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Dieses Sniper-Spiel legt die Messlatte höher

Heute Redaktion
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"Sniper Ghost Warrior Contracts" legt die Latte für Scharfschützen-Spiele höher. In einigen Punkten ausbaufähig, ist das Gameplay hart und packend.

CI Games legt mit "Sniper Ghost Warrior Contracts" (PC, PS4, Xbox One) einen spannenden Mix aus Action-Game und Simulation vor. Anders als in Scharfschützen-Konkurrenz-Produkten geht es hier nicht darum, möglichst kreative Kills durchzuführen oder ein breites Waffenarsenal gegen die Zielpersonen einzusetzen, sondern darum, schnell und leise das Ziel auszuschalten und wieder zu verschwinden.

Entsprechend vernachlässigbar ist die Handlung von "Sniper Ghost Warrior Contracts". Als bezahlter und namenloser Auftragskiller soll man im kalten Sibirien auf alles schießen, auf das ein Kopfgeld ausgesetzt wurde. Dazu zählen angehende Diktatoren ebenso wie chemische und biologische Waffen einsetzende Militärs. Die Vorstellung der Personen läuft dabei jedoch so schnell ab, dass man sich in Missionen kaum erinnert, warum man das Ziel jagt.

Technisch zeigen sich bei den Missions-Präsentationen kleine Mängel. Zwar werden beinahe nur Standbilder und wenige bewegte Aufnahmen genutzt, doch die Videos haken etwas, als würden sie noch nachladen müssen. Allzu viel Sorgen bereitet das dem Spieler wahrscheinlich nicht, denn die Videos sind kaum einprägsam und werden beim neuerlichen Spielen wohl schnell übersprungen werden.

Derbe Sprüche an der Tagesordnung

Zudem gibt es Deutsch nur als Untertitel, die Sprecherstimmen im Spiel sind auf Englisch. Überraschend, aber vielleicht auch gut so, denn derbe Sprüche gibt es zuhauf. Beispiel gefällig? Wenn sich zwei Soldaten zu Beginn des Games unterhalten, hört sich das so an: "Verdammt, ist das laut." "Nicht so laut wie deine Freundin, als ich's ihr besorgt habe." "Ha. Du Ficker." "Genau das hat sie auch gesagt..."

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Doch nicht alles Technische ist an "Sniper Ghost Warrior Contracts" zu kritisieren. Bei den Umgebungen und Figuren war zwar keine Hochglanz-Grafik drin, sie sind aber trotzdem gut gelungen und vor allem die fünf Regionen der Sibirien-Karte mit den 25 Haupt-Missionen sind sehr abwechslungsreich gestaltet, so dass man sie gerne mehr als nur einmal besucht.

Das Gameplay als wahre Stärke

Was der Titel technisch nicht bietet, macht das Gameplay wieder gut. Traditionell steht Schleichen auf dem Programm, wobei das Spiel genug Häuser, Felsen, Sträucher und Gräser in der Umgebung für unterschiedliche Herangehensweisen bietet. Entweder man versucht, schon aus der Ferne Gegner mit dem Sniper-Gewehr auszuschalten, oder man schleicht sich heran und nützt Pistolen oder Messer, um sie danach auch gleich durchsuchen und die Körper verstecken zu können.

Etwas kurios artet die Künstliche Intelligenz der Gegner an. Manchmal starren sie auch nach mehreren abgegebenen Schüssen noch ins Leere und stehen still da, manchmal haben sie uns aber schon entdeckt, wenn wir noch in einem Versteck auf der Lauer liegen. Auch etwas skurril: Entdeckt uns ein Feind, wissen sofort alle Gegner unseren Standort. Aber: Bei der Entdeckung funktioniert das Spiel realistischer als seine Konkurrenten. Statt schnell wieder in den Ruhemodus zu verfallen, feuern Soldaten auch auf gut Glück ins Leere, laufen herum, um uns aufzuscheuchen und kreisen uns auch taktisch ein.

