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So retro ist die PlayStation Classic wirklich
Sony hat die Mini-Version der ersten PlayStation mit 20 vorinstallierten Spielen veröffentlicht. Was hat es auf sich mit den Unkenrufen?
Die PlayStation Classic ist eine etwa 45 Prozent kleinere Miniaturausgabe der ersten PlayStation-Konsole. Anders als die originale PlayStation kann man auf der Classic keine Spiele einlegen, 2 kommen als vorinstallierte Versionen daher. Kurz nachdem die Classic um rund 100 Euro erschienen ist, ist die Freude vielerorts nicht allzu groß. Warum schreiben Kritiker über "eine Enttäuschung" und ein "halbherziges Tribut"?
Gründe werden viele genannt, von der begrenzten Anzahl der Spiele über die Qualität der Titel bis hin zu den veralteten Controllern und einem fehlenden Steckdosen-Adapter. Die Aufregung scheint aber bei genauerer Betrachtung nicht gerechtfertigt, denn was die PlayStation Classic jedenfalls kann, ist es, ein gewaltiges Retro-Gefühl den älteren Gamern zu vermitteln.
In der Packung findet man eine Konsole, die genauso aussieht wie die originale PS1, aber in eine Hand passt und neue Anschlüsse aufweist. Daneben gibt es im Karton zwei Controller, ein USB- und ein HDMI-Kabel. Leider ist kein Steckdosenadapter dabei, in den meisten Haushalten werden sich aber USB-Buchsen am TV oder die Adapter des Smartphones und Tablets nutzen lassen. Trotzdem, ein kleiner Abzug ist das schon.
Hervorragende Spieleauswahl
Dass "nur" 20 Spiele vorinstalliert sind, mag wenig erscheinen, aber sind wir doch mal ehrlich: selbst bei 30, 40 oder 50 Titel würden wir noch immer jammern, schließlich hatte die PlayStation in ihrem Lebenszyklus Dutzende Klassiker zu bieten. Nicht bestreiten kann man aber, dass die Auswahl hervorragend gelungen ist. Die Genres decken eine breite Palette von Action über Adventure bis zu Shooter ab.
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Besonders hervor stechen Titel wie Metal Gear Solid, das erste Grand Theft Auto oder Final Fantasy VII, die selbst nach so langen Jahren liebend gerne wieder oder noch immer gezockt werden. Klar, Gran Turismo, Spyro, Tomb Raider und mindestens 30 andere Games der damaligen Ära gibt es nicht, über die enthaltenen Spiele und ihre gut 150 bis 200 Spielstunden kann man allerdings nur auf hohem Niveau meckern.
Vorinstallierte Spiele
Battle Arena Toshinden
Cool Boarders 2
Destruction Derby
Final Fantasy VII
Grand Theft Auto
Intelligent Qube
Jumping Flash!
Metal Gear Solid
Mr Driller
Oddworld: Abe's Oddysee®
Rayman
Resident Evil Director's Cut
Revelations: Persona
Ridge Racer Type 4
Super Puzzle Fighter II Turbo
Syphon Filter
Tekken 3
Tom Clancy's Rainbow Six
Twisted Metal
Wild Arms
Versions-Chaos ärgert kaum
Vor allem Spielekritikern stößt am heftigsten auf, dass es auf der PlayStation Classic zu einem Versions-Chaos bei den Games kommt. Konkret finden sich etwa zur Hälfte NTSC- und PAL-Versionen der 20 Spiele auf der Classic. Während die NTSC-Spiele wie Rayman und Revelations: Persona in der Geschwindigkeit des Originalsspiels laufen, gibt es die PAL-Spiele wie Destruction Derby und Jumping Flash! um etwa 20 Prozent verlangsamt.
Die Spieleliste der PlayStation Classic. (Video: Sony PlayStation)
Das liegt daran, dass die Classic ein Bild mit 60 Hertz ausspielt, PAL allerdings 50 Hertz unterstützt. Während das für massive Kritik in Fachmedien sorgt, wird es dem Durschnittgamer herzlich egal sein, ob ein Spiel etwas langsamer abläuft. Meist wird der Spieler den Unterschied gar nicht merken, wenn er nicht den direkten Vergleich mit dem Original hat.
