Österreich

So faul sind Studenten – viele machen nie eine Prüfung

Vier von zehn Studenten aller Studienrichtungen sind "prüfungsinaktiv". Bei einer IHS-Studie an 13 Unis waren es sogar 48 Prozent.

Christine Ziechert
Gründe, warum Studenten prüfungsinaktiv sind, gibt es viele (Symbolbild).
Gründe, warum Studenten prüfungsinaktiv sind, gibt es viele (Symbolbild).
Christandl Jürg / KURIER / picturedesk.com

Eine von Bildungsministerium, Universitätenkonferenz und Uni Graz beauftragte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) zeichnet ein nicht gerade positives Bild von Studenten an österreichischen Unis. Unter die Lupe genommen wurden alle Bachelor- und Diplomstudien an 13 Unis (exklusive fünf Kunstunis, zwei Medizin-Unis und die Montanuni).

Das Ergebnis: Nur 52 % dieser Studien wurden prüfungsaktiv (mindestens 16 ECTS-Punkte pro Studienjahr) betrieben – von den restlichen 48 % wurde von einem Drittel der Studenten (33 %) keine einzige Prüfung absolviert, die restlichen 15 % zeichneten sich auch nicht gerade durch Höchstleistungen aus – sie blieben zwischen einem und 15 ECTS-Punkten. Zum Vergleich: Als Regel-Studiendauer sind 60 ECTS-Punkte pro Jahr festgelegt.

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    Höheres Einstiegsalter und Job als Hindernisse

    Das IHS sah sich zudem Gründe für die Prüfungsinaktivität an:  Demnach waren etwa ein höheres Einstiegsalter, eine über der Geringfügigkeit liegende Erwerbstätigkeit sowie die gleichzeitige Aufnahme mehrerer Studien wichtige Faktoren. Prüfungsinaktive Studenten brechen zudem eher ihr Studium ab.

    Viele Studenten, die mit meist geringer Aktivität lange studieren, sind zwischendurch auch immer wieder inaktiv. Diese Gruppe besteht aus Berufstätigen, Personen mit Kindern oder gesundheitlichen Problemen, aber auch aus Menschen, die bewusst langsam studieren, ein zweites Studium betreiben oder einfach mit Leistungsanforderungen oder Studienbedingungen nicht zurechtkommen. 

    Human- und Tiermediziner schneiden am besten ab

    Wesentlich fleißiger präsentieren sich Studenten bei Studien mit Aufnahmeverfahren: So zeigte sich bei Human- und Tiermedizin eine beinahe 100 %-ige Prüfungsaktivität, gefolgt von Zahnmedizin und Psychologie (etwa 90 %). Philosophie, Statistik, Theologie, Kunstgeschichte oder etwa Wirtschaftsrecht lagen hingegen bei unter 40 Prozent 

    Insgesamt wurden 2019/20 über alle Unis und Studien gerechnet 62 % aller Studien prüfungsaktiv betrieben. In den vergangenen fünf Jahren habe man es aber geschafft, die Aktivität um 5 % zu steigern, erläuterte Elmar Pichl, Hochschul-Sektionschef im Bildungsministerium, bei einem Pressegespräch. Die "Aktivitätskluft" ist für ihn ein "österreichisches Unikum", andere Universitäten würden dieses Problem nicht kennen. Trotzdem rechnet Pichl künftig mit einem leichten Rückgang der Prüfungsinaktivität.