Start am Freitag
So radikal sollen die Wiener Festwochen werden
In Wien soll eine freie Republik eröffnet werden: Am Freitag geht es mit den Wiener Festwochen los und der neue Intendant Milo Rau hat einiges vor.
Ganz traditionell werden die Wiener Festwochen am Freitag vor dem Wiener Rathaus eröffnet, doch dann ist mit Tradition auch schon wieder weitgehend Schluss. Denn unter der Intendanz des Schweizer Theatermachers Milo Rau soll im Zuge der Festwochen die "Freie Republik Wien" ausgerufen werden. Doch was hat es damit auf sich?
Mit den 46 unterschiedlichsten Produktionen von Schauspiel, über Tanz bis hin zu Theater soll eine humane und postkapitalistische Zukunft verhandelt werden. Dafür steht auch das Büro des Intendanten Milo Rau immer offen, der Dialog soll sich über die Aufführungen hinaus ergeben können.
So werden zur Eröffnung Bands wie Voodoo Jürgens, Bipolar Feminin und Pussy Riot geladen. Auch Literaturnobelpreistägerin Elfriede Jelinek und Starautorin Sibylle Berg werden am Freitag ab 21.20 Uhr bei freiem Eintritt die Bühne vor dem Rathaus bespielen.
Fix ist für Rau: Kunst ist politisch. Und genau darauf setzt er innerhalb der Festwochen, die bis zum 23. Juni andauern, den Fokus. Doch einige Inhalte sorgten schon vorab für Kritik, gegen die Rede von Omri Boehm wurde schon protestiert. Dem israelischen Philosophen wird nämlich vorgeworfen, den Holocaust zu relativieren. Bewusste Provokation von Rau, oder doch gelebte Demokratie - darüber sind sich Kritiker immer noch nicht einig. "Applaus ist Horror", stellt er kürzlich bei Stermann und Grissemann in "Willkommen Österreich" klar.
Es soll debattiert werden
"Mit der Ausrufung der Freien Republik Wien bei der Eröffnung der Wiener Festwochen verwandeln wir die Stadt für fünfeinhalb Wochen in einen Ort des wilden Welttheaters, des Austausches, Debattierens und des Feierns", so der Intendant. Und so wird das Theater wieder dorthin zurückgebracht, wo seine Ursprünge schlummern.
Denn schon in der Antike war das Theater schließlich einer der wichtigsten Umschlagplätze der Polis. So schlägt er dann doch wieder die Brücke zu den Traditionen, wenn auch auf die wohl untraditionellste Art und Weise.