionen und über 30.000 Todesopfer. Mit Nachmeldungen musste das spanische Gesundheitsministerium allein letzten Freitag ganze 14.400 Neuinfektionen bekannt geben. Dabei konzentriert sich ein Drittel der Fälle auf die Region Madrid. Gemäss einem Bericht der Zeitung "El País" sind schon 64 Prozent der Madrider Intensivbetten belegt.
Ab dem kommenden Montag gilt deshalb in den Stadtteilen Madrids mit den meisten Infektionen eine Art Ausgangssperre. Bewohner betroffener Gebiete dürfen dieses nur mit gutem Grund verlassen, etwa um zum Arzt, zur Arbeit oder an die Universität zu gehen. Auch Parks und Gärten werden geschlossen. Zudem sind in der ganzen Region Madrid Versammlungen mit mehr als sechs Personen verboten.
Frankreich
Auch in Frankreich hat die Pandemie nach der Ausgangssperre im Mai wieder Fahrt aufgenommen. Mit 13’498 gemeldeten Fällen stellte Frankreich am Samstag einen neuen Tagesrekord an Neuinfektionen auf. Mehr als die Hälfte der französischen Départements zählt die Regierung wegen der zahlreichen gemeldeten Fälle bereits als "rote Zonen".
Dementsprechend haben zahlreiche Départements ihre Maßnahmen verschärft. In Marseille und Bordeaux etwa sind Personenansammlungen von mehr als zehn Personen an öffentlichen Orten wie Parks oder Stränden verboten. Andere Départements untersagen ab Montag Partys und ähnliche Veranstaltungen. In Paris und anderen Städten gilt eine Maskenpflicht – sogar im Freien.
Großbritannien
In Großbritannien steht bereits ein zweiter Lockdown zur Diskussion. "Wir möchten einen nationalen Lockdown vermeiden, aber wir sind darauf vorbereitet", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock zur BBC. Fast 42.000 Menschen sind laut dem Gesundheitsministerium schon an Corona gestorben – mehr als in jedem anderen europäischen Land.
Als Reaktion auf die rasant steigenden Infektionen führt die Regierung per Ende September Bussen von bis zu 10.000 Pfund für Verstösse gegen Quarantäneanordnungen ein. Bereits jetzt sind Treffen von mehr als sechs Personen verboten. Besonders in Mittel- und Nordengland gelten zusätzliche regionale Einschränkungen. So ist es unter anderem in Birmingham verboten, bei sich zu Hause Personen ausserhalb des eigenen Haushalts zu treffen.
Italien
Im von Corona erschütterten Italien steigen die Infektionen ebenfalls. Am Freitag erreichte das Land mit 1907 Neuinfektionen den höchsten Wert seit Anfang Mai. Bereits verboten sind in Italien Tanzpartys draussen oder drinnen. Auch ist das Tragen einer Maske im Freien von 18 Uhr bis 6 Uhr Pflicht, wo eine Menschenansammlung entstehen könnte.