Oberösterreich

Sittenwächter, Krawalle – was sich jetzt ändern soll

Halloween-Krawalle, Sittenwächter: Jugendkriminalität wird vermehrt zum Problem. Was kann man tun? Das sah sich eine Delegation aus OÖ in Berlin an.

Oberösterreich Heute
In Linz kam es in der Halloween-Nacht des Vorjahres zu heftigen Jugendkrawallen. Es hagelte Anzeigen, mittlerweile gab es zahlreiche Verurteilungen.
In Linz kam es in der Halloween-Nacht des Vorjahres zu heftigen Jugendkrawallen. Es hagelte Anzeigen, mittlerweile gab es zahlreiche Verurteilungen.
fotokerschi.at

Draußen prasselt der Regen auf die Straßen von Berlin-Neukölln, im Bezirksamt sitzt Güner Balci und zeichnet ein düsteres Bild. Die bekannte Schriftstellerin und Filmemacherin, die in Deutschland gefragter Talkshow-Gast ist (z.B. bei Markus Lanz), ist seit 2020 Integrationsbeauftragte des Bezirks. Sie erzählt von Clan-Strukturen, von Schulen, in denen eine "Ramadan-Polizei" die Kleidung von Schülerinnen und Lehrerinnen kontrolliere. Es gäbe Islamisten, die die ganze Gesellschaft umdrehen wollen. 

In Oberösterreich ist man von solchen Zuständen weit entfernt. Dennoch sorgten junge Gewalttäter in der Halloween-Nacht im Vorjahr für Entsetzen. Polizisten und Passanten wurden in Linz attackiert, es hagelte 129 Anzeigen, gefolgt von 17 Prozessen bis Sommer. Auch Vorfälle mit "Sittenwächtern" gab es in Linz, in Wien sorgte vor wenigen Tagen ein solcher Fall für Schlagzeilen.

Eine Delegation um Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP), Polizeipräsident Andreas Pilsl und NGO-Vertreter war jetzt in Berlin, um zu sehen, wie man gegensteuern könnte. Einen möglichen Weg zeigt Ahmad Mansour. Er hat das Präventionszentrum "Mind Prevention" gegründet, seine jungen Mitarbeiter arbeiten intensiv mit Straftätern, wollen patriarchale Strukturen aufbrechen. 

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    Die OÖ-Delegation mit Experten aus dem Integrationsbereich besuchte das Bezirksamt Neukölln.
    Die OÖ-Delegation mit Experten aus dem Integrationsbereich besuchte das Bezirksamt Neukölln.
    Land OÖ

    Rollenspiele im Gefängnis

    Sie zeigen in Rollenspielen, beispielsweise in Gefängnissen, wie Situationen in patriarchalischen Familien häufig ablaufen. Die betroffenen Jugendlichen beschäftigen sich dadurch mit der Situation, es wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, was hier passiert. Solche Workshops sollen langfristig dabei helfen. 

    Der Verein "Kotti" im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist eine erste Anlaufstelle für Zuwanderer. Sie können sich dort Dokumente übersetzen lassen, bekommen Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. Auch hier wird die Arbeit immer mehr, auch hier versuchen die Mitarbeiter, Zuwanderer so gut wie möglich zu integrieren. 

    Was muss sich also ändern? Fazit von Hattmannsdorfer nach den Terminen: Man müsse die zahlreichen Erfolgsstorys von gut Integrierten mehr in den Vordergrund rücken, echte Aufstiegschancen bieten. Aber auch: "Volle Härte bei denen, die sich nicht an die Regeln halten". 

    Der "größte Fehler" sei es, Probleme zu ignorieren und schönzureden. Er kritisiert "falsch verstandene Toleranz und Schönfärberei". Das helfe niemandem. Der ÖVP-Politiker spielt dabei auf die Versäumnisse in Berlin an, die es dort unter linken Parteien gegeben habe. Bei der vergangenen Wahl wurde ja die CDU mit 28 Prozent zur stärksten Kraft gewählt. 

    Man müsse "Respekt" vor Werten und Normen, Gesetzen und Autoritäten (Lehrer, Polizei) einfordern. Wichtig sei andererseits auch, positive Beispiele von gut integrierten Zuwanderern stärker zu zeigen. Wer Teil der Gesellschaft sein wolle, müsse auch die Chance auf den Aufstieg haben. 

    Weiterer entscheidender Punkt: die Polizeiarbeit. Landespolizeidirektor Pilsl und Hattmannsdorfer führten in Berlin Gespräche, um die Zusammenarbeit in Zukunft zu vertiefen. So sollen künftig Beamte aus Oberösterreich im Rahmen des EU-Programms Erasmus Erfahrungen in Berlin sammeln und umgekehrt.

    "Wir werden ganz genau hinschauen: Was machen wir, was machen die Berliner Kollegen, wie können wir hier voneinander profitieren?", sagt Pilsl. Das Programm koste Österreich nichts, man müsse es nur nutzen, betonen die Politiker.

    Künftig mehr Jugendkontaktbeamte

    Vor allem von der Operativen Gruppe Jugendgewalt (OGJ) in Berlin könne man viel lernen. Diese speziell ausgebildeten Beamten suchen bewusst die Verbindung zu Jugendlichen, halten Kontakt, können Probleme schon frühzeitig erkennen und dagegen vorgehen. Ähnlich ist die Arbeit der "Jugendkontaktbeamten", von denen in OÖ künftig noch mehr ausgebildet werden sollen. Auch Experte Mansour von "Mind Prevention" wird die Beamten aus OÖ künftig unterstützen.

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