Österreich

"Sklaven" mussten auf Reiterhöfen um 3,75 € arbeiten

Sie wurden mit dem Versprechen von gut bezahlten Jobs nach Österreich gelockt. Doch hier wurden die Marokkaner nur ausgebeutet.

Christine Ziechert
Die Männer mussten 60 Stunde pro Woche arbeiten (Symbolbild).
Die Männer mussten 60 Stunde pro Woche arbeiten (Symbolbild).
Getty Images

Sie mussten 60 Stunden pro Woche auf Reiterhöfen schuften, erhielten dafür 900 Euro im Monat – das entspricht einem Stundenlohn von 3,75 Euro. Ein Marokkaner (30) soll gemeinsam mit mindestens zwei Reitstall-Besitzern aus Kärnten Landsmänner nach Österreich gelockt haben. Dort wurden sie anschließend als "Sklavenarbeiter" ausgebeutet.

Wie die "Kleine Zeitung" berichtet, soll der 30-Jährige über Mittelsmänner in seinem Heimatland junge Männer angeworben haben. Den Marokkanern wurden gut bezahlte Arbeitsstellen versprochen, doch davor mussten sie für Visum und Flug ordentlich in die Tasche greifen. Pro Person wurden laut dem Grazer Staatsanwaltsschaftssprecher Christian Kroschl 5.000 bis 8.000 Euro kassiert, obwohl die Kosten nur rund 500 Euro betrugen.

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    Anklage wegen Schlepperei

    Der Marokkaner kontaktierte Reitställe, die über die AMS-Homepage Personal gesucht hatten. Nachdem die jungen Männer gezahlt hatten, meldeten die Reiterhof-Besitzer die Männer als Saisonarbeiter an. Diese erhielten daraufhin ein Visum. In Österreich angekommen, wurden die Arbeiter dann auf die Betriebe verteilt.

    Dem 30-Jährigen konnte nachgewiesen werden, vier Marokkaner rechtswidrig nach Österreich gebracht zu haben. Ihm wird Schlepperei und die entgeltliche Beihilfe zum unbefugten Aufenthalt vorgeworfen. Auch zwei Kärntner Reitstall-Betreiber werden u.a. wegen Ausbeutung eines Fremden und Menschenhandel angeklagt.

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      Doku NÖ

      Ermittler gehen von 36 Opfern aus

      Ermittler des Landeskriminalamtes Kärnten gehen allerdings von 36 Opfern aus, die auf 35 Reiterhöfe – fünf in Kärnten und sieben in der Steiermark – ausgebeutet wurden. Das Verfahren gegen zwei Beschuldigte musste jedoch im Zweifel eingestellt werden, ein weiteres wurde abgebrochen. Gegen einen Reitstall-Besitzer in Kärnten wird noch ermittelt. 

      Aufgeflogen ist der "Sklavenfall" laut der "Kleinen Zeitung" durch einen Zufall: Polizisten stießen im vergangenen Mai im Bezirk Völkermarkt auf einen verwirrten Marokkaner. Der junge Mann besaß zwar ein Visum und eine Arbeitsbescheinigung, sprach aber weder Deutsch noch Englisch und konnte auch nicht schreiben oder lesen. Ermittlungen führten schließlich zu dem 30-Jährigen, der in Graz festgenommen wurde. Er sitzt in U-Haft, für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

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