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SO ist es Finnland gelungen Obdachlosigkeit zu stoppen
Die Zahl der Obdachlosen steigt in ganz Europa. In ganz Europa? Nein, Finnland schafft es als einziges EU-Mitglied die Obdachlosenzahlen zu senken.
Wer noch gegen Ende der 2010er Jahre durch die finnische Hauptstadt Helsinki spazierte, wurde mit bitterer Armut konfrontiert. Obwohl Finnland eigentlich ein reiches Land ist, waren damals viele Menschen obdachlos. Mittlerweile hat sich das geändert und das skandinavische Land hat fast keine Obdachlosen mehr.
"Housing first" als finnisches Erfolgsmodell
Mit dem Konzept "housing first" ist es der finnischen Regierung gelungen die Menschen von der Straße zu bekommen. Ohne Voraussetzung bekommen Obdachlose durch das Projekt eine Wohnung vermittelt. Hinter der Idee steht die NGO Y-Foundation.
Nachdem Obdachlosen eine Wohnung vermittelt wurde, helfen die Sozialarbeiter der Organisation den Menschen Sozialanträge zu bearbeiten, die ihnen ermöglicht die Miete zu bezahlen. Die Y-Foundation profitiert wie der Staat selbst vom Projekt, so ist die NGO der viert-größte Immobilienbesitzer in Finnland. Bezahlt werden die Sozialarbeiter vom Staat, der durch das Projekt auch zu den Gewinnern zählt.
Durch den stetigen Rückgang von Obdachlosenzahlen kann der Staat Gelder im Bereich des Justizsystems und des Gesundheitswesens einsparen. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigte, dass der finnische Staat durch "housing first" mehr als 15.000 Euro weniger für Obdachlose ausgab als zuvor.
Vier von Fünf Betroffenen gelingt der Sprung zurück ins normale Leben
Statistiken zeigen, dass das Modell von Erfolg gekrönt ist. Vier und fünf Obdachlosen gelingt durch die Neuschaffung eines Wohnortes der Sprung in das gesellschaftliche Leben zurück. In den meisten westeuropäischen Ländern bekommen Obdachlose erst eine Wohnung vermittelt, wenn sie einen Job gefunden haben und bzw. oder ein vorhandenes Drogenproblem in den Griff bekommen haben, Finnland hat diesen Weg umgedreht.
Unterstützung bekommt die Y-Foundation im übrigen auch von der finnischen Lotterie. Diese kauft für die NGO Wohnungen am privaten Markt. Zusätzlich dazu unterstützen Banken die Organisation mit billigen Krediten, die mit den Mieteinnahmen zurück gezahlt werden. Die Zahlen geben dem Projekt recht. Während in ganz Europa die Obdachlosenzahlen ansteigen, sinken sie in Finnland. 1980 waren in Finnland noch 20.000 Menschen obdachlos, 2020 hingegen "nur" noch 4.600.