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"Sie verbieten uns, was sie selber nicht essen – Witz"

"Nur weil sie mehr sind, können die Deutschschweizer über uns bestimmen", ärgert man sich in der Westschweiz über das geplante Verbot für Stopfleber.

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    Gaby Bertschy, Inhaberin einer Metzgerei in Fribourg, hat überhaupt kein Verständnis für das geplante Importverbot von Stopfleber.
    Gaby Bertschy, Inhaberin einer Metzgerei in Fribourg, hat überhaupt kein Verständnis für das geplante Importverbot von Stopfleber.
    20min/Thomas Sennhauser

    Der Röstigraben (Anm. Rösti ist eine Kartoffel-Spezialität) war gestern – jetzt spaltet der Foie-gras-Graben die Schweiz. Eine Volksinitiative will den Import der umstrittenen Stopfleber verbieten. In der Westschweiz kommt das gar nicht gut an, wie eine Umfrage von "20 Minuten" in Fribourg zeigt.

    Gaby Bertschy (53), Inhaberin der Metzgerei Nicolas Bertschy, wehrt sich gleich aus zwei Gründen gegen das geplante Verbot: "Ich esse selbst sehr gerne Gänseleber. An den Festtagen essen wir das hier in Lausanne besonders gerne." Und: "Gerade während der Festtage verkaufen wir natürlich auch viel."

    "Sie haben es natürlich leicht, uns das zu verbieten"

    Dass die Deutschschweizer das Kulturgut, das heute aufgrund des Produktionsverbots in der Schweiz hauptsächlich aus Frankreich importiert wird, verbieten wollen, kommt bei Bertschy gar nicht gut an: "Ich verstehe das nicht. Sie essen selber ja kaum Stopfleber und haben keine Bindung zu unserer Tradition. Klar, dass es ihnen dann leichter fällt, uns das zu verbieten."

    Die Sorge der Tierschützer verstehe Bertschy zwar, aber: "Dafür gibt es Tierschutzgesetze. Extreme Schlachtmethoden unterstütze ich auch nicht."

    "Verbot löst das Problem nicht"

    Die 39-jährige Emilie esse selber zwar nur selten Stopfleber. "Meine Familie isst sie jeweils an Weihnachten." Trotzdem ist sie gegen ein Importverbot: "Das ist ein Witz. Die Maßnahme löst das eigentliche Problem des Tierleids nicht."

    Carrel Grégory genießt mit seinem Hund die letzten spätsommerlichen Sonnenstrahlen bei einem Bier. "Ich esse gerne ab und zu Stopfleber", sagt er. In der Schweiz kaufe er sie aber nicht, er möge keine importierten Produkte. "Darum gönne ich mir das jeweils, wenn ich in Frankreich bin."

    "Das ist nicht fair"

    Dass der Import eingeschränkt werden soll, stört den 39-Jährigen nicht so sehr, auch wenn er sich gegen ein komplettes Verbot wehrt. Wütend macht ihn etwas anderes: "Bei allen Abstimmungen, bei denen man den Röstigraben sieht, verlieren wir. Und das einfach nur, weil es viel mehr Deutschschweizer gibt. Das ist doch nicht fair, das ist ein Problem", findet er. Seine Lösung: "Wir müssen das ganze Abstimmungssystem ändern!"

    Dafür wiederum hat der 58-jährige Basler René, der gerade in Fribourg ist, kein Verständnis: "Es ist nun einfach so, dass die Deutschschweiz mehr Einwohner hat. Damit müssen die Romands leben, das ist Demokratie", sagt er. Und auch wenn er den Foie-gras-Graben nicht noch vertiefen will, sagt er: "Ich habe das noch nie in meinem Leben gegessen und die Schlachtmethode ist grausam. Klar, gehört der Import verboten."

    Ob die Romands (Anm. Schweizer mit Französisch als Muttersprache) das drohende Stopfleberverbot noch abwenden können, wird sich an der Urne zeigen. Sicher ist: Auch in Bundesbern ist das Thema gerade vor den Wahlen ein heißes Eisen.

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