Wenige Waffen wirklich praktikabel

"Sniper Ghost Warrior Contracts" gibt dem Spieler neben Scharfschützen-Gewehr, Pistole und Messer auch Maschinengewehre, Granaten, Minen, Drohnen, Robo-Geschütze und jede Menge Objekte zur Hand, die man explodieren lassen kann, wirklich nutzbar sind diese in den höheren Schwierigkeitsgraden allerdings nicht. Im einfachsten Schwierigkeitsgrad mag man mit Frontalangriffen noch Erfolg haben können, in den höheren Graden sind Lärm und Explosionen aber so gut wie der sichere Tod für den Spieler. Im Kugelhagel überlebt man meist nur Sekunden.

Kein Problem, denn das Nutzen des Sniper-Gewehrs ist ebenso fordernd wie spannend. Hier bietet der Titel realistische Erfahrungen. Kugeln werden vom Wind, von der Distanz, sogar von der Corioliskraft beeinflusst. So wird jeder Schuss zur adrenalingeladenen Präzisionsaufgabe. Gegensteuern lässt sich mit dem einstellbaren Zielfernrohr und dem Head-up-Display, das die Windgeschwindigkeit anzeigt.

Blut wird nicht gescheut

Bei der Wirkung zeigt der Titel ebenso keine Zurückhaltung: Blut spritzt, Soldaten sacken zusammen, Teile des Schädels fliegen durch die Gegend und auch eine Kill-Cam gibt es, die der Kugel aus dem Lauf bis zum Eintreten in den Körper des Feindes folgt. Fair verteilte Checkpoints sorgen dafür, dass gescheiterte Missionen schnell noch einmal angegangen werden können. Das will das Spiel aber sowieso verhindern, indem es Missionen kaum scheiterbar macht.

Stirbt man nicht, sondern wird einfach vom Ziel entdeckt, wird die Zielperson einfach an einen anderen Ort gebracht und dort besser abgesichert. Das kommt einem nahtlosen Ergebnis zugute, denn es muss nicht dauernd gespeichert und geladen werden. Vielmehr passt man sich den wechselnden Gegebenheiten an und versucht eine neue Vorgehensweise. Platz zum Experimentieren lässt dem Spieler der Titel genug.

Schlechte Missionsenden, hoher Wiederspielwert

Bei den Missionen ist die Abwechslung groß: Beim Infiltrieren von Anlagen muss man in den Nahkampf, bei Spähaufgaben möglichst ungesehen durch Feindesgruppen kommen und bei Eliminierungen einen geeigneten Schussplatz finden. Was an den spannenden Missionen etwas verärgert sind die Enden. Statt mit dem Ausschalten des Ziels oder einer besonderen Aufgabe zu enden, bestehen sie darin, einen Extraktionspunkt zu erreichen. Dafür muss man teils minutenlang durch die Spielwelt stapfen und kriecht gefühlt in Zeitlupe auf das erhellte Gebiet zu, das die Mission schließlich abschließt.

Stark ist aber neben dem Gameplay der Sound. Kugel pfeifen hörbar an einem vorbei, Explosionen wirken realistisch und auch die Stimmen – vom Geredeten abgesehen – sind schön getroffen. Damit das Spiel auch nach den rund 15 Spielstunden noch spannend ist, sorgt ein Shop, in dem man für in Missionen gewonnenes Geld in Ausrüstung und Fähigkeiten investieren kann. So kann man etwa in ein Nachtsichtgerät investieren und damit neue Schleichwege finden oder sich mit einer Panzerung direkt ins Frontalgefecht wagen.

Nicht einwandfrei und dennoch top

Die kritisierten technischen Mängel haben uns den Spielspaß keinesfalls verdorben. Zu stark ist das Gameplay ausgefallen, als dass man allzu sehr auf die Ruckler und KI-Chaoten achten würde. Einzig eine etwas einprägsamere und tiefgehendere Story hätte es in "Sniper Ghost Warrior Contracts" schon sein dürfen. Das hier Gebotene vergisst man leider viel zu schnell und meist hat man auch wenige Minuten nach Missionsbeginn keine Ahnung mehr, warum man ein Ziel eigentlich ausschalten soll.

Gerade beim Entdeckt-werden von Feinden, der realistischen Waffen-Physik und der Umgebungs-Gestaltung können sich andere Sniper-Spiele noch einiges abschauen, denn hier legt der Titel die Latte deutlich höher. Das spannende "Sniper Ghost Warrior Contracts" macht spielerisch einfach sehr viel Spaß, auch wenn das Drumherum den Feinschliff teils deutlich vermissen lässt.