Viel Kritik am Mega-Event

So "grün" ist die Ski-WM in Saalbach wirklich

Die Veranstalter der alpinen WM 2025 sehen sich als "Role Model für Nachhaltigkeit", Umweltschützer bemängeln fehlende Kriterien.
Bernd Watzka
29.01.2025, 11:34

Was auf den Rennhängen verpönt ist, ist in den Öko-Bilanzen von WM-Veranstaltern umso willkommener: viel Grün. Doch was steckt hinter den "grünen" Ankündigungen der Saalbach-Organisatoren?

Zahlreiche Öko-Ziele legen die Veranstalter der Ski-WM (4. bis 16. Februar) in einer "Green Road" dar: "Schritt für Schritt und ohne Greenwashing. Transparent, selbstkritisch und mit Authentizität nähern wir uns unserem Ziel, Saalbach-Hinterglemm noch nachhaltiger zu gestalten", heißt es.

Für Geld für Nachhaltigkeit

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober sprach gar von einem der umweltfreundlichsten Events in der Geschichte des Skisports. Generalsekretär Christian Scherer nannte dafür bereits im Herbst einen finanziellen Mehraufwand in der Höhe eines siebenstelligen Betrags.

"Viele Gänsehautmomente"

Auf "Heute"-Anfrage heißt es von Saalbach-Sprecher Markus Aichner: "Neben sportlichen Höchstleistungen mit hoffentlich vielen Gänsehautmomenten legen wir besonderen Wert darauf, mit dieser WM ein Role Model im Sinne der Nachhaltigkeit zu sein", heißt es.

Zwölf "Handlungsfelder" bei WM

In ihrer "Zukunfts-Charta" werden gleich zwölf Handlungsfelder definiert, die "ökologische, soziale und ökonomische Grundsätze" der WM definieren – darunter sind Naturschutz, Ressourcen- und Energie-Sparen, Inklusion und Nachhaltigkeit.

Erneuerbare Energiequellen

Strom aus erneuerbaren Energiequellen, eine langfristige Nachnutzung von Neubauten, Müllvermeidung und ein innovatives Abfallwirtschaftskonzept garantiere ökologische Nachhaltigkeit. Auch der Einsatz wassersparender Technologien und die Verwendung regionaler Produkte sollen dazu beitragen, die Umweltbelastung gering zu halten.

Die Großveranstaltung erfülle zudem die Richtlinien des Landes Salzburg für ein "Green Event". Zudem richte man sich nach der internationalen Norm ISO 20121 ("nachhaltiges Veranstaltungsmanagement").

"Kriterien und Prüfungen" fehlen

Allerdings: In der "Zukunfts-Charta" der Ski-WM sei nicht ersichtlich, wie genau "diese Prinzipien umgesetzt werden, welche Kriterien ihr zugrunde liegen und wie die Prüfung dazu aussieht", kritisiert die Umweltschutzorganisation Greenpeace auf "Heute"-Anfrage.

Die Organisatoren schreiben etwa, dass der Ressourcenverbrauch "verantwortungsvoll" sein solle, es werde "allerdings nicht definiert, was das bedeutet", so Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner zu "Heute".

"Konkrete Maßnahmen nicht ersichtlich"

Auch beim Thema Mobilität ist nicht ersichtlich, welche Maßnahmen konkret gesetzt werden. Die größten Emissionen (rund zwei Drittel, Anm.) von Großveranstaltungen entstehen bei der An- und Abreise. Der große Andrang bei der WM werde zur Nutzung von Quartieren fern von Saalbach führen. Gibt es Shuttlebusse? Gratis-Parkplätze? All dies sei nicht ersichtlich.

„Es braucht mehr als gute Absichten: Klare Mindestkriterien, Transparenz und unabhängige Kontrollen.“
Ursula BittnerGreenpeace-Sprecherin
Ursula Bittner hat die Ankündigungen der WM-Macher unter die Lupe genommen.
Ursula Bittner hat die Ankündigungen der WM-Macher unter die Lupe genommen.
Mitja Kobal / Greenpeace

Selbstverpflichtung sei noch "keine Garantie"

Die Selbstverpflichtung als "Green Event" sei generell keine Garantie, dass die WM nachhaltig ausgerichtet werde, heißt es weiter. Es seien weder verpflichtende Kontrollen noch Sanktionen vorgesehen, so die Umweltschützer.

Bericht über Auswirkungen auf Natur

"Transparenz und Evaluierung sind besonders wichtig, wenn man Maßnahmen effektiv umsetzen und Fortschritte erreichen will. Es ist nicht bekannt, ob es einen Bericht über die Auswirkungen auf Natur und Klima geben wird", so Bittner.

Ein Bericht wäre aber "entscheidend, um die Maßnahmen auch überprüfen" zu können. "Wichtig wäre zum Beispiel zu wissen, ob die Bemühungen rund um die öffentliche Anreise funktioniert haben und wie man dies noch ausbauen kann", so Bittner.

Großevents mit massiven Auswirkungen

“Großevents haben enorme Auswirkungen auf Umwelt und Natur. Fatal ist es, wenn für Großveranstaltungen die Natur zerstört wird. Das muss verhindert werden", heißt es abschließend.

{title && {title} } bw, {title && {title} } Akt. 29.01.2025, 12:11, 29.01.2025, 11:34
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite