Inklusive Performance

Raimund Theater zeigt Musical mit einzigartigem Konzept

Weniger Effekte, Ruheräume und mehr Platz: Das Raimund Theater zeigt mit "Das Phantom der Oper" erstmals ein Musical für Menschen mit Behinderung.

Hannah  Maier
Raimund Theater zeigt Musical mit einzigartigem Konzept
Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien, Jutta Steidl, Österreichische Autistenhilfe, Christian Struppeck, Musical-Intendant der Vereinigten Bühnen Wien und Leonie Strahl, VBW-Mitarbeiterin mit Autismus und Hund Magic (v.l.).
Denise Auer

"Kultur für alle" – das klingt zunächst nach einem netten Slogan. Doch diesen in die Tat umzusetzen, ist gar nicht so einfach. Die Vereinigten Bühnen Wien wollen nun einen Schritt in die richtige Richtung setzen und führen die erste "relaxed performance" im deutschsprachigen Raum auf.

Dabei wird das weltbekannte Musical "Das Phantom der Oper" am 14. Juli 2024 im Raimund Theater in einem ganz besonderen Format gezeigt und somit Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Behinderung oder Neurodiversität (u.a. Autismus, ADHS) zugänglich gemacht.

Weniger Lichteffekte und laute Geräusche

"Es ist uns ein großes Anliegen, das besondere Erlebnis eines Musicalbesuches möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Mit der 'relaxed performance' bieten wir auch Menschen, für die ein Theaterbesuch unter gewohnten Bedingungen zu viel Stress auslösen kann, die Möglichkeit, Kultur live zu erleben und mit Familie und Freunden zu teilen", erklärt Franz Patay, Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien.

Da eine Bühnenshow durch Licht- und pyrotechnische Effekte sowie laute Geräusche auf manche Menschen überfordernd wirken kann, werden diese Reizfaktoren in der "relaxed performance" reduziert oder weggelassen. Des Weiteren bleibt der Zuschauerraum während der gesamten Vorstellungsdauer mit gedimmtem Licht beleuchtet und es ist möglich, den Saal zu verlassen, um bei Bedarf eine Auszeit in einem der zur Verfügung gestellten Ruheräume im Theater zu nehmen.

Durch einen früheren Haus- und Saaleinlass sowie eine längere Pause sollen zusätzlich Hektik und Stress beim Theaterbesuch reduziert werden. Im Vorfeld hilft außerdem ein Leitfaden in einfacher Sprache bei der Vorbereitung auf den Musicalbesuch.

Das Ziel: Ein stressfreier Theaterbesuch

Ursprünglich von der Autismus-Community für Kino- und Theatervorstellungen entwickelt, ist das Konzept sowohl für Menschen im autistischen Spektrum als auch für Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen, Tourette-Syndrom, Lernschwierigkeiten oder ADHS geeignet.

Raimund Theater präsentiert "Musical für alle"

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    Leonie Strahl, VBW-Mitarbeiterin mit Autismus und Hund Magic
    Leonie Strahl, VBW-Mitarbeiterin mit Autismus und Hund Magic
    Denise Auer

    Die Adaptionen, die für die "relaxed performance" von "Das Phantom der Oper" in Wien durchgeführt wurden, wurden bereits in New York und Sidney erprobt und in Abstimmung mit Regisseur Seth Sklar-Heyn auch für das Wiener Publikum angepasst.

    Junge Autistin bringt Know-How ein

    Wesentlich mitgewirkt hat an der Umsetzung auch Leonie Strahl. Die 23-Jährige ist Autistin und mit ihrem Assistenzhund Magic seit 2023 als Lichttechnikerin im Raimund Theater beschäftigt: "Ich freue mich, bei diesem großartigen Projekt meine Erfahrungen aus meinem persönlichen Alltag und meiner Bachelorarbeit zum Thema Neurodiversität und Lichttechnik einbringen zu können. Für neurodiverse Zuseher muss die Inszenierung sehr sensibel umgesetzt werden. Initiativen wie diese der Vereinigten Bühnen Wien öffnen die Welt für die Autisten."

    Der Vorverkauf für die "relaxed performance" von "Das Phantom der Oper" am 14. Juli 2024 um 14 Uhr im Raimund Theater ist ab sofort eröffnet.

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      privat, iStock

      Auf den Punkt gebracht

      • Die Vereinigten Bühnen Wien werden am 14.Juli 2024 die erste "relaxed performance" im deutschsprachigen Raum im Raimund Theater aufführen, um Menschen mit besonderen Bedürfnissen den Zugang zum weltbekannten Musical "Das Phantom der Oper" zu ermöglichen
      • Durch Anpassungen wie reduzierte Reizfaktoren, gedimmtes Licht im Zuschauerraum und die Möglichkeit, den Saal zu verlassen, soll ein stressfreies Kulturerlebnis geschaffen werden
      • Das Konzept, ursprünglich von der Autismus-Community entwickelt, wurde bereits in New York und Sidney erprobt und in Abstimmung mit Regisseur Seth Sklar-Heyn auch für das Wiener Publikum angepasst
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