Coronavirus

"Skandalös"– nun gehen Corona-Experten auf Kanzler los

Kanzler Nehammer kündigt eine "kritische, schonungslose Analyse" zur Aufarbeitung der Pandemie an. Eine Äußerung sorgt allerdings für heftige Kritik. 

Michael Rauhofer-Redl
Ulrich Elling ist Molekularbiologe am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – nach einem Kanzler-Sager rechnet er mit dem Politikverständis Nehammers ab. 
Ulrich Elling ist Molekularbiologe am Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – nach einem Kanzler-Sager rechnet er mit dem Politikverständis Nehammers ab. 
Roland Schlager / APA; picturedesk.com – "Heute"-Montage

"Corona war für unsere Gesellschaft eine Art Trauma, das wir nun gemeinsam aufarbeiten sollten", sparte Bundeskanzler Karl Nehammer am Mittwoch nicht mit großen Worten, als er das neueste Vorhaben der Regierung präsentierte. So plant der Regierungschef die Einsetzung einer "Kommission für Transparenz". 

Eine "kritische, schonungslose Analyse" der Geschehnisse und Transparenz hinter den Entscheidungen, die zu den Corona-Maßnahmen wie der Impfpflicht geführt hatten, seien "Pflicht und gleichzeitig Voraussetzung", um die gesellschaftlichen Wunden zu heilen, so der Kanzler.

Experte über "skandalösen Sager" empört

Für Aufsehen sorgte Nehammer allerdings mit einer Aussage über die heimischen Corona-Experten – diese standen lange Zeit in diversen Gremien, wie etwa GECKO, der Ampelkommission oder dem Krisenstab, im Fokus der Öffentlichkeit. Nun bekennt Nehammer.  "Wir waren expertenhörig. Nun sollen Experten klären, warum sie zu ihren Entscheidungen gekommen sind."

Diese Äußerungen kamen bei einigen der Experten allerdings nicht gut an. Statistiker Erich Neuwirth erklärt, dass ihn diese Formulierung Nehammers "sehr verwundert" zurücklasse. Mikrobiologe Ulrich Elling bezeichnete diese gar als "skandalösen Sager". 

An anderer Stelle führt der Molekularbiologe aus, dass es sich bei Nehammers Formulierung um eine "bewusste Verdrehung der Realität" handle, denn: "Kein Experte hat Entscheidungshoheit." Ihm, Elling, sei jedenfalls "sicher niemals jemand hörig" gewesen. Im Gegenteil: "Ganz ehrlich, oft war es sogar frustrierend zuzusehen, wie wenig die Empfehlungen der Experten in die Entscheidungsprozesse eingeflossen sind", beklagt Elling. 

Nehammer will Versöhnung zu Ostern

Der Dialogprozess der Bundesregierung jedenfalls solle nun in den kommenden Wochen vom Bundeskanzleramt und seinem Haus gemeinsam erarbeitet und mit den Parlamentsparteien besprochen werden, so der Gesundheitsminister abschließend. Rund um Ostern will die Regierung dann nicht nur bunte Eier, sondern auch die Versöhnung mit den Bürgern suchen.

Details zum "Dialogprozess" sollen jetzt von Kanzleramt und Gesundheitsministerium erarbeitet werden und rund um Ostern starten. Nähere Details blieb man gestern schuldig. Nur so viel: Nehammer wird in den nächsten Wochen dazu eine Grundsatzrede halten.

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS