Wildtiere
Häufige Fremdgeher: Das rätselhafte Sexleben der Aale
Ein lüsternes Tier scheint er zu sein, der tropische Aal Aguilla marmorata. Forscher geben nun bekannt: Er ist ein notorischer Fremdgeher.
Forscher an der Universität Salzburg haben gemeinsam mit internationalen Kollegen das rätselhafte Liebesleben der tropischen Aale erforscht. Klingt vielleicht unspannend, aber was sie herausfanden, ist eine Überraschung.
Die schlangenförmigen Tiere sind nämlich notorische Fremdgeher. Sie paaren sich nicht nur mit Tieren ihrer eigenen Art, sondern auch sehr häufig mit Fremden. Solche Hybride gibt es zwar öfter in der Tierwelt, aber nirgends so oft wie bei den tropischen Aalen.
Wo ist das Liebesnest?
Ein Aal pflanzt sich prinzipiell so fort: Als Erwachsener leben sie im Süßwasser. Zur Paarung jedoch schwimmen sie ohne zu essen bis zu 8.000 Kilometer zu Laichgründen im Meer, um nach der Ei-Ablage zu sterben. Der frei im Wasser schwebende Laich wird durch die Strömung wieder in Küstennähe gespült, wo die Jung-Aale ihr Leben wieder im Süßwasser verbringen können. Und jetzt beginnt das Rätsel: Die individuellen Laichgründe aller Aal-Arten sind unbekannt, man kennt bisher nur einzelne.
Bei den tropischen Aalen Anguilla marmorata und Anguilla megastoma weiß man das zum Beispiel nicht. Man weiß nur: Sie leben als Erwachsene im Kratersee Lake Letas auf der Südpazifikinsel Gaua (südlich von Australien). Wohin sie reisen um sich fortzupflanzen, weiß man nicht.
Um hier etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben Forscher 500 Aale aus Gaua genetisch analysiert. Das sind die Jungtiere, die von ihrem unbekannten Geburtsort wieder an den Wohnort ihrer Eltern zurückkehren.
Fremdgeh-Quote hoch
Die Ergebnisse dieser Untersuchung: Es sind ziemlich viele "Mischlinge" dabei. 22 Prozent der Jungtiere, die in ihren Lebensraum Gaua zurückkehrten, waren das Ergebnis eines Seitensprunges. Ein Aal der Art Anguilla marmorata hat sich dabei mit einem artfremden Aal gepaart - meist mit einem Aal der Art Anguilla megastoma.
Das ist in der Tierwelt sehr viel, bei anderen Tieren liegt diese Hybrid-Quote bei etwa einem Prozent. Dass daraus auf Dauer eine neue Aal-Art entstehen wird, glauben die Forscher aber nicht: Die Hybride, die "gemischten" Jungtiere, scheinen sich nicht fortzupflanzen. Bis jetzt fand man nur Hybride erster Generation.