Retro-Atmosphäre garantiert
Gerade einmal Tekken 3 zeigt durch die PAL-Version eine kleine Eingabeverzögerung. Aber: Die große Kritik können wir hier nicht nachvollziehen, denn Games, Grafik, Wiedergabe, Gameplay und Geschwindigkeit sind eben in die Jahre gekommen und hier geht es nicht um Technik-Details, sondern um Retro-Atmosphäre – und die liefert die PlayStation Classic mit Garantie ab. Flimmern, schwarze Ränder, kleine Ruckler oder verwaschene Texturen sind hier kein Manko, im Gegenteil: wie bei anderen Retro-Konsolen erwartet man sie bei der Classic geradezu, wenn man an die PlayStation 1 denkt.
Beim Starten der Classic gibt es wenig Überraschendes: Der Spieler wählt die Sprache des Systems aus (die Games bieten nur teils deutsche Fassungen, die meisten Originale sind in Englisch gehalten) und kommt dann zu einer Spieleübersicht, in der die Titel mit ihrem Cover in einem Kreis angeordnet sind. Einstellungsmöglichkeiten hat man keine, man kann die Spiele nur starten oder bei den Speicherständen fortsetzen – die Games lassen sich allesamt zwischenspeichern. Etwas mehr PlayStation-Nostalgie hätte man sich hier durch Spiele-Anleitungen oder Grafik-Optionen wünschen können.
Originalität bei der Hardware
Gute Arbeit hat Sony bei den Controllern geleistet, die wie die 1994 vorgestellten Gamepads keine Vibrationsunterstützung aufweisen. Sie sehen eins zu eins wie die originalen Gamepads aus und sind auch genauso groß. Auf Stick-Präzision muss man aber bei Rennspielen verzichten, das Lenken funktioniert hakelig über das Steuerkreuz. Und Vibrationsüberraschungen wie jene durch Psycho Mantis in Metal Gear Solid fehlen. Die Controller werden per 1,5 Meter langem USB-Kabel an die Classic gestöpselt, was aber zu einem Wow-Effekt führt. Anders als bei anderen Minikonsolen muss hier keine Klappe umgelegt oder ein Schacht aufgeklappt werden, wodurch der Original-Look verloren gehen würde. Die Kabel werden einfach ohne Klappe in die Konsole gesteckt.
So sieht die PlayStation Classic aus. (Video: Sony PlayStation)
Der authentische Eindruck setzt sich an der Konsole selbst fort, möglichst viel wurde dem Original angeglichen. So haben nicht nur Power- und Reset-Taste haben ihre tatsächliche Funktion, auch die Open-Taste, eigentlich für den Disc-Wechsel gedacht, will ein Retro-Gefühl abgeben. So wird durch sie digital die "Spieledisc" bei Games gewechselt, die im Original auf mehreren Discs erschienen waren. Poppt eine entsprechende Meldung am Bildschirm auf, drückt man den Knopf und das Spiel wird fortgesetzt. Nett gemacht!
Die PlayStation Classic ist wirklich retro
Streiten kann man über den Mix von NTSC- und PAL-Games, wobei bei den PAL-Spielen kleine Darstellungs- und Eingabeverzögerungen auftreten. Als Spieler, der die Original-Atmosphäre der PS1 erleben will, wird man darüber aber locker hinwegsehen können. Etwas mehr schmerzt da, dass Sony bei den Steuerkreuz-Controllern dem Jahr 1994 treu geblieben ist und nicht den 1998 eingeführten Dualshock mit Sticks verpackt hat. So steuern sich einige Spiele wie R4: Ridge Racer Type 4 umständlich.
Schade ist, dass Sony nicht mehr Grafik-Optionen und Zusatz-Infos zu den enthaltenen Games in die PlayStation Classic gepackt hat. Abseits davon ist Sony aber eine Retro-Perle mit der PlayStation Classic gelungen. Die Hardware ist bis in die Details originalgetreuer als es bei allen bisherigen Mini-Konsolen der Fall war, die Spiele selbst laufen einwandfrei und die Auswahl lässt vor allem Gamer-Herzen, die der 90er-Zocker-Ära entstammen, höher schlagen.