Österreich
So brutal unterdrücken Sittenwächter Frauen in Wien
Junge Frauen aus der Tschetschenen-Community brechen nun ihr Schweigen. Sie berichten aus ihrem brutalen Alltag mit den "Sittenwächtern".
Geheime Treffen, keine Namen, aber sie wollen gehört werden: Sechs junge Frauen aus der tschetschenischen Community in Wien haben mit "biber"-Redakteurin Aleksandra Tulej über ihr Leben mit selbsternannten Sittenwächtern gesprochen.
"Auf sozialen Medien sind die Frauen nur mit Fake-Profilen angemeldet. Fotos von ihnen gibt es aber keine zu sehen. Zu groß ist ihre Angst, dass die Bilder in Telegram-Gruppen von tschetschenischen Männern landen könnten und die ihnen dann drohen", so Tulej.
"Die Betroffenen haben mir erzählt, dass laut den Sittenwächtern Frauen unter keinen Umständen jemanden außerhalb der eigenen Community daten dürfen. Durch die Heirat untereinander soll gesichert werden, dass das Volk als solches bestehen bleibt. Eines der Mädchen hat einen Freund, der kein Tschetschene ist. Mit dem trifft sie sich im Museum, weil da keine Tschetschenen hingehen."
„"Mit dem Islam hat das nichts mehr zu tun"“
"Eine andere hat erzählt, dass sie mit einem Mitschüler in der Straßenbahn saß, als plötzlich vier fremde tscheschenische Männer aufgetaucht sind und ihr Prügel angedroht haben, wenn sie sie noch eimal mit dem Jungen sehen." Laut den Berichten der Frauen handelt es sich bei den Sittenwächtern meist um Teenager und junge Männer. "Die interpretieren die Begriffe Ehre und Respekt wie es ihnen passt. Mit dem Islam hat das nichts mehr zu tun", so Tulej.
Video: Verdächtige quälten Burschen
"Die Frauen sollen nur Röcke tragen. Hosen sind für Sittenwächter 'haram' (dt. verboten), weil sie die Figur betonen. Eine der Frauen hat mir erzählt, dass sie und ihre Schwester Hosen tragen dürfen, aber ihr Vater das nun schon langsam kritisiert, da sich das bereits in Community herumspricht."
"Es gibt Tschetschenen, die nichts von all diesen Regeln halten, aber sich nichts sagen trauen, weil sie sich auch vor den Sittenwächtern fürchten. Diese Männer wollen dann meist auch keine Tscheschenin heiraten. Eine Betroffene berichtet, dass ihr Bruder sehr wohl mit österreichischen Frauen flirtet, aber das egal ist, weil er ein Junge ist." Damit sich etwas in der Community ändert, braucht es laut den jungen Wienerinnen gute Vorbilder, mehr Aufklärung und die Stimme der Frauen. "Diese Frauen wünschen sich, dass sie nicht mehr auf Schritt und tritt verurteilt werden, nur weil sie Tschetscheninnen sind und dass ihre Community mit der Zeit geht", so Tulej.