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So jagst du als Mann nachts Frauen keine Angst ein

Auf Tiktok zeigt ein junger Mann, wie hilflos er sich fühlt, wenn nachts eine Frau vor ihm geht, die er nicht ängstigen will. 

20 Minuten
In einem Tiktok-Video läuft ein Mann hinter einer Frau nachts nach Hause.
In einem Tiktok-Video läuft ein Mann hinter einer Frau nachts nach Hause.
Getty Images/iStockphoto

"Du bist ein Typ und musst nachts zu oft so abbiegen, wie die Frau, die vor dir läuft", schreibt ein junger Mann zu seinem Tiktok-Video. "Bitte geh da nicht rein, oh f***, da muss ich auch lang", murmelt er vor sich hin. Da ihm die Situation unangenehm ist, bleibt er stehen, überbrückt die Zeit, indem er an einem Pfahl schnuppert, fröhliche Lieder pfeift, die Blätter eines Baums studiert und wartet, bis die Frau außer Sichtweite ist.

"Psycho-Mörder Vibes"

Das Video hat in wenigen Tagen über 3.000 Kommentare generiert. User schildern ihre eigenen Geschichten und bedanken sich beim Urheber des Videos, dass er sich darüber Gedanken macht. "Liebe an alle Männer, die das machen und traurig, dass wir uns überhaupt darüber Gedanken machen müssen", schreibt eine Frau. Die Kommentare zeigen: Männer wissen oft nicht, wie sie sich in diesen Situationen verhalten sollen. "Ich laufe dann extra einen Umweg", schreibt einer.

Einzig das Pfeifen und Beschnuppern des Pfahls kritisieren einige User. "Also, diese Melodie gibt so Psycho-Mörder-Vibes", schreibt eine junge Frau. "Wenn ich einen Typen sehe, der einen Pfahl hinter mir beschnuppert, dann renne ich erst recht", kommentiert jemand anderes.

Die 20-Minuten-Community erlebte ähnliche Situationen. Jan (24) fällt des Öfteren auf, dass sich Frauen unwohl fühlen, wenn er nachts denselben Weg wie sie einschlägt. "Vermutlich liegt das vor allem an meinem zügigen Gangtempo", meint er. Trotzdem versuche er, genügend Abstand zu halten. Situationsabhängig murmle er auch mal in einem Selbstgespräch seine Absichten vor sich hin, à la "Hoffentlich verpasse ich den Zug nicht…". "Ich denke, so fühlen sie sich sicherer."

Worte scheinen nicht zu beruhigen

Nadine S. (41) fühlt sich jedoch nicht weniger unwohl, wenn ein Mann, der nachts hinter ihr her geht, ihr beruhigende Worte zuruft oder anderweitig zu signalisieren versucht, dass er keine bösen Absichten hat. "Es könnte ja alles nur vorgespielt sein." Das Einzige, was ein Mann zu ihrer Beruhigung tun könne, sei, die Straßenseite zu wechseln, nicht ganz so schnell zu gehen und Abstand zu halten. Ihr Tipp an die Frauen: Sich groß machen, einen Schlüssel oder Regenschirm zur Verteidigung in die Hand nehmen und im Ernstfall konkret einzelne Personen um Hilfe bitten.

"Homosexualität vorzutäuschen, ist nicht zielführend"

"Die Straßenseite wechseln oder telefonieren sind sicherlich Verhaltensweisen, welche einer Frau zeigen können, dass die Aufmerksamkeit nicht auf ihr liegt", schreibt Pia Altorfer von der Opferhilfe Bern auf Anfrage von 20 Minuten. Sätze zurufen oder Homosexualität vorzutäuschen, finde sie aber nicht unbedingt zielfördernd.

"Wichtig finde ich vor allem, dass sich Männer bewusst machen, dass Frauen sich im Dunkeln vielleicht unwohl fühlen, wenn sie draußen unterwegs sind." Deshalb sollten Männer darauf achten, Abstand zu halten, Grenzen zu wahren und keine sexistischen Sprüche zu machen. Es lohne sich, Frauen aus dem eigenen Umfeld zu fragen, welche Situationen unangenehm seien. "Je präsenter das Thema in den Köpfen der Männer ist, desto sensibilisierter sind sie und können ihr Verhalten entsprechend anpassen", schließt Altorfer ab.

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